Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland
Leben. »Der echte George Clooney würde sich nie so gehen lassen.«
»Du hast ja auch nicht den echten Clooney geheiratet, sondern nur sein fränkisches Imitat.« Paul rang sich ein Lächeln ab. »Ich verstehe gar nicht, wie du das machst: Wirkst immer taufrisch und jugendlich.«
Katinka zwinkerte ihm zu. »Danke für die Blumen. Aber das ist doch kein Geheimnis: Ich mache viel Sport, färbe mir die Haare, kaufe teure Cremes und tue so, als sei ich die Alte - beziehungsweise die Junge.«
»Beneidenswert.«
»Alles eine Frage der Selbstdisziplin. Man wird in unserem Jahrgang nun mal faltig und unstraff, hat müde Augen und oft schlechte Laune - wenn man nichts dagegen unternimmt. Also muss man ab und zu den Hintern hochschwingen und etwas für sich tun. - Aber zugegeben: Mit den 20-Jährigen kann ich auch nicht mehr mithalten, is’ so.«
»Sollst du auch gar nicht«, sagte Paul, um seiner Frau zu schmeicheln. Doch Katinka hatte schon etwas anderes gefunden, das ihr nicht passte:
»Wie es hier wieder aussieht...« Sie kräuselte missbilligend die Stirn. »Komm!«, bestimmte sie und griff Paul in der Armbeuge. »Wir flüchten aus diesem Chaos. Es ist noch gar nicht spät, wir gehen rüber ins Cafe Schnepperschütz am Hallertor. Mir steht der Sinn nach einer Weinschorle.«
Paul dachte an seine aufgebrauchten Bierreserven und stimmte gern zu.
Sie holten sich ihre Getränke, fanden eine unbesetzte Bierbank unter einem merlotroten Sonnenschirm und lehnten sich mit den Rücken an die sonnenwarme Sandsteinmauer der historischen Stadtbefestigung. Einträchtig saßen sie beieinander, sahen zwei Frisbeespielern auf der Hallerwiese zu und juchzenden Kindern am Schnepperschützen-Brunnen, der an die Armbrustschützen des 16. Jahrhunderts erinnerte.
Sie stießen mit ihren Gläsern an, tranken, schmusten und plauderten über Belangloses. Keiner von ihnen verspürte den Drang, in irgendeiner Form brenzlige Angelegenheiten anzusprechen. Ein herrlicher Abend in ungestörter Harmonie.
Erst als die Sonne versunken war, es kühler wurde und sie sich darauf verständigten, allmählich aufzubrechen, streifte Paul jenes Thema, das die Unbeschwertheit der letzten Stunden hinwegfegte wie ein plötzlich aufkommender Wind: »Seid ihr weitergekommen mit dem Staatssekretär? Habt ihr einen Abdruck von seinem Fahrradreifen nehmen können?«
In Katinkas versonnenem, weichen Gesicht bildeten sich augenblicklich scharfe Sorgenfalten. »Du fragst nach Rode? Dieses Ärgernis habe ich bis eben erfolgreich verdrängen können. Es sollte mir nicht den Feierabend vermiesen.«
»Also kein Erfolg?«, fragte Paul und drückte tröstend Katinkas Hand.
»Das genaue Gegenteil von Erfolg!« Nun ließ sie ihrer Frustration freien Lauf und berichtete Paul, was geschehen war Dass die Polizei bei Rode vorstellig geworden sei, dass der Herr Staatssekretär sich den gegen ihn gerichteten Verdacht im Kreise seiner Familie ruhig und besonnen angehört habe, dass er dann ebenso ruhig und besonnen den Vorwurf bestritt und das Wort seiner Frau übergab. Frau Rode erklärte den Kripobeamten daraufhin klipp und klar, dass sie zum fraglichen Zeitpunkt mit ihrem Mann zusammen gewesen sei und beide die Villa nicht verlassen hätten. Folglich sah das prominente Paar auch keine Veranlassung, der Überprüfung von Martin Rodes Fahrrad zuzustimmen. Der im Laufe des Gesprächs eingetroffene Familienanwalt habe den Staatssekretär und seine Gattin in diesem Entschluss bestärkt, erzählte Katinka verbittert.
»Ihr seid also gar nicht erst zum Zug gekommen«, fasste Paul zusammen.
»Nein. Wir waren darauf angewiesen, dass er freiwillig mitmacht, was er nicht tat. Ich rechne auch nicht damit, dass wir so bald einen richterlichen Beschluss bekommen, um Rode zur Herausgabe seines Rads zu zwingen, von einem DNA-Test gar nicht zu reden.«
»Das mit dem Vergleich des Reifenprofils würde dann wohl eh hinfällig sein«, meinte Paul. »Wenn Rode am Tatort war, lässt er das Rad oder zumindest den Reifen jetzt so schnell wie möglich verschwinden. Auf diese Weise werdet ihr ihm nicht mehr ans Leder können.« Er sah in Katinkas niedergeschlagenes Gesicht und suchte nach weiteren Ansätzen, wie dem aalglatten Politprofi doch noch beizukommen wäre. Dabei fiel ihm eine Begebenheit ein, die er beinahe schon wieder vergessen hatte: Auf der Rückseite von Rodes Redemanuskript hatten eine Handynummer und Friedas Name gestanden. Könnte das der fehlende Beweis für Rodes Verstrickung
Weitere Kostenlose Bücher