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Pauschaltourist

Pauschaltourist

Titel: Pauschaltourist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Liehr
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beginnende Streitgespräch die Nummer des Clubs.
     Dann ließ ich mich mit dem Restaurant verbinden, wo ich mich als Ingo Steinmann ausgab und nachfragte, ob die Reservierung
     für übermorgen bestätigt werden könne. Ja, ein Tisch für zwei um acht. Meine Kopfhaut spannte, als ich das hörte. Die zweite
     Person würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit meine Exfreundin Silke sein. Es fühlte sich merkwürdig an, sie
     in der Nähe zu wissen.
    Ich blickte zu Nina, die sich wieder hingelegt hatte und die Hände vors Gesicht hielt. Es sah aus, als prüfe sie ihren Nagellack.
     Im nächsten Augenblick stand sie auf, sah sich suchend um, nickte mir lächelnd zu und gestikulierte in Richtung Toiletten.
     Ich zwinkerte und nickte ebenfalls. Als sie verschwunden war, hastete ich zu unseren Liegen, kramte ihr Mobiltelefon hervor
     und notierte mir die Nummer von Michael Bautschik. Gerade als ich damit fertig war, kehrte sie zurück.
    »Wo sind die Biere?«, nörgelte sie fröhlich.
    Ich erhob mich unter gekünsteltem Stöhnen und ging zum Restaurant. Während ich dort auf unsere Getränke wartete, rief ich
     abermals das Clubhotel an und reservierte beim Empfang einen weiteren Tisch im Restaurant, auch übermorgen, und für vier Personen.
     Auf den Namen Blume.

|306| 4.
    Nach einem Abendessen, das zu kommentieren ich langsam müde wurde, und einer fast schlaflosen, sehr kurzen Nacht holte uns
     um zwei Uhr morgens ein Kleinbus zum obligaten Ausflug zu den Pyramiden von Gizeh ab. Oder: Sollte uns abholen. Bis um dreiviertel
     drei kam niemand. Nina stand rauchend neben mir in der vergleichsweise kühlen Nachtluft, ihre Augen zierten dunkle Ringe.
     Ich fühlte mich wie jemand, den ein anderer erbrochen hat. Schließlich knatterte ein schrottreifer Kleinbus heran, in dem
     sich fünf Menschen in T-Shirts und Shorts drängten und offenbar höllisch froren.
    Nina zog die Augenbrauen hoch, trat ihre aktuelle Kippe aus und stieß mich in die Seite. »Die Pyramiden sehen toll aus, aber
     in den beiden, die man besichtigen kann, herrscht hanebüchenes Gedränge, und man schwitzt wie ein grippekranker Affe. Außerdem
     – über tausend Kilometer, um eine abgasverseuchte Stadt, haufenweise Müll, zahllose Polizisten, Millionen Urlauber und ein
     paar dreieckig aufgetürmte Felsklötze zu sehen?
Gräber? «
    Sie hatte ausgesprochen, was auch ich schon gedacht hatte. Ich winkte dem wenig erstaunten Fahrer, dann drehten wir uns auf
     den Absätzen um und gingen ins Hotel zurück, um einen erneuten Schlafversuch zu unternehmen. Ich gab meiner Kollegin zwei
     Ohropax aus meinem Arenal-Vorrat.
     
    Als ich am frühen Nachmittag zum Pool kam, saß Emad an einem der Restauranttische und trank Tee. Er sprang auf und begrüßte
     mich fast schon überschwänglich, aber es war ihm deutlich anzumerken, dass er eigentlich nur mehr über mich und mein Verhältnis
     zu Nina wissen wollte. So kaltschnäuzig, einfach direkt zu fragen, war er dann aber doch nicht. Ich ließ ihn am Tisch sitzen
     und |307| quälte meinen immer noch müden Körper auf eine Liege. Im zerfaserten Schatten des einzigen halbwegs brauchbaren Sonnenschirms
     war es kaum kühler als außerhalb; ich fühlte mich wie Pizzateig, den man im Steinofen vergessen hatte. Also holte ich mir
     ein Bier, obwohl ich noch keinen Kaffee gehabt hatte. Bei feuchtkaltem »Sak kara « startete ich mein iPod-Orakel, das »An End Has a Start« von den
Editors
zutage förderte. Ich fühlte mich bestätigt und grinste, als Nina eine Liege neben meine in den dürftigen Schatten zog. Sie
     fragte etwas.
    »Was macht der denn hier?«, wiederholte sie, als ich den Kopfhörer abnahm. Ihr Kopf ruckte in Emads Richtung. Der junge Ägypter
     las gerade in einer Tageszeitung und hatte meine Kollegin noch nicht bemerkt.
    »Ich fürchte, der wartet auf dich.«
    »Das fürchte ich auch.« Sie nahm mir das Bier aus der Hand und trank einen langen Schluck. Emad stand plötzlich vor uns in
     der Sonne, schirmte seine Stirn mit der linken Hand ab und griff mit der anderen nach Ninas rechter.
    »Können wir bitte reden? Allein?« Er versuchte sich an einem Lächeln, aber sein Gesichtsausdruck blieb irgendwie diebisch.
    »Worüber?«, fragte Nina gnadenlos zurück und wackelte dabei mit den Zehen.
    »Privates.«
    » Wir
beide?« Sie tat erstaunt.
    »Bitte. Ich bitte sehr.« Dabei drehte er sich zur Seite und wies einladend auf einen der Restauranttische.
    Nina nickte. »Geh schon mal vor.«
    »Was

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