Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
» Das mochte ich schon immer an dir.« Mit diesen Worten öffnete er die Toilettentür und verschwand.
Zornig herumgewirbelt und mit Elaine zusammengestoßen, die direkt hinter mir stand.
» Aber, aber.« Sie grinste hämisch. » Habe mir doch gleich gedacht, dass da etwas im Busch ist. Allerdings wäre nicht einmal ich auf diese interessante Idee gekommen.«
30. April
Mein Leben, wie ich es kannte, ist vorbei. Den ganzen gestrigen Nachmittag damit verbracht, Elaine anzuflehen, niemandem zu verraten, dass ich die geheimnisvolle Geliebte im neuen Buch des einsamen Vaters bin.
» Warum sollte ich diese wundervolle Information für mich behalten?« Im Licht der Neonröhre betrachtete sie ihren abgeblätterten Nagellack. » Sicher würden viele Leute gern davon erfahren.«
» Weil er lügt«, erwiderte ich und änderte rasch die Taktik. » Die Sexszenen sind alle erfunden. Wir hatten nie Sex. Wir waren nur befreundet. Ich bin nichts als eine Schachfigur in seinem kranken Spielchen, mit dem er sich in den Vordergrund drängen will.«
» Ach, Susie.« Kopfschüttelnd schnalzte sie mit der Zunge. » Sie vergessen, dass ich mit eigenen Augen gesehen habe, wie es zwischen Ihnen geknistert hat. Erotische Spannung lag in der Luft. Funken sprühten. Versuchen Sie mir also nicht weiszumachen, dass da nie etwas gewesen wäre… Es könnte jedoch sein, dass ich bereit wäre, die Sache zu vergessen.«
Erleichtert aufgeatmet.
» Ich habe einen Vorschlag– eine Hand wäscht die andere. Abgemacht?« Sie zwinkerte ausgesprochen abstoßend und stakste auf ihren billigen Stilettos davon.
PS: Fühle mich, als hätte ich gerade meine Seele dem Teufel vermacht. Und er trägt kein Prada.
1. Mai
Das Interview mit dem einsamen Vater wurde heute ausgestrahlt. Musste es mir im Bürofernseher im Kreise der Kollegen anschauen, die um die besten Plätze kämpften, weil sie unbedingt einen Blick auf seine durchdringenden blauen Augen und seine dunklen Locken erhaschen wollten.
» Wie ist es eigentlich zu der Beziehung zwischen dieser Hausfrau und Ihnen gekommen?«, fragte Dee und beugte sich vor, um ihre chirurgisch aufbereiteten Brüste in die Kamera zu halten.
» Es herrschte eine elektrisch aufgeladene Stimmung«, erwiderte der einsame Vater und sah sie unter halb geschlossenen Lidern an. » Wir waren machtlos dagegen.«
» Oh Gott, ist der niedlich«, hörte ich eine Kollegin seufzen.
» Also wurde es ziemlich rasch körperlich?«, hakte Dee nach.
» Oh ja. Es war eine sehr sexuell geprägte Beziehung«, antwortete er und blickte direkt in die Kamera. » Wir konnten die Hände nicht voneinander lassen.«
Gespürt, wie mir die Röte den Hals hinaufstieg.
» Und ist dieses Verhalten Ihrer Ansicht nach typisch für Frauen, die eine Krabbelgruppe besuchen?«, erkundigte sich Dee.
» Ich würde sagen, dass viele Mütter einsam und nicht ausgelastet sind, ja. Zumindest meiner Erfahrung nach.« Er beugte sich zu ihr hinüber und legte den Arm auf die Lehne des Studiosofas.
» Werden Sie ihre Identität preisgeben?« Fran schmachtete ihn sichtlich an.
» Niemals, Fran.« Er lächelte verführerisch. » Schließlich bin ich ein Ehrenmann. Außerdem ist sie natürlich weiterhin verheiratet. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass sie glücklich ist. Nicht nach dem, was zwischen uns war.«
Dann schwenkte die Kamera zur Geliebten/Muse Marita, die in der ersten Reihe saß und ihn förmlich mit Blicken erdolchte.
2. Mai
Bin mit meinem Latein am Ende. Nach dem Fernsehinterview hat die Gazette von heute am Anfang des Unterhaltungsteils einen langen Artikel über den einsamen Vater und seine geheimnisvolle Geliebte gebracht. » Ehebruch im einundzwanzigsten Jahrhundert– sexuelle Kapriolen erschüttern Krabbelgruppe«, lautete die Schlagzeile. Begleitet wurde der Artikel von einem ziemlich großen Foto, das den einsamen Vater mit selbstzufriedener Miene und mit einer Ausgabe seines Buches in der Hand zeigte. Bin bei diesem Anblick vor Panik beinahe in Ohnmacht gefallen. Den restlichen Tag skrupellose Schreiberlinge und ihre Angewohnheit verflucht, ihre Berichte mit Sex aufzupeppen, um die Auflage zu erhöhen. Empörten Leserbrief verfasst, dann jedoch erkannt, dass ich damit nur noch mehr Aufmerksamkeit erregen würde, und ihn wieder gelöscht. Zum Glück backt Joe inzwischen rund um die Uhr und bemerkte deshalb nichts von meiner Verzweiflung.
PS: Gerade aus einem schreckliche Albtraum aufgewacht. War wieder in der Krabbelgruppe
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