Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland
sein?
Kaum hatte Paul diesen Hinweis angebracht, nahm ihm Katinka den Wind aus den Segeln: »Ja, ja, Paul, du hast mir davon ja schon vor ein paar Tagen erzählt. Die Nummer haben wir selbstverständlich längst überprüft.«
»Und? War es die der Toten?«
»Fehlanzeige. Es handelt sich um den Anschluss einer gewissen Frieda Gerstel.«
»Frieda Gerstel? Der Name sagt mir gar nichts.«
»Mir auch nicht. Muss er auch nicht. Denn es reicht zu wissen, dass diese Frieda Mitarbeiterin der Staatskanzlei in München ist und ihr Geld damit verdient, dass sie die Reden des Herrn Staatssekretärs schreibt.«
»Oh.«
»Ja, oh. Das war wohl nix.«
»Und was ist mit Friedas Handy?«, suchte Paul einen neuen Anlauf. »Ihr habt es doch sichergestellt, oder? Kann euch das nicht zum Tater führen? Die Nummer ihres Freundes war doch sicher gespeichert, oder man könnte anhand der Anruflisten ...« Er unterbrach sich selbst, als er Katinkas mitleidig-rügenden Blick spürte. »Ich weiß schon«, gab er sich selbst eine Antwort, »alles längst geprüft.«
Katinka nickte beiläufig und sann noch ein wenig über den Fall nach, während sie zum Weinmarkt weitergingen. Dann klärten sich ihre Gesichtszüge wieder auf und sie fragte: »Wie sieht’s aus? Nimmst du deine Frau auf einen Schlummertrunk mit zu dir rauf?«
Paul grinste schelmisch. »Einen Schlummertrunk kann ich dir leider nicht anbieten. Aber was hältst du von einer letzten Nacht auf meinem Schlafsofa, bevor es demnächst auf dem Sperrmüll landet?«
Katinka stimmte in sein doppeldeutiges Grinsen ein. »Oh, wie verlockend - da kann ich unmöglich widerstehen.«
20
Viel zu früh am Morgen brach Katinka auf, denn sie musste noch nach Hause fahren, um sich umzuziehen, bevor sie ihren Dienst im Oberlandesgericht antreten konnte. Zweimal hintereinander dasselbe Kostüm zu tragen, kam für sie nicht in Frage.
Paul blieb zurück mit der Qual der Wahl, ob er sich nun doch dem weiteren Kistenpacken oder lieber seiner eigentlichen Arbeit widmen sollte. Er musste unter anderem die Bilder für den Knoblauchslandkalender bearbeiten, außerdem endlich die Foto-CD bei Deuerlein abgeben - mit dezent beigelegter Rechnung.
Mit leerem Magen allerdings mochte er nicht arbeiten, also schlüpfte er in seine Sneakers und lief die Treppe hinunter. Draußen empfingen ihn Vogelgezwitscher und feuchtwarme Luft. Guter Dinge schlug er den Weg in Richtung Bäckerei ein.
Im Türrahmen prallte er beinahe mit einem anderen Kunden zusammen, der die Backstube gerade mit einer großen Brötchentüte im Arm verließ.
»Hannes!«, rief Paul angenehm überrascht. »So früh schon auf den Beinen?«
Der Pfarrer nahm die Brötchentüte aus dem Blickfeld. »Das gleiche könnte ich dich fragen. Hast es wohl endlich erkannt: Morgenstund hat Gold im Mund.«
Hannes Fink wartete, bis auch Paul seinen Einkauf erledigt hatte. Anschließend traten beide zusammen den Rückweg an. So blieb es nicht aus, dass Fink sich nach dem Fortschritt der Ermittlungen um Friedas Tod erkundigte. »Man liest ja gar nichts mehr in der Zeitung darüber. Sind Blohfelds Quellen wohl versiegt?«
Paul ging auf diese Frage nicht direkt ein, weil ihm die Sache mit den Wanzen zu peinlich war und er den Reporter vor dem Pfarrer nicht in Misskredit bringen wollte. Doch er nutzte die Gelegenheit, um Fink selbst eine Frage zu stellen: »Du hast Frieda beerdigt, bist also in gewisser Weise vertraut mit der Familie. Hattest du auch schon bei Friedas Mutter die Trauerrede gehalten?«
Fink zögerte einen Moment, bevor er antwortete. »Nein. Habe ich das nicht schon erzählt? Familienpfarrer bei der Bruns-Sippe war lange Jahre ein Kollege, der mittlerweile seinen Ruhestand genießt.«
Paul blieb stehen und sah seinen Freund und Nachbarn aufmerksam an. »Meinst du, dass ich deinen früheren Kollegen sprechen dürfte? Könntest du ein Treffen organisieren?«, fragte er spontan.
Fink gab sich erstaunt: »Ich glaube kaum, dass das eine gute Idee ist. Der Mann lebt inzwischen recht zurückgezogen. Weshalb willst du ihn denn sprechen?«
Wieder wich Paul aus und fragte stattdessen: »Ist dir bekannt, woran Friedas Mutter gestorben ist? Wie es heißt, soll sie schwer krank gewesen sein.«
»Ich habe davon gehört, ja. Ein unheilbares Krebsleiden, wenn ich nicht irre.«
So, wie Fink das sagte, steckte mehr dahinter. Paul hörte das am merkwürdigen Tonfall seines Freundes. Er spürte aber auch, dass Hannes Fink unter gar keinen Umständen
Weitere Kostenlose Bücher