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Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Titel: Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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näher darauf eingehen wollte. »Also, kannst du mir helfen? Arrangierst du das Treffen mit deinem Ex-Kollegen?«
    »Wenn du darauf bestehst, ja. Aber gern mache ich das nicht.«
    Die Zusammenkunft mit Pfarrer Gotthilf Scholz fand noch am selben Tag statt: In den frühen Mittagsstunden fuhren Paul und Hannes Fink gemeinsam ins Knoblauchsland. Ganz in der Nähe des Bruns’schen Gutes im Ortsteil Kraftshof lebte der Altpfarrer in einem Nebengebäude des nostalgischen Wehrkirchhofs. Von dort aus durfte er auch im Ruhestand den Blick auf die mittelalterliche Kirche St. Georg genießen. Eine lohnende Aussicht, wie Paul feststellte, denn der rötlich schimmernde, sandsteinerne Sakralbau bildete ein seltenes Ensemble mit vollständig erhaltener Mauer, Wehrgang und Ecktürmen. Ein Stück lebendig gebliebene Geschichte.
    Scholz, ein am Stock gehender Greis mit schlohweißem Haar, erwartete sie bereits. Überraschenderweise, angesichts seines hinfälligen Erscheinungsbildes, erwies sich der Geistliche als sehr agil. Statt die Besucher in seine Wohnung zu bitten, lud er sie angesichts des herrlichen Wetters zu einem Spaziergang ein. Dabei könne man sich dann in Ruhe unterhalten, meinte er.
    Wie sich zeigte, benutzte Scholz seine Gehhilfe nicht etwa als Krücke, sondern als Wanderstock und legte ein für sein Alter beachtliches Tempo vor. Schon nach kurzer Zeit erreichten sie ein Wäldchen, das sich bei näherer Betrachtung als reichlich verwilderter Park entpuppte.
    »Der Irrhain des Pegnesischen Blumenordens«, erläuterte der Altpfarrer und führte sie durch ein umranktes Portal in die gartenähnliche Anlage.
    Paul entdeckte Hecken, die eine Art Labyrinth bildeten, überwucherte Podeste, Skulpturen und Gedenktafeln sowie eine zugewachsene, wildromantische Eichenallee.
    »Eine literarische Gedenkstätte«, sagte Scholz ehrfürchtig. »Es gibt keinen besseren Ort, um nachzudenken und sich zu besinnen, ausgenommen die Kirche. Der Mensch lässt der Natur hier freien Lauf, daraus entwickelt sich die reine Kraft der Schöpfung. Spüren Sie es?«
    Paul nahm die besondere Atmosphäre dieses magischen Ortes durchaus wahr und konnte dem Altpfarrer nur zustimmen. »Es ist sehr nett von Ihnen, Herr Pfarrer, dass Sie sich die Zeit genommen haben und mich anhören wollen«, kam er schließlich auf den eigentlichen Grund des Treffens zu sprechen. »Pfarrer Fink teilte mir freundlicherweise mit, dass Sie damals Frau Bruns beerdigt haben. Wie Ihnen sicher zu Ohren gekommen ist, lebt ihre Tochter Frieda leider auch nicht mehr.«
    Scholz sah ihn betrübt an. »Ja, ich habe es gelesen. Eine traurige Geschichte. Gott sei mit der kleinen Frieda.«
    Paul wurde nun direkter, erkundigte sich nach der Todesursache von Friedas Mutter. Auch Scholz sprach daraufhin von einer schweren Krankheit - und auch er klang in Pauls Ohren nicht überzeugend, denn der Pfarrer vermied es, Einzelheiten zu nennen, und machte einen ausweichenden Eindruck. Scholz hielt mit etwas hinterm Berg, da war sich Paul bald sicher. Schließlich blieb Paul am Fuße einer besonders stattlichen Eiche stehen, sah abwechselnd beide Pfarrer an und fragte: »Kann es sein, dass es gar nicht diese Krankheit war, die zum Tod der Frau führte?«
    Hannes Fink stöhnte gequält auf, während der alte Scholz seinen Stock fixierte und schwieg. Paul ließ den beiden Zeit, ohne weiter nachzubohren. Sein Warten wurde belohnt, denn Scholz rang sich endlich dazu durch, ihm reinen Wein einzuschenken:
    »Wissen Sie, Herr Flemming, ich wurde mit der Beerdigung von Irmgard Bruns vor eine schwere Aufgabe gestellt. Kennen Sie sich in der Kirchengeschichte einigermaßen aus? Früher wurden Selbstmörder ...«
    Fink verbesserte seinen Kollegen: »Der korrekte Ausdruck ist ›Suizidausübender‹. Für die Hinterbliebenen ist der Begriff ›Mörder‹ oft doppelt schlimm.«
    Scholz nickte. »Ja, Hannes, wie wahr, wie wahr. Jedenfalls wurden diese Leute in früheren Zeiten nicht kirchlich beerdigt. Weder mit kirchlichem Ritual noch in gesegneter Erde. Es gab oft neben den Friedhöfen ein Feld für diese Gräber. Das geht auf den heiligen Augustinus zurück, und mehrere Konzile der Kirche haben sich damit beschäftigt.«
    »Das ist sehr interessant«, sagte Paul, der den Altpfarrer nicht drängen wollte, aber sehnlichst auf den Kern seines Berichts wartete.
    Scholz fuhr fort: »Die Beerdigung eines Suizids ist auch heute noch eine der schwersten Aufgaben, vor allem wenn die Menschen einem näher bekannt

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