Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
lässig.
» Wofür?«, hakte sie nach.
» Äh… einen Beitrag für die Sendung?«, versuchte ich es.
» Wirklich?«, entgegnete sie spitz. » Es ist nicht Ihre Aufgabe, für die Sendung zu recherchieren, sondern die Post zu öffnen und uns zu entlasten. Wie kommen Sie darauf, dass Sie überhaupt die Qualifikation besitzen, um zu recherchieren?« Sie starrte mich an, bis ich den Blick senkte.
Den restlichen Nachmittag damit verbracht zuzuhören, wie sie Gespräche mit ihren Freundinnen führte und sich lautstark darüber ausließ, dass manche Leute sich offenbar für etwas Besseres hielten und auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden müssten.
PS: Überlegt, ob Joe und ich einen Antrag stellen sollen, um in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen zu werden. Bin überzeugt, dass wir die notwendigen Voraussetzungen erfüllen.
29. März
Habe herausgefunden, dass es in Irland kein Zeugenschutzprogramm gibt. Sind dem Untergang geweiht.
30. März
Joe fragte, ob ich alles mit Danni geklärt hätte. Ausweichend geantwortet. Schließlich muss er nicht unbedingt erfahren, dass wir in Todesgefahr schweben. Könnten jede Sekunde hingerichtet werden. Dieses Wissen würde seine Sinnkrise nur verschärfen.
Die ganze Nacht wachgelegen und überlegt, wie ich Dannis Mafiosovater überzeugen könnte, uns nicht alle kaltblütig zu ermorden, weil wir seiner abtrünnigen Tochter Unterschlupf gewährt haben. Keinen Geistesblitz gehabt. Habe beschlossen, mir ein paar Gangsterfilme auszuleihen, um mich zu einer Lösung inspirieren zu lassen. Dannis Stimmung hat sich inzwischen wieder gebessert. Sie klammert sich nicht mehr an den Rosenkranz und schaut auch nicht mehr so ängstlich drein. Muss das als gutes Zeichen werten. Vielleicht hat ihr Vater die internationale Jagd auf seine Tochter ja abgeblasen.
PS: Frage mich, ob ich womöglich an einer Aufmerksamkeitsstörung anstatt an einer Schilddrüsenerkrankung leide. Schaffe es einfach nicht, mich auf eine Aufgabe zu konzentrieren, und bringe nichts richtig zu Ende. Vielleicht kann ich deshalb ja mildernde Umstände geltend machen, wenn Dannis Familie vor unserer Tür steht.
31. März: Louises Geburtstag
Joe sagt, seine Entscheidung stünde fest. Er will kündigen und sich auf den steinigen Weg machen, der neue Gordon Ramsay zu werden. (Um in Jamie Olivers Fußstapfen zu treten, ist er viel zu alt, auch wenn er das anders sieht.)
» Ich bin an einer sehr renommierten Kochschule angenommen worden, Susie. Danni hat mir bei der Bewerbung geholfen«, verkündete er, ein Eingeständnis dessen, dass er hinter meinem Rücken und ohne meine Zustimmung vorgegangen ist und bald anfangen wird. » Ich bin im siebten Himmel. Endlich bekomme ich die Chance, etwas zu tun, was mich wirklich begeistert.«
» Du darfst nichts überstürzen, Joe«, flehte ich. Ohne sein Gehalt verarmen wir nämlich und landen auf der Straße. » Überleg es dir noch eine Weile. Begeisterung wird heutzutage stark überbewertet.«
» Wenn ich daraus, dass ich in Portugal dem Tod nur knapp von der Schippe gesprungen bin, eines gelernt habe, Susie«, erwiderte er und blickte mir tief in die Augen, » ist es, dass uns nur eine begrenzte Zeit auf Erden vergönnt ist. Und deshalb müssen wir sie so sinnvoll wie möglich nutzen.«
Das ist ja schön und gut. Aber wer zahlt die Gasrechnung, während er seine Zeit auf Erden nutzt? Bereue plötzlich, dass ich in Sachen Gehalt geschwindelt habe. Spiele sogar ernsthaft mit dem Gedanken, Joe reinen Wein einzuschenken: Mein Gehalt würde nicht einmal für einen Schrebergarten reichen, um Bio-Gemüse anzubauen, geschweige denn, um eine vierköpfige Familie zu ernähren.
Habe beschlossen, Mum und Dad die Schuld an dieser plötzlichen Wendung der Ereignisse zu geben. Schließlich haben sie das dämliche Fischrestaurant empfohlen, wo Joe beinahe erstickt wäre und sein Leben vor seinem geistigen Auge vorbeiziehen sah. Tröste mich mit dem Gedanken, dass er ganz sicher niemals seinen Traum wahrmachen und ein berühmter Koch mit eigener Fernsehsendung und Buchreihe werden wird und deshalb schon nach wenigen Tagen in seinen Beruf zurückkehren muss. Ihm fehlen die Kraftausdrücke, um seine Untergebenen befehlsgewohnt herumzukommandieren. Er wäre niemals in der Lage, seine Mitmenschen mit übelsten Verwünschungen zu überhäufen. Dazu ist er viel zu höflich.
PS: War zu aufgewühlt, um ein Geburtstagsgeschenk für Louise zu besorgen. Hoffentlich ist das Rubbellos, das ich ihr
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