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Paul, mein grosser Bruder

Paul, mein grosser Bruder

Titel: Paul, mein grosser Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Lindquist
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ist tot! Er ist tot !‘ , schluchzte Paul. ‚Die ganzen Flammen ... und jetzt ist er tot !‘ Und ich ... hielt ihn in den Armen und versuchte, ihn zu trösten .«
    Daniel verstummte und schloss die Augen. Nach einer Weile fuhr er fort: »Ich sagte irgendwas in der Art -Das wird schon wieder-oder etwas ähnlich Nichtssagendes. Weil, verstehst du, ich glaubte ihm nicht. Ich ... ich glaubte, dass es zwischen ihnen aus wäre, dass sie sich gestritten hätten oder so. Und dass Paul abgehauen wäre. Hierher zu mir. Ich glaubte, er meinte, es wäre aus. Als er sagte, dass Petr tot sei, dachte ich, er meinte, dass ... dass die Gefühle gestorben seien. ‚Die ganzen Flammen‘, sagte er ja. Daran erinnere ich mich sehr gut. Aber auch, wenn ich das missverstanden hatte. Ich glaubte, dass ... «
    Er seufzte und sah mich an. »Verstehst du? Verstehst du, was ich meine? Ich glaubte , dass er übertrieb, dass die Trauer ihn übertreiben ließ, dass ... «
    »Erzähl weiter«, bat ich. »Was ist dann passiert ?«
    »Nun, ich war müde und betrunken und niedergeschlagen, schon bevor Paul kam, und ich ... ich hatte keine Kraft, auch nur zu versuchen, ihn zu trösten. Nein, ich schaffte es einfach nicht. Dann nach einer Weile, einer halben Stunde oder so, bat ich ihn zu gehen .«
    »Oh Gott !« , flüsterte ich. Aber ich glaube nicht, dass er mich hörte.
    Daniel rieb sich die Augen. Dann warf er mir einen kurzen Blick zu.
    »Hast du das gehört ?« fragte er. » Ich bat ihn zu gehen ! Begreifst du? Ich glaubte, es handelte sich um einen gewöhnlichen Streit oder so. Und ich bat ihn zu gehen. Und Paul ging. Zum letzten Mal.«
    Ich war unfähig, etwas zu sagen. Ich saß einfach nur auf dem Sofa und sah Daniel an. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und schloss die Augen. Plötzlich fand ich, dass er alt aussah. Sein Gesicht wirkte verhärmt und müde. Dabei hatte gerade ich immer gefunden, dass er so jung wirkte, als würde er sich in irgendeiner Art Jungbrunnen befinden. Aber jetzt schien es, als würden ihn die Jahre schließlich doch noch einholen.
    »Wann hast du es erfahren ?«
    Er zuckte zusammen und öffnete die Augen.
    »Was hast du gesagt ?«
    »Wann hast du erfahren, dass es stimmte? Dass Petr wirklich tot war ?«
    »Am Tag danach«, antwortete Daniel. Und dann lächelte er kurz. »Im doppelten Sinne. Ich bin nicht vor halb eins aufgewacht. Kümmerte mich nicht einmal um die Zeitung. Das tat ich erst ein paar Stunden später. Und gerade als ich anfangen wollte, sie durchzublättern, rief Sara an und erzählte mir, was geschehen war.
    Ich ließ die Zeitung fallen. Und obwohl ich ihr angespannt zuhörte, konnte ich es nicht lassen, diese Schlagzeile zu lesen. Wieder und wieder. Ich kann sie noch immer vor mir sehen. Fürchterlich klar. GEWALTIGER BRAND IN SALTVIK FORDERT TODESOPFER. Ich begreife es immer noch nicht. Ich meine, ich war völlig schockiert über das, was Sara sagte - ich könnte es Wort für Wort wiederholen, genauso wie sie es sagte - trotzdem gelang es mir, mit meinem zugesoffenen Kopf auch diese Schlagzeile zu lesen. Wieder und wieder.«
    »Zum Teufel, wie schrecklich !« , flüsterte ich. Daniel starrte mich an.
    »Was stand in dem Artikel ?« , fragte ich nach einer Weile.
    »In dem Artikel? Den habe ich nie gelesen. Es war nur diese Schlagzeile. Wieder und wieder.«
    »Aber du hast trotzdem begriffen, dass es Petr... ?«
    Er nickte.
    »Aber«, setzte ich an, »ich verstehe trotzdem nicht...«
    »Wie ich so ein Scheißschwein sein konnte und ihn gebeten habe zu gehen ?« , unterbrach mich Daniel aufgebracht.
    Seine Stimme machte mir Angst.
    »Nein !« , rief ich aus. Und mit einem Mal begriff ich alles. »Genau! Deshalb. Weil du ihn gebeten hattest zu gehen, glaubtest du, ich würde dich hassen .«
    »Richtig«, antwortete er kurz.
    »Ich verstehe, dass du dich deshalb schlecht fühlst«, begann ich langsam, »aber ich verstehe nicht, wie du glauben konntest, dass ich dich hassen würde. Du hast doch selbst gesagt, dass du niedergeschlagen und müde warst. Und betrunken. Und dass du geglaubt hast, Paul würde übertreiben. Dann hast du doch nichts falsch gemacht, oder? Es war doch ein Missverständnis !«
    »Missverständnis ?« , schnaubte Daniel. »Und was für ein Missverständnis! Ich habe nicht ein einziges Wort von dem begriffen, was er sagte, sondern deutete es als etwas ganz anderes und schickte ihn weg .«
    Jetzt bekam ich richtig Angst. »Du hast ihn doch nicht weggeschickt . Da hast selbst

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