Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
wichtige Produzent will, dass ich zum ersten Mal vor die Kamera trete! » Diese Idiotin hat sich gestern beim Bungee-Springen den Fuß gebrochen, und jetzt fehlt uns jemand«, verkündete er. Privatsekretärin Elaine bedachte mich hinter seinem Rücken mit giftigen Blicken. » Also werden Sie morgen einen kurzen Beitrag moderieren, Susie. Ich habe an etwas Unterhaltsames gedacht. Vielleicht, welche Bücher die Durchschnittshausfrau gerne liest. Was lesen Sie denn so?«
» Äh… feministische Autorinnen des neunzehnten Jahrhunderts?«, erwiderte ich so glaubwürdig wie möglich.
Er brüllte vor Lachen. » Sie sind mir eine Ulknudel. Los, raus mit der Sprache, welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?«
Habe drei millionenschwere Autorinnen von unterhaltsamen Frauenromanen aufgezählt. » Ausgezeichnet. Fahren Sie mit einem Filmteam in ein Einkaufszentrum und fragen Sie die Frauen dort, was sie am liebsten lesen und warum. Wir brauchen einen etwa vierminütigen Beitrag.«
Er marschierte davon, ehe ich Gelegenheit hatte, ihn zu fragen, wann man mich in meine Aufgabe einweisen würde. Mich bei Elaine erkundigt.
» Warum ficken Sie sich nicht ins Knie, Streberin?«, zischte sie.
» Habe ich Sie irgendwie verärgert, Elaine?« Ich war entsetzt über ihren Ausbruch. Vielleicht hatte ich ja versehentlich ihre Kaffeetasse oder ihren Lieblingsheftklammerer benutzt.
» Warum sollte ich wohl verärgert sein?«, schleuderte sie mir entgegen. » Lassen Sie mich mal nachdenken… Möglicherweise liegt es ja daran, dass Sie den Job wegen Ihrer guten Freundin Angelica bekommen haben. Könnte das eventuell der Grund sein?«
» Sie hat mir nur zu einem Vorstellungsgespräch verholfen«, stammelte ich. » Mike hätte mich nie genommen, wenn er nicht gefunden hätte, dass ich Potenzial habe.«
» Ja, schon gut. Damit, dass Angelica mit ihm gevögelt hat, hat es ganz bestimmt nichts zu tun.«
Nach Luft geschnappt. » Das stimmt nicht!«
» Wenn Sie es sagen. Hören Sie zu, Schätzchen. Einige von uns haben sich den Arsch aufgerissen, um den Job zu kriegen, den wir jetzt haben. Deshalb mögen wir es gar nicht, wenn Anfängerinnen wie Sie hier hereingerauscht kommen, als gehöre der Laden ihnen. Warum hat er Ihnen wohl die Reportage gegeben? Vermutlich hat sein kleines amerikanisches Flittchen es ihm eingeflüstert. Also seien Sie schlau, und gehen Sie mir aus dem Weg, okay, Schätzchen?«
Darauf folgte ein tückischer Blick. Rasch Kopf gesenkt, weil ich befürchtete, sie könnte über die Trennwand zwischen unseren Schreibtischen springen und mich mit der Nagelfeile angreifen.
PS: Stehe unter Schock. Es kann nicht sein, dass Angelica mit Mike schläft. Insbesondere deshalb, da sie sich doch in meinem Wochenendhaus wieder mit ihrem Mann versöhnt hat. Muss diese streng geheime Information allerdings für mich behalten. Offenbar ist Elaine einfach nur schrecklich neidisch auf meinen in Kürze anstehenden kometenhaften Aufstieg in die Welt der Stars. Habe den Verdacht, dass sie auch vor die Kamera will. Leider sind ihre vorstehenden Zähne ein Hinweis darauf, dass das nicht so bald geschehen wird.
18. Februar
Bin schon vor Jack aufgestanden (das heißt, im Morgengrauen), um mir die Haare mit literweise Anti-Frizz-Lotion zu föhnen. Habe so lange gebraucht, es hinzukriegen (die Glätteisen aus Gründen des Umweltschutzes abzuschaffen, war möglicherweise eine übereilte Entscheidung), dass ich zu spät kam und mit quietschenden Bremsen vor dem Sender hielt. Hatte Panik, das Filmteam könnte ohne mich losgefahren sein. Außerdem Lampenfieber und total durchgeschwitzt. (Merke: Muss so bald wie möglich das extrastarke Deo kaufen, für das in Lifestyle TV Werbung gemacht wird. Oder ich lasse mir durch eine schmerzfreie und kostengünstige OP die Schweißdrüsen entfernen.)
Habe einen einsamen Kameramann angetroffen, der mich in einem zerbeulten alten Transporter erwartete, eine zweifelhaft aussehende Zigarette rauchte und Red Bull aus der Dose trank.
» Also, wohin soll es gehen?«, fragte er.
» Äh, ich bin nicht sicher«, erwiderte ich. Dabei mit dem Brechreiz gekämpft, denn er hatte Mundgeruch. » Der Produzent müsste jeden Moment hier sein.«
» Der kommt nicht, Schätzchen«, entgegnete der Kameramann gedehnt. » Heute sind wir nur zu dritt, Sie, Quin und ich. Ich heiße übrigens Sam.«
» Wer ist Quin?«, erkundigte ich mich. Habe versucht, durch die Qualmwolken eine zweite Person auszumachen.
» Der Tontechniker. Er
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