Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)

Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)

Titel: Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh Greene
Vom Netzwerk:
ich. » Ich werde da sein.«
    » Prima«, höhnte sie. » Wir können es kaum erwarten.« Dann legte sie auf. Bin nicht ganz sicher, glaube aber, einen sarkastischen Unterton herausgehört zu haben.
    Den restlichen Tag mit der Kleiderfrage verbracht. Habe eine Todesangst, sie könnten Probeaufnahmen machen wollen. Dank meiner Erfahrung mit dem Auftritt in Doyle Tonight im letzten Jahr, als man mich aus dem Studiopublikum gefischt hat, weiß ich, dass man im Fernsehen tatsächlich doppelt so dick aussieht wie in Wirklichkeit. Es handelt sich also nicht um eine von Fernsehstars erfundene Ausrede für ihren schlaffen Hintern. Habe sogar versucht, Mrs H.s ausdrückliche Anweisung zu befolgen, mich wie ein Herbsttyp in Braun und Grau zu hüllen. Die Sachen jedoch beiseitegeworfen, da ich zu dem Schluss kam, dass ich darin eher verfaultem Laub ähnle.
    » Zieh dich einfach so an wie immer«, meinte Joe auf meine Frage, mit welchem Stil ich es denn versuchen sollte.
    Er ahnt es zwar nicht, aber wenn ich mich so anziehe wie immer, kann ich den Job vergessen. Ich muss mein Image aufpeppen, koste es, was es wolle.
    Louise angerufen, um ihr zu erzählen, dass das Vorstellungsgespräch tatsächlich stattfindet, weshalb ich vermutlich nicht mehr für spontane vormittägliche Kaffeekränzchen zur Verfügung stehen werde.
    » Schon gut«, erwiderte sie ungerührt. » Einige Frauen aus meiner Stillgruppe gehen zum Schattenboxen. Offenbar ist der Lehrer ein Traum. Mit dem Kurs und meiner neuen Geschäftsidee werde ich von nun an vormittags ohnehin beschäftigt sein. Jedenfalls viel Glück morgen!«
    PS: Habe beschlossen, narrensichere Kombination aus schwarzer Stiefelhose und Pulli mit Polokragen anzuziehen und mir einen knallroten Schal um den Hals zu schlingen, um auszudrücken, dass ich ein ernsthafter und dennoch risikofreudiger Mensch bin. Denke, so müsste es klappen.
    PPS: Joe sagt, ich sähe aus wie ein Torero. Werde wohl umdisponieren.

25. Januar
    Kein guter Start in den Tag. In leichtfertigem und irrwitzigem Versuch, gepflegt zu wirken, beschlossen, meine wuchernden Augenbrauen zu zupfen, um die neandertalerähnliche Brücke über den Nasenrücken loszuwerden. Schritt entpuppte sich als Katastrophe erster Größenordnung, denn ich
konnte nur eine uralte Pinzette finden, die aller Wahrscheinlichkeit nach verrostet war.
hatte Lichtausfall im Badezimmer, weshalb ich bei nahezu völliger Dunkelheit zu Werke gehen musste (Joes Schuld, weil er seit mindestens zwei Wochen meine Bitte nicht erfüllt, die Glühbirnen zu wechseln).
litt aus unerklärlichen Gründen an Händezittern. Vielleicht brüte ich ja eine schwere oder gar tödliche Krankheit aus.
    » Joe!«, rief ich, als meine linke Gesichtshälfte einen dauerhaft erstaunten Ausdruck zeigte. » Fällt dir an mir etwas Seltsames auf?«
    Er schlug ein Auge auf und musterte mich vom Bett aus. » Eigentlich nicht.«
    Erleichtert aufgeatmet, da ich offenbar übertrieben kritisch gewesen war.
    » Moment mal. Meinst du die Augenbrauen?«, fügte er hinzu. » Ist das Absicht?«
    War entsetzt. Wenn Joe es bemerkt hatte, musste es eine Katastrophe sein. Er ist normalerweise blind für solche Dinge. Ewigkeiten damit verbracht, die halbe linke Augenbraue mit einem Wachsmalstift von Katie nachzuziehen, weil ich keinen richtigen Augenbrauenstift besitze– ein schwerer Nachteil der Anspruchslosigkeit.
    Entstellung hatte zum Glück keinen negativen Einfluss auf das Vorstellungsgespräch. Glaube, dem Produzenten fiel es gar nicht auf. Habe seine Sekretärin Elaine allerdings einige Male bei einem hämischen Grinsen ertappt. Mein Bestes versucht, um nicht so zu sein wie sonst und mich selbstbewusst, schlagfertig und keck zu geben, wie die Moderatorinnen in Talk mit Dee und Fran. Konnte leider nicht dramatisch meine Haarmähne herumwerfen (der grässliche Stufenschnitt muss noch herauswachsen). Habe es aber geschafft, so oft wie möglich den Gesichtsausdruck zu wechseln, um zu zeigen, dass ich eine wandelbare, amüsante Frau bin, die nötigenfalls auch eine Kochsendung präsentieren könnte.
    » Alsoooo, Susie«, sagte Mike, der Produzent. » Warum glauben Sie, dass Sie ein Gewinn für unser Team wären?«
    » Nun«, begann ich so siegessicher wie möglich. » Ich war vor kurzem im Fernsehen und hatte positive Reaktionen. Möchten Sie das Band sehen?« Ich fischte es aus der Handtasche.
    » Äh, vielleicht nicht jetzt«, meinte Mike, während Elaine hinter vorgehaltener Hand lachte. » Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher