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Pausensnack

Pausensnack

Titel: Pausensnack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsty McKay
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ein.«
    [Mädchen]
    »Ja, willst du mir das jetzt vorwerfen?«
    Ein Stiefel tritt vor.
    »Zum letzten Mal, du Wichser, gib mir das Handy!«
    Der Blickwinkel verändert sich sehr schnell, die Kamera hat Mühe, in dem dunklen Raum die weiter entfernten Wände scharf zu stellen, das Bild wackelt.
    [Mädchen, mit beißendem Spott]
    »Vielen Da-hank!«
    Die Kamera schwingt nach oben, das Bild wird scharf. Wir sehen den Jungen, Dougie. Eigentlich schon ein junger Mann. Kurze Haare von unbestimmbarer Farbe, aufgerissene Augen, Nase und Lippen schmal. Er dürfte sechzehn oder siebzehn sein, aber das ist schwer zu schätzen; dafür ist das Bild zu körnig und der Raum zu dunkel. Ach – und sein Gesicht zu sehr von irgendeiner klebrigen Schmiere bedeckt, die ihm das Kinn hinunterläuft und auf eine helle Jacke kleckert.
    Er streicht sich die dunkle Flüssigkeit aus den Augen und versucht sein Gesicht mit etwas Zerknülltem in seiner Hand sauber zu wischen. Trotzdem sieht er weiterhin aus wie ein Statist in einem Horrorfilm. Er blinzelt und sieht in die Kamera.
    [Dougie räuspert sich]
    »Wie man sehen kann, bin ich voller Blut. Total voller Blut.«
    [Mädchen, spöttisch]
    »Ja. Ist mir aufgefallen.«
    [Dougie, gereizt]
    »Ich rede nicht mit dir. Sondern mit den Leuten, die sich das einmal ansehen werden. Ich heiße Dougie Burton. Das hier –«
    Er greift plötzlich nach vorn, wir hören Gerangel, die Kamera schwenkt herum und wir sehen das Mädchen, Lorna. Sie ist jünger, vierzehn vielleicht, mit strengem Pferdeschwanz, und reißt die Augen ebenso weit auf wie Dougie, nur dass ihre mit schwarzem Eyeliner umrahmt sind, der ihr bereits die Wangen hinunterläuft. Sie hat dunkle Spritzer auf der Kleidung und ist allgemein in einem besseren Zustand als Dougie, wirkt aber total verängstigt.
    »– das hier ist meine Schwester, Lorna Burton. Wir sind gerade angegriffen worden, einfach so, in Edinburgh auf offener Straße, zusammen mit anderen Leuten. Da draußen drehen sie durch. Wir sind in die Gewölbekeller geflohen – unter die Erde, wo man diese Gespensterführungen für Touristen macht. Keine Ahnung warum, aber hier gibt es noch Licht; überall woanders in der Stadt ist der Strom ausgefallen. Wir müssten hier erst mal sicher sein. Hoffe ich.«
    Die Kamera schwingt wieder zurück zu ihm. Er leckt sich die Lippen und verzieht das Gesicht, als er die Überreste des schmierigen Zeugs schmeckt, das ihn bedeckt.
    »Ist das reinste Irrenhaus hier. Gestern ging das Licht aus, also der Strom. Und die Mobilfunknetze waren auch tot. Und Festnetz. Unser Vater ist rausgegangen, weil er nachsehen wollte, was los war, aber er kam nicht mehr zurück, alles gestern Abend. Wir haben allen möglichen schrägen Mist im Radio gehört, Nachrichten über Leute, die durchdrehen, die sich gegenseitig angreifen, als hätten sie Tollwut oder so.«
    [Lorna]
    »Oder ein Gift abgekriegt! Unser Nachbar meinte, es wäre wie eine Giftwolke. Die alle krank gemacht hat! Im Radio haben sie gesagt, dass man sich in geschlossenen Räumen aufhalten soll, aber von Giftwolken hat keiner was gesagt.«
    Dougie nickt einigermaßen ungeduldig.
    [Dougie]
    »Es gibt alle möglichen Gerüchte. In unserer Straße haben alle gemeint, dass die Polizei die Lage nicht mehr unter Kontrolle hat. Weiter weg waren Sirenen zu hören, aber wir haben keinen einzigen Polizei- oder Feuerwehr- oder Krankenwagen gesehen, gar nichts. Also sind Lorna und ich heute früh in die Stadt gegangen. Nichts fährt, keine Busse – wir sind einfach durch den Schnee gelatscht. Zuerst war alles ruhig. Dann sind wir die High Street raufgegangen und da kamen uns haufenweise Leute entgegen – also normalerweise würde man ›Leute‹ dazu sagen. Sie haben geächzt. Wir dachten, es wären Plünderer, weil viele Geschäfte nämlich ausgeräumt worden sind, aber sie haben sich total komisch benommen, sie waren alle total langsam und sind umgefallen und so. Da dachten wir, es wäre eine Art Flashmob und sie würden irgendeinen blöden Tanz aufführen oder so – aber das war es auch nicht.«
    Er beugt sich dichter an die Kamera heran und blinzelt mehrmals.
    »Die haben uns angegriffen! Mich an der Jacke festgehalten! Scheiße, diese Frau, die bloß noch einen halben Kopf hatte, die hat versucht, mir ins Gesicht zu beißen!«
    Er weicht ein Stück zurück und atmet keuchend.
    »Wir sind losgerannt –«
    Er sieht abgelenkt nach rechts.
    »Was sind das für Geräusche?«
    Die Kamera wirbelt

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