Paul, mein grosser Bruder
Milenec .« Er drehte sich um und sah aufs Wasser. Dann entschied er sich.
Eilig packte er seine und Petrs Sachen zusammen und ging zum Fahrrad. Es war gut ein Kilometer vom Strand zu Petrs Haus, wenn man den großen Weg nahm.
Aber Paul entschloss sich, den anderen Weg zu nehmen, einen alten Waldweg, der fast zugewachsen war.
Er radelte so schnell er konnte, die Augen auf den Weg vor ihm gerichtet, um den schlimmsten Huckeln und Schlaglöchern auszuweichen. Er hatte das Gefühl, etwas vergessen zu haben, etwas Wichtiges, aber ihm fiel nicht ein, was es war.
Erst als er sich dem Haus näherte, fiel ihm ein, was er vergessen hatte. Die Sirenen.
In dem Moment, als er ankam, sah er das Haus und die Feuerwehrautos und ihm wurde bewusst, dass er seit einer ganzen Weile schon den Brandgeruch in der Nase hatte.
»Petr !« , brüllte er und stürzte mit dem Fahrrad. Der Lenker traf ihn im Bauch, aber er spürte keinen Schmerz. Er stand eilig auf und rannte zum Haus. Er bemerkte nicht einmal, dass er dabei über Petrs hingeworfenes Fahrrad sprang.
Die Flammen standen hoch über dem Haus. Und überall standen Feuerwehrleute mit Wasserschläuchen, die sie auf die Flammen richteten. Es dröhnte, aber er wusste nicht, ob es von den Flammen oder von den Spritzen kam.
»Petr !« , schrie er, aber er brachte nur ein Krächzen zustande.
»Verdammt noch mal! Verschwinde !« Ein Feuerwehrmann griff seinen Arm und zog ihn zur Seite. »Wo willst du hin? Bist du lebensmüde? Bleib zurück !«
Paul stürzte auf den Rasen. Er hielt sich am Zaun fest und versuchte aufzustehen, aber seine Beine gaben immer wieder nach; er fiel erneut hin und kratzte sich am Zaun den Arm auf.
Plötzlich war ein fürchterliches Dröhnen zu hören. Mit Entsetzen starrte er auf das Haus, sah, wie die Feuerwehrleute sich schnell zurückzogen, nur Sekunden bevor das Dach einstürzte. Ein gigantischer Funkenschauer prasselte auf den Garten nieder.
Paul sah, wie eine Birke auf der anderen Seite des Hauses Feuer fing. Und dann sah er den Krankenwagen.
Er stand auf und rannte auf das Auto zu. Seine Beine fühlten sich schwer an, und jeder Schritt war wie ein Schlag gegen seinen Kopf. Was machen die da ?, dachte er verwirrt, als er zwei weißgekleidete Personen an einer Trage sah.
Jemand lag auf der Trage; eine der Krankenschwestern bedeckte das Gesicht dieser Person.
Paul blieb abrupt stehen und fiel einige Meter vor der Bahre auf die Knie. Er starrte auf etwas Dunkles, das unter dem Tuch hervorschaute. Er begriff nicht, was es war. Sein Puls schlug böse gegen seine Schläfen, und er hatte Probleme, seinen Blick zu fokussieren. Dann wurde ihm mit Entsetzen bewusst, dass der unförmige schwarze Gegenstand ein Arm war. Der verbrannte Arm von jemandem.
Etwas anderes fiel ihm ins Auge.
Zuerst weigerte er sich zu akzeptieren, was er sah. Trotzdem konnte er es nicht lassen, auf das Bein zu starren, das unter dem Tuch hervorschaute.
Wie ein Echo - fast wie in einem Traum - hörte er den einen Sanitäter den anderen etwas fragen. Paul starrte noch immer auf die Füße. Und während die entsetzliche Wahrheit langsam in sein Bewusstsein vordrang, hörte er Fetzen des Gesprächs der Sanitäter.
»Tot?«
»Ja. Völlig verbrannt.«
»Verdammt !«
»Und die andere Person?«
»Auf dem Weg ins Krankenhaus.«
Sie hoben die Bahre hoch und schoben sie in den Krankenwagen. Paul folgte ihr mit seinem Blick; er sah, wie Petrs rote Sportschuhe wippten, als die Bahre festgemacht wurde. Als ob die Füße noch zu einem Lebenden gehörten.
Die Tür wurde zugeschlagen.
Paul drehte sich um und musste sich übergeben.
Er stand zu Hause im Badezimmer. Er konnte sich nicht erinnern, wie er nach Hause gekommen war, aber er musste wohl mit dem Fahrrad gefahren sein; er hatte ja seine Sachen dabei. Er hielt das Handtuch und die Badehosen in den Händen, sie waren noch feucht. Dann hängte er sie auf die Trockenleine. Als ob nichts geschehen wäre.
Als er sich umdrehte, sah er sein Spiegelbild; alle Eindrücke waren mit einem Mal wieder da. Er brach weinend auf dem Boden zusammen.
Später stand er mit Petrs Sachen in seinen Händen in der Diele, die Armbanduhr hatte durch den Fahrradsturz einen Sprung im Glas bekommen. Er roch am Handtuch und den Badehosen, konnte aber nur den Geruch von Salzwasser und Sand wahrnehmen. Kein Petr.
Er ging ins Treppenhaus, öffnete den Müllschlucker und warf die Sachen hineI• n.
Einige Stunden später wachte er von dem Geräusch
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