Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)

könnte ich Brandon eins auswischen, richtig?«
    Getan, als wüsste ich nicht, wovon sie redete, habe aber insgeheim zugestimmt. Ein Geburtstag im Kino ist der letzte Schrei und wird Angelica sicher beeindrucken. Bin zufrieden mit meinem Einfall.
    Joe anvertraut, wie stolz ich auf Katies Reifungsprozess bin.
    » Ja, sie ist schon so erwachsen«, antwortete er mit seltsam feuchten Augen. » Sie werden schrecklich schnell groß, findest du nicht?«
    » Stimmt«, sagte ich und zerzauste ihm das Haar. » Ehe du dich versiehst, benutzt sie Glätteisen für die Haare und knutscht mit Jungs.«
    Joe erbleichte sichtlich. » Das ist nicht witzig, Susie«, entgegnete er. » Falls ein Junge wagen sollte, ihr zu nah zu kommen, erwürge ich ihn mit bloßen Händen.«
    Habe ihm lieber verschwiegen, dass er sich nicht nur wegen der Jungen Sorgen machen muss. Einem Artikel in der Gazette von letzter Woche zufolge sind bei jungen Mädchen zurzeit lesbische Beziehungen angesagt.

9. Oktober
    Anruf von Louise, morgens um zehn nach halb sieben.
    » Was ist, Lou? Du hast doch nicht etwa schon Wehen?«, murmelte ich. Habe gehofft, dass die Angelegenheit bereits ausgestanden war.
    » Nein«, erwiderte sie mit merkwürdig ruhiger Stimme. » Ich habe es mir anders überlegt.«
    » Wirklich?«, sagte ich. Versucht, enttäuscht zu klingen. War aber in Wahrheit froh, sie nicht während achtundvierzigstündiger Wehen ohne Medikamente begleiten zu müssen. Sicher hatte sie beschlossen, dass sie stattdessen lieber den Kindsvater dabeihaben wollte. Sie würde sich freuen, wenn ich ihr mitteilte, ein Privatdetektiv habe ihn schon beinahe aufgespürt.
    » Schön, dass du mich verstehst, Susie«, meinte sie. » Ich habe schon befürchtet, du könntest dich aufregen.«
    » Nein, natürlich nicht«, antwortete ich. Habe mich bemüht, den begeisterten Tonfall zu unterdrücken. » Steve ausfindig zu machen ist genau die richtige Entscheidung.«
    » Wovon redest du?«, wunderte sich Louise. » Warum, um Himmels willen, sollte ich Steve ausfindig machen wollen?«
    » Nun, jemand muss dich doch während der Geburt begleiten. Und wenn du nicht mehr möchtest, dass ich es bin, wer dann?« Nicht mehr ganz durchgeblickt.
    » Nein, Susie.« Sie seufzte auf. » Du bleibst meine Geburtsbegleiterin. Daran ändert sich nichts. Ich habe mich, was das Baby betrifft, umentschieden. Ich gebe es zur Adoption frei.«

10. Oktober
    Noch immer unter Schock, weil Louise beschlossen hat, ihr Baby wegzugeben. Selbst wenn es ein nettes Ehepaar ist, das es in niedliche Kleidchen von Baby Dior steckt, ihm einen Privatjet schenkt und zum sechzehnten Geburtstag P. Diddy für ein Privatkonzert einfliegen lässt, so wie bei den verwöhnten Gören in My Super Sweet 16 auf MTV.
    » Es ist ihre freie Entscheidung, Susie«, erwiderte Joe, als ich meinte, sie könnte es für den Rest ihres Lebens bereuen.
    » Ja, doch ich denke, dass sie einen gewaltigen Fehler begeht.« In meinen Toast geschluchzt. » Kinder machen so viel Freude, und sie will darauf verzichten.«
    Beobachtet, wie Katie und Jack auf dem Küchenfußboden um das letzte Schokocroissant kämpften, und schrecklich emotional geworden, da Louise sich die Wunder und die Vorzüge der Mutterschaft versagt.
    » Vielleicht ändert sie ihre Meinung ja noch«, wandte Joe ein. » Schwangere Frauen neigen häufig zu überstürzten Handlungen.«
    Hatte den Verdacht, er spielte darauf an, dass ich Veganerin werden wollte, als ich mit Katie schwanger war. Der Ahnungslose. Wenn Louise sich einmal für etwas entschieden hat, kennt sie kein Pardon. Falls sie beschlossen hätte, Veganerin zu werden, hätte sie nicht drei Stunden später Heißhunger auf ein Brötchen mit Roastbeef und Schokocreme gekriegt.
    Versucht, den Privatdetektiv anzurufen, um zu erfahren, ob er Steve inzwischen gefunden hat, ihn aber nicht erreicht. Mir vorgenommen, morgen bei ihm vorbeizuschauen. Ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht ist dringend erforderlich. Muss ihm klarmachen, dass die Zeit inzwischen wirklich drängt. Vielleicht ist Steve der einzige Mensch, der Louise zur Vernunft bringen kann.

11. Oktober
    Heute Vormittag zur Detektei gefahren. Zuerst geglaubt, ich hätte mich verirrt, denn das Gebäude, vor dem ich stand, war so heruntergekommen, dass ein hartgesottener Privatdetektiv, der Tom Selleck wie aus dem Gesicht geschnitten war, unmöglich dort sein Büro haben konnte. Vom Gehweg aus Ausschau nach einem roten Ferrari gehalten und die Adresse noch