Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland
Fragerei!«
»Die Polizei wird Ihnen noch ganz andere Fragen stellen.«
»Hören Sie doch auf! Sie wissen überhaupt nichts über meine Gründe!«, wütete der Bauer. »Dieses kleine Miststück hat mich erpresst! Wollte mich ausquetschen wie eine Zitrone!«
Jetzt habe ich ihn, dachte Paul und schloss sofort die nächste Frage an: »Womit hat Frieda Sie denn erpressen können?« Paul hatte diese Frage kaum ausgesprochen, als ihm die Erleuchtung kam. Ihm kam Friedas Mutter in den Sinn, ihre Affäre, die Schwangerschaft. Sollte Deuerlein etwa...?
»Ja, verdammt, diese durchtriebene Göre hat es irgendwie herausgekriegt und wollte Profit daraus schlagen.«
»Das bedeutet«, folgerte Paul ahnungsvoll, »dass Sie Friedas leiblicher Vater sind? Dass Sie derjenige waren, der damals ein Verhältnis mit Frau Bruns hatte?«
Deuerlein zündete den Motor seines Traktors. Der mächtige Diesel stieß eine tiefschwarze Rußwolke aus und erwachte wummernd zu neuem Leben. Als Deuerlein den Motor im Leerlauf aufheulen ließ, jagte er Paul einen sicher beabsichtigten Schrecken ein. »Alte Kamellen! Damit hätte sie mich nicht mehr rankriegen können. - Aber das gierige kleine Flittchen wollte Alimente haben! Und was für welche!«
»Alimente?« Paul brauchte einige Sekunden, um auch diese neue Erkenntnis erfassen zu können. Erst allmählich wurde ihm die ganze Tragweite von Deuerleins Worten bewusst. »Sie meinen ... Sie behaupten ...« Paul brachte es nicht fertig, das auszusprechen, was er soeben begriffen hatte: Deuerlein war nicht nur Friedas Vater, sondern auch der Erzeuger ihres ungeborenen Kindes! »Das ist unglaublich. Ungeheuerlich!« Er tastete seine Hosentasche erneut nach seinem Handy ab und zog es heraus.
»Jetzt räumen Sie endlich das Fahrrad weg!«, befahl Deuerlein.
»Nein!«, entgegnete Paul energisch und hielt sein Handy in die Höhe. »Wir holen auf der Stelle die Polizei.«
»Das machen wir nicht. Es gibt überhaupt keine Beweise gegen mich. Und keine Zeugen.«
»Doch! Mich!«, rief Paul gegen den Motorenlärm an und wusste im gleichen Moment, dass dies ein fataler Fehler war.
Deuerlein legte den Gang ein. Mit einem Ruck setzte sich das mächtige Gefährt in Bewegung. Paul musste einen schnellen Ausweichschritt hinlegen, um nicht augenblicklich von den mannsgroßen Rädern überrollt zu werden. Bei der hektischen Bewegung entglitt ihm das Handy, fiel zu Boden und zerlegte sich beim Aufprall in seine Einzelteile.
Der Traktor erwies sich trotz seiner Ausmaße als extrem wendig. Wieder drohten die Reifen Paul zu erfassen. Er stolperte rückwärts, fing sich, begann zu laufen. Deuerlein setzte ihm nach, erhöhte das Tempo.
Paul musste binnen Sekunden entscheiden, in welche Richtung er flüchten sollte, denn er hatte nichts in der Hand, mit dem er sich dem motorisierten Kraftprotz entgegenstellen konnte. Hektisch sah er sich auf dem Platz um, suchte nach etwas, das ihm Schutz bieten könnte. Gab es Hindernisse, hinter die er sich verkriechen könnte? Nischen oder Verstecke, in die er sich zwängen könnte? Ihm blieb kaum Zeit, die Lage zu erfassen, denn das Monstrum von Traktor walzte schnell auf ihn zu. Überall, wo er hinsah, erkannte er nur die ebene Fläche des gepflasterten Hofs. Und dahinter die Gewächshäuser.
Also wohin? In Richtung Hofausfahrt und damit auf die Straße? Da hätte ihn Deuerleins Bulldog sofort erwischt. Hinaus aufs Feld? Auch das wäre ein Klacks für den Traktor. Er würde die Sonnenblumen einfach niedermähen. Ihm blieb nur die Flucht zurück ins Gewächshaus!
Er nahm all seine Kräfte zusammen, um die wenigen Meter bis in den sicheren Unterstand möglichst schnell zurückzulegen. Es gelang ihm, den Eingang zu erreichen, vor sich sah er schon die Tomatenkolonien. Doch unmittelbar hinter ihm dröhnte der Traktor.
Und das Dröhnen ließ nicht nach, als Paul sich schon in Sicherheit wähnte: Deuerlein steuerte den Bulldog direkt in das Treibhaus hinein!
Es tat einen ungeheuren Schlag, als der hohe Aufbau des Traktors den Rahmen der Pforte aus der Verankerung riss. Zu Pauls größter Beunruhigung setzte der Traktor seine Fahrt ungebremst fort und riss alles im Wege Stehende mit sich. Kübel, Tonnen und Schubkarren wurden überfahren oder beiseitegekickt, ein Düngerwagen einfach niedergewalzt. Der Trecker mutierte zum Panzer, dessen einziger Zweck Zerstörung und Verwüstung war.
Wahrend Paul den Gang zwischen den Tomatenkolonien entlang hechtete, folgte ihm das PS-Monstrum
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