Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
gehen will. Freue mich schon sehr darauf, all die blutigen Einzelheiten zu hören.
PS: Bin nicht sicher, glaube aber, dass der Hund mich verspottet hat, als ich ihn heute Abend abgeholt habe. Sein Blick schien mich zu verhöhnen, während ich eine Dose Pedigree Chum für ihn öffnete.
12. November
Louises Baby wird ein Koloss. Vielleicht bricht es sogar den Landesrekord.
» Es ist ziemlich groß«, verkündete der Frauenarzt bei der Ultraschalluntersuchung mit ruhiger Stimme.
» Was meinen Sie mit groß?«, fragte Louise nervös. Habe den Hals gereckt, um mir ihr Riesenbaby besser anschauen zu können.
» Vorsichtig geschätzt würde ich von mindestens viereinhalb bis fünf Kilo ausgehen«, erwiderte der Arzt, wischte Louise das Gel vom Bauch und trug etwas in ihre Patientenakte ein.
» Fünf Kilo!« Louise wurde aschfahl und umklammerte meine Hand so fest, dass sich mir ihre manikürten Fingernägel in die Haut gruben. » Wie soll ich ein fünf Kilo schweres Baby aus mir rauskriegen?«
» Sie haben den Lamaze-Kurs besucht, richtig?« Der Arzt wirkte für den Bruchteil einer Sekunde besorgt.
» Ja, haben wir«, antwortete ich, da es Louise offenbar die Sprache verschlagen hatte.
» Nun, dann wird sicher alles klappen«, meinte er und tätschelte ihr beruhigend die Hand. » Wir haben in solchen Fällen unsere Spezialtricks.«
Wollte nicht fragen, um was für Tricks es sich handelte. Habe den Verdacht, dass eine Supermonsterzange und eine Schraubzwinge ins Spiel kommen könnten.
Um Louise aufzuheitern, angeboten, sie in eine todschicke Babyboutique in der Innenstadt zu fahren, damit sie sich mit dem Nötigsten eindecken kann. Zunächst versucht, sie zu überzeugen, dass Supermärkte eine ausgezeichnete Auswahl an preiswerter Babyausstattung im Sortiment haben. Da sie nun allein ein Wahnsinnsriesenbaby einkleiden und ernähren muss, sollte sie besser anfangen, aufs Geld zu achten. Aber sie wollte nichts davon hören.
» Das Baby mag zwar ohne Vater aufwachsen müssen«– mit einem angewiderten Schaudern schlang sie sich den Designer-Umhang aus Kaschmir um die Schultern–, » doch sonst soll es von allem nur das Beste haben.«
Schließlich den Laden erreicht, wo Louise in einem Nestbau-Panikanfall Unmengen der teuersten Artikel auswählte. Zumindest, bis die hilfsbereite Verkäuferin wissen wollte, wann die Zwillinge denn erwartet würden, worauf sie einen Weinkrampf bekam.
Ohne ein einziges Stück zu kaufen, watschelte sie aus dem Laden und schluchzte während der ganzen Heimfahrt bitterlich.
Wollte sie trösten, indem ich ihr erklärte, dass dieser Irrtum häufig sei. Nicht jede Frau habe das Glück, wie ich nur ein kleines Bäuchlein zu bekommen. Half jedoch nicht. Sie schien sogar noch heftiger zu weinen.
PS: Hatte gerade eine tolle Idee! Wir sollten die Läden in unserer Gegend anrufen, Sponsoren anwerben oder wenigstens um Warenspenden bitten. Der Supermarkt an der Ecke könnte das Baby zu seinem Maskottchen erklären und Louise dafür mit kostenlosen Windeln versorgen. Ein Fünf-Kilo-Baby wird viele Windeln brauchen, von Reinigungstüchern ganz zu schweigen.
13. November
Joe hat die Bombe platzen lassen. Er will eine Therapie machen. Und er möchte, dass ich mitkomme. » Seit ich in Portugal dem Tod so knapp von der Schippe gesprungen bin, ist mir klar geworden, dass es zwischen uns Probleme gibt, Susie«, verkündete er und blickte mich dabei auf beunruhigend forsche Weise an. » Probleme, die wir lösen müssen.«
» Was denn für Probleme?«, fragte ich verdattert. Wir hatten uns doch schon seit Ewigkeiten nicht mehr gestritten. Gut, wir hatten auch schon seit Ewigkeiten keinen Sex mehr, aber das war ja nichts Ungewöhnliches. Diese alberne Therapie war also absolut überflüssig.
» Ich habe es zu lange vor mir her geschoben«, fuhr er fort. » Ich finde, wir müssen es endlich richtig klären.«
Er meinte den einsamen Vater. Magenkrämpfe gekriegt.
» Da gibt es nichts zu klären, Joe«, stammelte ich. » Es ist Schnee von gestern. Außerdem ist gar nichts passiert.«
» Tu es nicht einfach ab, Susie«, erwiderte er mit ernster Miene. » Wir müssen darüber reden. Ansonsten gärt es vor sich hin und könnte irgendwann unsere Ehe zerstören.«
Geschwiegen.
» Eine Therapie wird uns ein Forum bieten, wo wir äußern können, was uns bedrückt, und Techniken erlernen, um unsere Konflikte beizulegen«, ergänzte er. Mit diesen Worten reichte er mir einige Broschüren. » Überlege es
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