Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
antwortete sie streng, » aber wir denken trotzdem, dass er einem Psychologen vorgestellt werden sollte.«
» Das halte ich nicht für nötig«, gab ich zurück. War besorgt, Jack könnte schon in jungen Jahren als gestört abgestempelt werden.
» Sie können das wohl kaum beurteilen, Mrs Hunt«, sagte sie und klopfte mit ihrem Bleistift auf den Tisch. » Wir warten noch ein oder zwei Wochen und bilden uns dann eine endgültige Meinung.«
War ziemlich niedergeschlagen, als ich ging. Fürchte, sie könnte den Nagel auf den Kopf getroffen haben. Ich kann das wirklich nicht beurteilen. Obwohl ich inzwischen doch dazu in der Lage sein müsste. Auf dem Heimweg für Jack eine riesige Torte mit Bob-der-Baumeister-Motiv gekauft. Werde ihm erlauben, sie nach Herzenslust zu zermanschen, um ihn aufzuheitern. Bin sicher, dass die schlechte Stimmung ihm schadet.
22. März
Laut Mum hat der Kindergarten schädliche Auswirkungen auf Jacks Gefühle. » Sie scheinen sehr streng zu sein, Liebes«, meinte sie, als ich ihr mitteilte, dass Jack vielleicht gehen muss. » Glaubst du wirklich, er ist dort gut aufgehoben?«
» Was soll das heißen?«, fragte ich. Mit dem Gedanken gespielt, sie zu bitten, aus Portugal zurückzukommen, um mir zu helfen.
» Nun, wenn man ihn schon jetzt zwingt, sich anzupassen, könnte das später zu Problemen führen. Das heißt, zu sexuellen. Offenbar werden die Kinder im Bildungssystem unter Druck gesetzt. Hast du dir schon einmal überlegt, sie zu Hause zu unterrichten?«
Rasch unter einem Vorwand aufgelegt. Glaube, mir ist es lieber, dass Jack später einmal Transvestit wird, als Hals über Kopf meine Stelle zu kündigen und mich der Aufgabe zu widmen, ihm in meinen eigenen vier Wänden Bildung zu vermitteln. Außerdem braucht er sicher Kontakt zu anderen Kindern, und zwar jede Menge.
23. März
Joe sagt, dass Jack lernen muss, sich einzuordnen. Außerdem findet er, wir sollten seine Ernährung drastisch umstellen. » Am besten streichen wir den Industriezucker, Susie«, meinte er. » Ich habe mich in dieser Sache kundig gemacht und gelesen, dass Lebensmittel mit hohem Zuckeranteil das Verhalten von Kindern stark negativ beeinflussen können. Insbesondere bei Jungen.«
War so erleichtert darüber, dass er die Angelegenheit in die Hand nehmen will, dass ich ihn spontan umarmte. Hätte vielleicht mehr draus werden können, doch in diesem Moment kam Jack hereingestürmt und forderte eine Schale Sugar Pops. Empfinde es dennoch als aufmunternd, dass Joe einen praktischen Weg sucht, das Problem aus der Welt zu schaffen. Und zwar einen, der nicht vorsieht, dass ich eine Schule gründe wie in Unsere kleine Farm.
24. März
Bin außer mir. Heute Morgen Joe dabei ertappt, wie er vollkommen essbare Lebensmittel in den Müll warf. Einschließlich sämtlicher Frühstücksflocken der Kinder.
» Was machst du da?«, entsetzte ich mich. » Wenn Jack seine Sugar Pops nicht kriegt, dreht er durch.«
» Ich dachte, wir wären uns einig, Susie«, erwiderte Joe seelenruhig. » Kein Zucker mehr.«
» Und was sollen wir deiner Ansicht nach dann zum Frühstück essen?«, fragte ich.
» Haferbrei natürlich«, verkündete Joe und zauberte mit einer eleganten Bewegung eine Schachtel Bio-Haferflocken hinter seinem Rücken hervor.
Mich im Bad versteckt, bis das Schlimmste vorbei war. Konnte aus der Küche jede Menge Geschrei und Geschluchze hören. Doch als ich mich wieder blicken ließ, saßen die drei fröhlich mit ihren dampfenden Schalen am Tisch.
» Wie hast du das geschafft?«, erkundigte ich mich verdattert.
» Ich habe ihnen einfach klargemacht, dass Haferbrei viele gesunde Nährstoffe enthält, von denen sie groß und stark werden«, antwortete er stolz.
» Und dass wir nach Disneyland fahren, wenn wir aufessen.« Katie lächelte. » Obwohl es wie Kotze schmeckt.«
» Kotze!«, brüllte Jack grinsend.
25. März
Glaube, dass Danni vielleicht heimlich einen Freund hat, was die Tränen und aufgewühlten Gefühle in jüngster Zeit erklären würde. Habe sie heute dabei erwischt, wie sie in ihr Mobiltelefon flüsterte. Gut, gebe zu, dass ich an der Toilettentür gelauscht habe, als sie sich einschloss, um den Anruf entgegenzunehmen. Allerdings nur zu ihrem eigenen Guten. Habe viel » sì … sì … sì« und tiefe Seufzer gehört, aber sonst nichts verstanden. Muss wirklich Italienisch lernen. Kann ja so schwer nicht sein. Wenn man viel mit den Händen fuchtelt, ist das schon die halbe Miete.
Louise findet,
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