Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)

lang.
    » Warum kannst du nicht sportlicher sein?«, schimpfte ich. Wütend ein extragroßes Wurstbrötchen in mich hineingestopft.
    » Ich bin sportlich«, entgegnete er. » Ich liebe Fußball.«
    » Wer sich Liverpool gegen Manchester United im Fernsehen anschaut, wird dadurch nicht gleich zum Athleten«, gab ich zurück.
    » Nun, aber ich bin wenigstens sportlicher als du«, sagte er, während ich mir den letzten Rest Wurstbrötchen von den fettigen Fingern leckte. » Oder ist Essen seit Neuestem eine olympische Disziplin?«
    PS: Koche vor Wut. Jetzt werden Katie und Jack niemals berühmte Schwimmer sein und ihren guten Ruf gegen unbegründete Doping-Vorwürfe verteidigen müssen. Und daran ist einzig und allein ihr Vater schuld. Außerdem kann niemand von mir verlangen, dass ich mich ernsthaft sportlich engagiere. Schließlich muss ich mich um zwei sehr anspruchsvolle Kinder und einen Hund kümmern.
    PPS: Glaube, der Hund hat Flöhe. Habe ihn heute Nachmittag dabei beobachtet, wie er sich heftig kratzte. Schiebe den Tierarztbesuch vor mir her, weil ich nicht weiß, ob ich ihm für das letzte Mal noch Geld schuldig bin. Jack hatte versucht, dem Hund Spiderman auf den Rücken zu binden. Ergebnis war ein Bandscheibenvorfall.

23. September
    Um Viertel nach acht Uhr morgens Anruf von Louise. » Wir haben vergessen, einen Geburtsplan aufzustellen«, jammerte sie. » Du musst sofort damit anfangen.«
    » Einen Geburtsplan?«, fragte ich. Hatte keine Ahnung, was sie von mir wollte. » Da kann man eigentlich nichts planen, Louise«, fuhr ich fort. » Normalerweise kriegt man irgendwann Wehen und drückt und presst, bis das Baby da ist.«
    » Nein, Susie!«, kreischte sie auf. » Du musst eine Liste meiner Wünsche im Kreißsaal machen. Wir haben es so abgesprochen.«
    » Haben wir das?« Konnte mich nicht daran erinnern.
    » Ja. Ich maile dir meine Liste. Und vergiss den Lamaze-Kurs morgen Abend nicht.«
    Unvermittelt aufgelegt.
    Louises E-Mail erhalten und festgestellt, dass sie nicht nur eine Geburt ohne Medikamente, sondern auch einen Fünf-Sterne-Kreißsaal verlangt, und zwar mit
gedämpfter Beleuchtung. (Jacks Thomas-die-Lokomotive-Lampe kommt vermutlich nicht in Frage– muss mich erkundigen.)
einer CD mit beruhigender, meditativer Musik. (Merke: Greatest Pop Hits passt vermutlich nicht. Vielleicht durch Walgesänge ersetzen.)
einem ausgebildeten Hypnotiseur, der bereitsteht, wenn die Wehen kommen. (Merke: In den Gelben Seiten nachschlagen. Nicht versehentlich einen Zauberkünstler engagieren.)
ein TENS-Gerät. (Merke: Muss herausfinden, was das ist.)
Massage rund um die Uhr– habe den Verdacht, dass ich selbst ran soll.
Lachgas und Sauerstoff für den äußersten Notfall.
    Sie zurückgerufen und gefragt, wofür sie die CD braucht. Schließlich wird sie während der mörderischen Wehen nicht in der Stimmung zum Tanzen sein.
    » Damit ich ruhig und konzentriert bleibe«, erwiderte sie. » Brenn einfach meine Lieblingsmusik auf eine CD und leg sie ein, wenn sich mein Muttermund weitet. Falls du die richtige Mischung erwischst, ist das TENS-Gerät vielleicht sogar überflüssig.« Sie murmelte eine Ausrede vor sich hin, in der es um eine wichtige Präsentation und den Vorstandsvorsitzenden ging, und legte auf.
    Bin mit meinem Latein am Ende. Diese Aufgabe gehört eindeutig nicht zum Anforderungsprofil einer Geburtsbegleiterin. Die Gebärende mit Eisstückchen zu versorgen ist unerlässlich, aber das Aufbauen eines CD-Wechslers und einer Stereoanlage ist doch wohl zu viel verlangt. Fühle mich ziemlich wackelig auf den Beinen. Keine Ahnung, wie ich Louises unrealistisch hohe Erwartungen erfüllen soll, ohne daran zu zerbrechen.
    PS: Leide schon den ganzen Nachmittag an Herzrasen, was ich auf meine panische Angst zurückführe, dass ich eine CD mit Musik zusammenstellen könnte, die Louise verabscheut. Eine Ewigkeit damit verbracht, in meinem Gedächtnis zu kramen, auf welche Stücke sie steht. Konnte mich aber an keine einzige Band erinnern. Nur an Salt ’n’ Pepper aus den Achtzigern. Bin allerdings nicht sicher, ob » Push It« geeignet ist.
    PPS: Habe scheußliche Pickel am Kinn gekriegt. Halte sie für eine starke körperliche Reaktion auf Stress und Verzweiflung. Oder eine Allergie gegen die Backmischungskekse, die ich mir gestern Abend mit dem Hund geteilt habe.

24. September
    Zum zweiten Mal mit Louise im Lamaze-Kurs.
    Habe mich ziemlich darauf gefreut, weil es letzte Woche mit all dem Gekeuche und