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Pausen tun uns gar nicht gut

Pausen tun uns gar nicht gut

Titel: Pausen tun uns gar nicht gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bennecke,Jürgen
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Manipulation
von Menschen.“
    Auch die Zeugen Jehovas sieht
man mitunter sehr kritisch in Deutschland. Sie sind besonders bekannt durch
ihre typische Missionierung an Wohnungstüren. Im Nationalsozialismus und in der
DDR war diese Religion verboten, unter anderem wegen ihrer konsequenten
Weigerung, Kriegsdienst zu leisten. Weiterhin verweigerten sie den Treueeid,
den Hitlergruß und den gesamten Führerkult. Sie wurden im
nationalsozialistischen Deutschland verfolgt. Auch in der DDR gab es Schauprozesse
und Gefängnisstrafen für Anhänger dieser Religionsgemeinschaft. Bis zum Ende
der DDR gab es über 5000 Menschen, die in Justizvollzugsanstalten und
Haftarbeitslagern für diesen Glauben einsaßen. Jehovas Zeugen lehnen jede Art
von Bluttransfusionen und Operationen mit der Begründung ab, die Verwendung von
Blut sei ausschließlich für heilige Handlungen erlaubt.
    Reisen bildet tatsächlich, was
man auf so einer Reise alles lernt.
    Gegen Ende des Abends gibt es
noch eine erwähnenswerte Wette. So behauptet Wolfgang, jeden weiteren Tag bis Kap
Finisterre im Durchschnitt 30 km zu wandern. Rolf hält das für völlig
ausgeschlossen und unmöglich. Der Körper wird sich die Ruhe nehmen, die er
benötigt. Ich halte mich mit Vorhersagen vorsichtig zurück, weil ich mir gut
vorstellen kann, dass mich mein Körper um einige Pausen anflehen wird. Gegen
22:00 Uhr ist Nachtruhe in der Gemeindeherberge von Tarrdajos.
     
     
     
    05.06.2009

Tardajos
— Castrojeriz 32 km
     
    Um 6:15 Uhr verlassen wir unser
Nachtlager an einem ungewohnt kühlen Morgen, schon die Nacht ließ mich in
diesem seidenen Hô Chi Minh-Schlafsack wieder einmal heftig frieren. Kurz
hinter dem nächsten Ort begegnen wir einem Herrn, der durch seinen Dialekt
wieder schnell zuzuordnen ist. „Griasdi“ sagt er und erwähnt zu allem
Überfluss, dass er in Bayern zu Hause ist. Wir gehen mit ihm ein Stück
gemeinsam und erzählen ein wenig. Im Ruhestand befindet er sich und ist absolut
nicht unter Zeitdruck. Ob er ein, zwei Wochen früher oder später in Santiago einläuft, sei völlig unerheblich. Mehr als 15 bis 20 km am Tag läuft er eh
nicht, denn er sei hier im Urlaub und nicht auf der Flucht. Obwohl Karl, so
heißt der Gute, mit Sicherheit selbst den 60. Geburtstag überschritten hat,
erwähnt er auffallend und ungewöhnlich oft seine Eltern, für die er nur lobende
Worte findet.
    In Hornillos del Camino finden wir etwas Essbares in einem Dorfladen und frühstücken direkt vorm
Schaufenster auf einer Bank. Bevor wir wieder aufbrechen, verabschieden wir uns
von Karl and verlassen Hornillos del Camino auf seiner praktisch
einzigen Straße. Der Jakobsweg zieht sich langsam ansteigend durch die schöne
Landschaft der Meseta, ein Hochplateau mit endlosen schnurgeraden Wegen. Auf
diesem Abschnitt erfahren wir, weshalb Nordspanien für seinen Vogelreichtum in
Form einheimischer Arten wie auch für durchziehende Zugvögel berühmt ist.
    Wir gehen exakt den alten
Pilgerweg, auf einer verstaubten Straße, zwischen immer wieder auftauchenden
Steinwällen. Hier ist uns keine Autobahn, keine Straße zuvorgekommen, die den
Weg zerstört hat. Hier wo wir gehen, zogen schon tausend Jahre lang Pilger
genau denselben Weg.
    Es wird heute einfach nicht
warm, und ich muss an Wolfgang denken, der in der größten Hitze seine schweren
Klamotten geschleppt hat und jetzt, wo er sie gut gebrauchen könnte, fliegen
sie in einem Paket verschnürt nach Hause.
    Piötzlich bricht die Meseta ab
und unter uns erscheint ein Dorf in einem Tal wie aus dem Nichts, Hontanas. Noch vor einhundert Metern hätte man diesen Ort nicht erahnt, so weit kann man
in die Ferne sehen und urplötzlich, völlig unerwartet, in einer Senke
versteckt, „beamt“ der liebe Gott dieses Dorf vor unsere Füße. Wenige Schritte
weiter stehen wir vor einer einladenden Bar. Es ist 12:00 Uhr und die Pause
kommt wie gerufen.
    Ein Kölner Pärchen am
Nachbartisch, vorsichtig ausgedrückt etwas füllig, verputzt gerade einen großen
Teller Kuchen. Sie schaut mich an und spricht mit vollem Mund, dass sie auf dem
Camino wenigstens nicht auf ihre Kalorien achten müsse. Ach du meine Güte,
denke ich, als wenn sie es zu Hause täte. Ihr Partner, ein Spanier, der in
Deutschland geboren und aufgewachsen ist, nickt zustimmend und hält mir einen
Vortrag von seiner kolossalen Energieverbrennung. Nebenbei füllt Kalorienchen,
so nenne ich sie jetzt in Gedanken, ein zweites Mal ihren Teller mit leckerem
Kuchen, wie sie

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