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Pauschaltourist

Pauschaltourist

Titel: Pauschaltourist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Liehr
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für die Einladung.« Ich sah mich zur Tür um. »Aber ich muss Ihnen etwas über diese Eheschließung erzählen.« Dann
     berichtete ich, was ich über die Orfi-Ehe erfahren hatte. Meine Erwartungen gingen eigentlich dahin, dass die Frau in Tränen
     ausbrechen, aus dem Laden laufen und sich stante pede ein Rückflugticket kaufen würde. Aber sie strahlte nur einfach weiter.
    »Ich habe davon gehört«, sagte sie. »Aber mit Emad ist das anders, er meint es ehrlich. Wenn er die Ehe eintragen lässt, bin
     ich seine offizielle Frau.« Ihre Mundwinkel erreichten dabei fast die Ohrläppchen.
    Also erzählte ich von dem Heiratsantrag, den Nina bekommen hatte.
    Sie wurde schlagartig wütend. »Ihre Freundin lügt. Sie ist eifersüchtig.«
    »Eifersüchtig?«, wiederholte ich überrascht. »Auf
Emad

    Die Boutiqueverkäuferin nickte.
    Danach wurde es ein wenig unerquicklich, aber ich änderte rein gar nichts an ihrer Meinung. Sie wollte einfach nichts hören,
     das ihren Traum vom ewigwährenden Glück im Urlaubswunderland hätte zerstören können. Selbst wenn ich ihr ein Video des Heiratsantrags
     gezeigt oder Emad vor unseren Augen eine Kuh gebumst hätte, wären ihr Argumente eingefallen, die das erklärten.
     
    »Und? Warst du erfolgreich?«, grinste Nina. Ich ließ mich auf die Liege fallen und schnappte mir ihre Flasche. Lauwarm schmeckte |311| »Sakkara« wie sein portugiesisches Pendant. Ich schüttelte den Kopf.
    »Sie wollte es einfach nicht hören, richtig? Diese Mädchen rennen offenen Auges ins Verderben, weil sie nicht in die Köpfe
     kriegen, dass die Uhren hier anders ticken. Wenn du mich fragst – immer machen lassen.«
    »Mmh«, brummelte ich.
    »Sie wird in ein paar Wochen oder Monaten heulend in die Heimat zurückfliegen, dort in der Disse einen Mann aufgabeln, mit
     dem sie sowieso indirekt verwandt ist,
richtig
heiraten, viele Kinder kriegen, und in zwei, drei Jahren hat sie die Sache vergessen. Wenn ihr Prinz Pyramide keinen Balg
     anhängt.«
    »Trotzdem ist das scheiße.«
    »Wie so vieles in der Welt.« Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Mein kleiner Strandritter kann nicht überall sein.«
    Damit hatte sie nicht unrecht. Ich holte uns neue Getränke und versuchte mich zum tausendsten Mal an dem Roman, den ich schon
     seit der ersten Woche dabeihatte. Diesmal machte mir Emad einen Strich durch den tausendundersten Leseversuch. In Boxerpose
     stand er plötzlich vor mir und funkelte mich so bösartig wie möglich an. Das fiel tendenziell eher albern aus.
    »Was gibt’s, Kumpel?«, fragte ich und schenkte ihm ein freundliches Lächeln.
    Er sah zu mir, dann zu Nina, die die Augen geschlossen hielt, und wieder zu mir.
    »Mischen Sie sich nicht ein«, grummelte er. »Sie sind hier in
meinem
Land.«
    »Du verarschst
meine
Landsleute, Freund der Sonne.« Ich richtete mich auf. »Und zwar auf ziemlich üble Art.« Eigentlich war mir egal, aus welchem
     Land Menschen kamen, die von anderen verarscht wurden, aber es hatte so schön gepasst.
    »Ich werde sie heiraten«, antwortete er kleinlaut und gab seine Drohhaltung auf.
    |312| »Wen genau?«, fragte Nina fröhlich. »Vorhin war ich noch die Auserwählte.« Sie setzte sich auf und spielte mit dem Träger
     ihres Bikinis. Der Heiratsschwindler zwinkerte und zwang seinen Blick zu mir.
    »Das ist meine Sache«, insistierte er. Und dann schwang er die ultimative Drohkeule. »Ich kenne hier mehr Leute als Sie.«
    »Ist schon okay, Tiger«, sagte ich. »Wir werden uns nicht einmischen.«
    »Das haben Sie schon. Bärbel« – er hatte Schwierigkeiten, den Namen auszusprechen – »besteht darauf, dass ich mit ihr zum
     Gericht gehe. Gleich nach dem Vertrag.«
    »Prima«, sagte Nina, und dann, zu mir gewandt: »Hat dein Einsatz also doch was bewirkt.«
    Danach ignorierten wir den Wüsten-Gigolo. Als ich fünf Minuten später vom Buch aufblickte, war er verschwunden.

|313| 5.
    Am nächsten Vormittag ließen wir uns von einem Wassertaxi zu einer Insel fahren. Bimbo mochte das nicht sonderlich, er lag
     unter Ninas Sitz und jaulte leise. Unser Chauffeur, ein altersloser Mann mit zerfurchtem Gesicht und schneeweißem Schnauzer,
     mochte seinerseits Bimbo nicht. Im Sekundenrhythmus linste er vom Ruderstand zum schwarzen Pudel und runzelte dabei die ohnehin
     faltige Stirn. Nina teilte ihm wiederholt mit, dass von ihrem Hund keine Gefahr zu erwarten wäre, aber der Araber blieb skeptisch.
    Vom Wasser aus verbesserte sich der Eindruck, den

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