Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland
Beamtenarsch machen wird...«
»Moment, Moment!«, stoppte Paul ihren Redefluss. »Du meinst, Friedas Schwangerschaft könnte ihren Tod erklären? Könnte es sein, dass jemand sie zu einem Abbruch zwingen wollte? Und dieser Jemand ist der Mörder?«, sprudelte es aus Paul heraus.
»Ich dachte, du hast schon mit der Oberstaatsanwältin gesprochen?« Jasmin klang nun verhaltener. »Dann weißt du doch, dass Rode im Kreuzfeuer steht - oder stehen sollte. Genau das macht es nämlich so schwierig: Schnelleisen, mein Chef, treibt uns alle in den Wahnsinn. Er verlangt völlige Gewissheit, bevor er ernsthafte Schritte gegen einen Staatssekretär einzuleiten bereit ist. Ohne eine klare Ansage der Staatsanwaltschaft setzt der keinen Fuß in Rodes Haus.«
»Wie wäre es mit einem Gentest? Das ist doch heutzutage gängige Praxis«, schlug Paul vor.
Ein Lachen schallte durch den Hörer. »Gentest? Bist du verrückt? Kein Richter erteilt uns dafür die Befugnis! Dafür haben wir viel zu wenig in der Hand.«
»Was könnt ihr denn sonst unternehmen?«
»Mit einem Vergleich der Reifenspuren hätten wir zumindest einen Fuß in der Tür. Eine solche Untersuchung könnten wir dem Staatssekretär unterjubeln, indem wir angeben, dass sämtliche Radprofile der Anwohner im weiteren Umfeld überprüft würden.«
»Ja, das wäre eine Möglichkeit.«
»Die aber nur zum Erfolg führt, wenn nichts von Friedas Schwangerschaft an die Öffentlichkeit gelangt. Also: pssst! Aber das hat dir deine Braut ja sicherlich schon eingeschärft.« Jasmin hielt kurz inne, bevor sie sich erkundigte: »Warum rufst du eigentlich an? Gibt es was Besonderes?«
Paul zögerte. »Ja, äh, nein. Es ist nicht mehr so wichtig.«
»Na dann, mach’s gut. Ich muss jetzt Schluss machen. Schnelleisen steht vor der Tür.«
18
Da seine Eltern Autotouren zunehmend scheuten und ihn nur noch selten in Nürnberg besuchten, hatte er es sich zur Angewohnheit gemacht, in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen nach Herzogenaurach zu fahren.
Paul parkte nahe dem holzverkleideten Häuschen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Sportplatz der Turnerschaft und malte sich auf dem kurzen, schmalen Schotterweg bis zur Haustür aus, was er mit Hertha und Hermann unternehmen könnte: einen kleinen Stadtbummel vielleicht, die Hauptstraße zwischen den beiden Stadttürmen entlangschlendern, anschließend ein Eis auf dem Marktplatz genießen oder einen Kuchen auf der schönen Terrasse des Ratskellers, was seine Mutter wohl bevorzugen würde. Das Wetter passte jedenfalls, das angekündigte Tief hatte sich nicht durchsetzen können.
Paul kam nicht mal ansatzweise dazu, seinen Vorschlag zu unterbreiten, da hatte ihn Hertha aus dem Küchenfenster schon erspäht, riss kurz darauf die Tür auf und zog ihn ins Haus. Dort leitete sie ihn durch Flur und Esszimmer tunlichst an der Sofaecke vorbei, wo sein Vater saß.
»Komm erst mal mit auf die Veranda, mein Junge. Vati sieht fern, es reicht, wenn du ihn später begrüßt. Er hätte sonst sowieso nur neue Arbeit für dich. Meint, dass der Jägerzaun mal wieder gestrichen werden muss.«
Paul tat, wie ihm geheißen, und nahm in der bunt geblümten Hollywoodschaukel mit Blick auf den weitläufigen Garten und die angrenzenden Bäume des Donwaldes Platz. »Wo hast du denn deine Katinka gelassen? Immer kommst du allein. Das gehört sich nicht für ein frisch vermähltes Paar.«
»Aber Mutti, du weißt, dass Katinka schwer beschäftigt ist in ihrem Job. Vielleicht klappt’s mal am nächsten Wochenende.«
»Nein, nein, du kannst deiner Mutter nichts vormachen. Die Heirat hat in euren Leben nichts verändert, weder in deinem noch in Katinkas. Jeder schaut nur auf sich selbst.« Ihre kleinen dunklen Augen waren voll des Vorwurfs. »Ihr wohnt doch immer noch nicht zusammen, gell? Drei Monate nach der Hochzeit noch immer getrennte Betten.«
»Nun ja, so würde ich das nicht sagen. Mal übernachte ich bei ihr, mal sie bei mir.«
»Und mal bleibt jeder für sich allein. Lass dir sagen, Bub: So klappt das nie und nimmer mit dem Kinderkriegen.«
Paul begann, stärker zu schaukeln. »Ich habe dir schon einmal gesagt, dass wir andere Prioritäten in unserem Leben setzen, schließlich sind wir ja nicht mehr die Jüngsten. Ein für allemal: Kati und ich sind zusammen, weil wir uns lieben, nicht unbedingt, um eine Familie zu gründen. Zumal sie mit Hannah ja schon eine tolle Tochter hat.«
»Das ist nicht das Gleiche«, fegte Hertha seinen Einwand
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