Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)

wer soll die Kinder denn dann hüten, während ich in der Arbeit bin?«, fragte ich. War entsetzt, dass sie die Gelegenheit, sich an ihren Enkelkindern zu erfreuen, nicht beim Schopf packte.
    » Du könntest eine Anzeige aufgeben«, schlug sie vor. » Ich glaube, heutzutage ist es nicht schwer, eine zuverlässige Ausländerin als Babysitter zu finden. Vielleicht stellst du am besten eine Frau ein, die auch noch für dich staubsaugt.«
    Beschlossen, Louise anzurufen und sie zu bitten einzuspringen. Schließlich ist sie ja noch im Mutterschaftsurlaub.
    Hartnäckiger Widerstand. » Das soll wohl ein Witz sein, Susie!« Sie lachte.
    » Äh… eigentlich nicht«, sagte ich. Keine Ahnung gehabt, wo das Problem liegt. » Du weißt ja, wie pflegeleicht Katie und Jack sind. Du würdest ihre Anwesenheit nicht einmal bemerken.«
    Ein ersticktes Keuchen drang aus dem Hörer. » Nein, Susie, ich halte das wirklich für keine gute Idee«, stieß sie mit seltsam klingender, hoher Stimme hervor. » Ich stecke bis über beide Ohren in der Arbeit an meiner neuen Umstandsmodenfirma. Du solltest inserieren. Setz eine Anzeige in die Zeitung.«
    Bin mit meinem Latein am Ende. Wahrscheinlich geht es der armen Posh ständig so. Möglicherweise schreibe ich ihr, um ihr zu sagen, dass ich mit ihr fühle. Eine berufstätige Mutter hat es nicht leicht. Dabei habe ich noch nicht einmal angefangen.

29. Januar
    Den Vormittag damit verbracht, eine Anzeige zu entwerfen, um eine zuverlässige Kinderbetreuerin/Ersatzmutter zu finden. Mich schließlich für die folgende Formulierung entschieden. Glaube, den Ton perfekt getroffen zu haben.
    Erfolgreiche Karrierefrau sucht warmherzige Person,
    die ihre beiden kleinen Kinder hütet,
    während sie beim TV tätig ist.
    Arbeitszeugnisse Voraussetzung.
    Bitte melden Sie sich unter der angegebenen Nummer
    bei Susie.
    Die Kleinanzeigenabteilung der Gazette angerufen, um den Text zu diktieren. War ziemlich überrascht, als das schwerfällige Mädchen am Telefon keine neugierigen Fragen zu meiner Tätigkeit beim Fernsehen stellte. Hatte eigentlich erwartet, dass sie beeindruckt sein würde, einen wahrhaftigen Fernsehstar an der Strippe zu haben. Allerdings machte sie wirklich keinen intelligenten Eindruck. Ich musste ihr mindestens dreimal das Wort » Karriere« buchstabieren.
    Am Nachmittag Besuch von Mrs H. » Hast du schon ein Kindermädchen gefunden, Susie?«, fragte sie mit hochgezogener Augenbraue.
    » Nein«, gab ich zu. Wollte ihr nicht sagen, ich hätte gehofft, dass sie ihre Meinung noch ändert.
    » Tja, sei bloß vorsichtig«, riet sie mir. » Es wimmelt nämlich überall von Spinnern. Manche Leute geben sich als Kindermädchen aus und sind in Wirklichkeit gewalttätige Wahnsinnige.« Die Aussicht, ein paar leibhaftigen Verrückten zu begegnen, schien sie ehrlich zu begeistern.
    » Nun, ich werde mir Arbeitszeugnisse zeigen lassen, Mrs H.«, antwortete ich. Habe mich ein bisschen mulmig gefühlt. » Ohne die geht heutzutage nichts mehr.«
    » Schön und gut. Aber woher willst du wissen, ob sie auch echt sind?«, erwiderte sie. » Ich habe einen Artikel über ein falsches Kindermädchen gelesen, das sie selbst geschrieben und sich über den grünen Klee gelobt hat. Wie sich herausstellte, war sie wegen Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden und hatte noch nie im Leben eine Windel gewechselt.«
    » Joe und ich werden alles überprüfen«, sagte ich. Mich noch elender gefühlt.
    » Und wenn sie einen Komplizen hat?«, fuhr Mrs H. fort. Offenbar war sie in Gedanken bereits die schauerlichsten Wendungen durchgegangen. » Sie könnte in dem Arbeitszeugnis eine vorher vereinbarte Telefonnummer angeben. Und ihr Komplize tut dann so, als wäre er ihr ehemaliger Arbeitgeber. Diese Verbrecher sind manchmal sehr gerissen.« Nachdenklich knabberte sie an einem Keks.
    Finde, es war ein Riesenfehler von Joe, seiner Mutter eine Sammelbox mit Law-and-Order -DVDs zu schenken. Anscheinend beflügeln die Kriminalgeschichten ihre ohnehin schon blühende Phantasie.



30. Januar
    Auf dem Heimweg von der Schule die Gazette gekauft. Der Anzeigentext lautete folgendermaßen:
    Erfolgreiche Karrierefrau sucht warmherzige Person,
    die ihre beiden kleinen Kinder hütet,
    während sie als Transvestit tätig ist.
    Arbeitszeugnisse Voraussetzung.
    Bitte melden Sie sich unter der angegebenen Nummer
    bei Susie.
    Sofort das schwerfällige Mädchen in der Anzeigenabteilung angerufen und eine Erklärung dafür