Pausensnack
Heilige Scheiße, der Tag ist gekommen.
Es ist zu spät für die Jagd. Er wechselt zu seinem Laptop und beginnt den Code rauszuhauen, von dem er immer gehofft hat, dass er ihn nie würde senden müssen. Die Nachricht nach draußen, das Leak an die richtige Auswahl Leute, die vielleicht etwas mit den Daten anfangen können. Er beginnt mit dem Upload, versucht ihn per Willenskraft zu beschleunigen.
Unter der Tür zum Flur, der zu den Servern führt, dringt Rauch hervor.
Zum Teufel mit dir, Rahul in Bangalore. Jetzt bist du der Wächter.
Dann ein Zischen, als etwas anderes in den Raum gelangt. Bevor er daran denken kann, die Luft anzuhalten, atmet er die erste Lungevoll ein. Sie versengt ihm den Hals und den Brustraum; er hustet und erbricht den Burrito auf den Teppich; ihm dreht sich der Kopf.
So schnell.
Nicht atmen.
Er rennt zur Tür, aber sie ist abgeschlossen. War ja klar; sie dürfen nichts riskieren. Er tritt mit dem Fuß dagegen, immer wieder.
Der Drang zu atmen ist übermächtig. Ein Griff an die Kehle und seine Lunge kollabiert.
Als er auf den Boden schlägt, fragt er sich, ob der Upload noch geklappt hat. Hat er die Nachricht rechtzeitig abgeschickt? Nicht rechtzeitig, um am Leben zu bleiben, aber rechtzeitig, dass andere am Leben bleiben? Dass diese Misthunde bei Xanthro den Bach runtergehen?
Er hätte Dr. Lindsay nie helfen sollen. Er hätte diesen Job nie annehmen sollen. Er hätte nie in dieses blöde feuchte Land kommen sollen.
Und als er zum letzten Mal die Augen schließt, werden die Bildschirme um ihn herum leer.
Samstagabend kann man sich prima prügeln – Lorna, Dougie, Megan, Todd
Saturday Night’s Alright For Fighting, Elton John & Bernie Taupin
Ein kleiner Bildschirm geht flackernd an.
Szene: Es ist Samstagmorgen, schätzungsweise 9 Uhr 15. Wir befinden uns in einem Raum in den Gewölben unterhalb der Royal Mile in Edinburgh, gesehen durch eine Handykamera. Unsere Sicht beschränkt sich auf das körnige, verwackelte und leicht unheimliche Bild eines Steinfußbodens.
[Mädchenstimme, flüsternd, drängend]
»Sind sie weg? Haben wir sie abgehängt?«
[Stimme eines Jungen, völlig außer Atem, keuchend]
»Sei still!«
[Mädchen]
»Wo ist Megan abgeblieben? Todd? Sind sie entkommen? O mein Gott, wir hätten nie in die Stadt gehen sollen, die drehen alle total durch hier!«
[Junge]
»Pst!«
Das Bild des Fußbodens wackelt ein wenig. Es gibt eine Pause, während der wir keuchende Atemzüge hören.
[Mädchen]
»Gib her, Dougie! Gib schon her! Ist schließlich mein Scheiß-Handy, oder etwa nicht?«
[Junge, immer noch schwer atmend]
»Das kannst du laut sagen, so scheiße wie das aussieht. Du hast es total vollgeblutet.«
[Mädchen]
»Ha-ha, sehr witzig! Das ist nicht mein Blut, sondern das von dem Mann! Du bist auch von oben bis unten voll damit. Hast du dich mal angeguckt? O Himmel, weißt du, wie du aussiehst?«
Ihre Stimme klingt erstickt, so angestrengt versucht sie, ein Schluchzen zu unterdrücken.
»O Gott! Wie sollen wir das Zeug je wieder abkriegen! Was sollen wir bloß machen?«
[Junge, immer noch keuchend]
»Als ob das unsere größte Sorge wäre, du dumme Ziege.«
[Mädchen schreit fast vor Wut]
»Gib her!«
Das Bild ruckt. Ein Klappern und der Bildschirm wird kurzzeitig schwarz. Das Handy ist heruntergefallen.
[Junge]
»Mist! Bloß deinetwegen. Ach, na ja, was soll’s, das Teil hat sowieso nicht mehr funktioniert.«
Das Handy wird wieder aufgehoben. Mädchenbeine in einem Paar Lederstiefel. Die Stiefel sind knielang und hochhackig, mit Pelzsaum am oberen Rand. Die Beine zittern, die Knie schlagen aneinander.
[Mädchen, weinend vor Verzweiflung]
»Gib her, Dougie!«
[Junge]
»Was willst du machen, die Polizei rufen? Seit gestern geht kein Telefon mehr. Die Stadt ist voll von Leuten, die sich gegenseitig umbringen, und anscheinend weiß draußen kein Mensch davon. Wir müssen das alles festhalten, Lorna. Es aufnehmen. Sonst glaubt uns niemand, was für einen Mist wir hier gerade durchmachen. Dieser Mann … wie diese Irre ihm in den Hals gebissen hat … hast du gesehen, wie es überall hingespritzt ist? Hast du das gesehen?«
Nervöse Schritte der Stiefel auf dem Steinfußboden.
[Mädchen]
»Scheiße, natürlich hab ich das gesehen! Was denkst du denn, was da an uns klebt, du Schwachmat? Das Blut von dem Mann! Hör auf, davon zu reden! Willst du, dass ich wieder ausraste?«
[Junge]
»Wieso wieder? Du kriegst dich doch die ganze Zeit nicht
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