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Paxson, Diana L.

Titel: Paxson, Diana L. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Zauber von Erin
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erinnerte mich an die Märtyrerinnen in dem Heiligenbuch des Abtes Ruadan, und ich fragte mich, als welche Legendengestalt sie sich nun sah.
    Die Königin erneuerte den Verband, dann legte sie eine Hand auf des Harfners Stirn, zog seine Lider zurück, um das verfärbte Weiße zu studieren, und beugte sich schließlich über ihn und roch an seinem Atem. Alles mit der Gleichmut eines Roßkäufers auf dem Lugnasad-Markt.
    »Um das Blut zu reinigen, müßt ihr ihm einen Tee aus Löwenzahn und Klette mit Holunderbeeren machen und darüber die Sprüche singen, die ich euch gelehrt habe. Zur Verbesserung des Geschmacks könnt ihr ein wenig Minze hinzufügen und das Ganze mit etwas Honig süßen«, fügte sie fast unwillig hinzu. Der Patient verzog das Gesicht, aber er wagte keine Einwendung. Ein Aufguß aus Silberweide und Mutterkraut hatte seine Temperatur ein wenig gesenkt, und momentan war er bei Bewußtsein. Die Königin sah Esseilte durchdringend an, bis sie schließlich nickte, dann wanderte ihr Blick weiter zu mir.
    »Der Mann ist aus fremdem Land, und wir sind ihm nicht verpflichtet – wenn es euch Spaß macht, ihn zu pflegen, werde ich euch mit Rat zur Seite stehen, doch die Arbeit müßt ihr allein tun. Habt ihr das verstanden?«
    Ich verstand, daß Esseilte etwas gefunden hatte, das sie interessierte, und das war eigentlich alles, was wirklich eine Rolle spielte, obgleich ich befürchtete, daß die späten Nachtwachen und alles, was mit dem Nachttopf zusammenhing, mir zufallen würden.
    »Aber was ist mit der Wunde?« fragte Esseilte. »Du hast gesagt, sie muß gesäubert werden!«
    »Ihr müßt sie mit einer Lösung aus Rosmarin und Knoblauch in Essig auswaschen und dreimal am Tag frisch gequetschte Beinwellblätter auflegen…« Sie stand auf und ging zur Tür. »Ich habe euch die Kräuterkunde gelehrt und die Gebete – nun liegt es in euren Händen.«
    Des Harfners Blick folgte ihr zur Tür, dann kehrte er wachsam zu Esseilte und mir zurück.
    »Habt Ihr Angst, Euch diesen Händen anzuvertrauen?« Esseilte streckte sie gekränkt aus. »Meine Mutter ist ein Kind der Eiche, und ich habe ihre Kräfte geerbt! Ihr werdet wieder gesunden!«
    Die Legende hatte sich gewandelt. Nun war Esseilte nicht mehr die heilige Pflegerin, sondern etwas Älteres – vielleicht etwas wie Artus' Schwester Morgaine, die man Meisterin aller alten Magie nannte. Die Augen des Harfners weiteten sich ein wenig, und der Zug seiner Lippen ließ auf ein Lächeln schließen.
    »Bei so schönen Händen, wie könnte ich da an Euch zweifeln?« wisperte er. »Vor allem, wenn die Folgen bei Eurem Versagen dieselben sind wie bei meinem…«
    Sein Lächeln schwand sofort, als er erkannte, daß er sie verletzt hatte, doch ich konnte es ihm nicht verdenken, immerhin war es sein Leben, mit dem wir spielten.
    »Ja«, sagte sie mit schmalen Lippen. Ich nahm noch rasch die Lunge voll frische Luft, ehe ich zu ihr trat. »Als erstes jedoch, Harfner, muß ich Euren Namen wissen, um Euch pflegen zu können. Wie heißt Ihr?«
    »Nennt mich Dughan«, antwortete er mit schmerzhaftem Zug seiner Lippen, das wohl ein Lächeln sein sollte. »Denn sicherlich war das immer mein Name.«
    »Nun, Dughan, Ihr wappnet Euch jetzt besser, da wir Eure Wunde noch einmal auswaschen werden.«
    Wir mußte es gemeinsam tun, denn obgleich er keinen Laut von sich gab, zuckte er doch, als die Essiglösung die offene Wunde berührte. Sowohl Esseilte als auch ich mußten uns in die Büsche vor der Tür übergeben, ehe wir fertig waren, und als wir den ganzen Eiter und das abgestorbene Gewebe entfernt hatten, war das Fleisch noch verfärbt wie zu lange abgehangenes Bratenfleisch. Umschläge allein würden nicht genügen, sie zu heilen, dachte ich da.
    Bis wir mit der Wunde fertig waren und das Bein wieder hochgebunden hatten, war Dughan erneut bewußtlos.
    »Wir sollten noch ein wenig Silberweidensud vorbereiten«, sagte ich zu Esseilte. »Er wird ihn brauchen, wenn er wieder aufwacht.«
    »Ja.« Sie betrachtete des Harfners Gesicht, das aussah, als quälten ihn trotz der Bewußtlosigkeit Schmerzen.
    Unter den schwarzen Bartstoppeln war die Haut vom bereits bleichenden Sonnenbraun eines Mannes, der viel Zeit im Freien zubringt, doch dort weiß, wo seine Tunika sie bedeckt hatte. Auch seine Hände waren blaß, als trüge er gewöhnlich Handschuhe. Aber er war ja Harfner, da war es verständlich, daß er sie gut pflegte. Es waren wohlgeformte Hände mit festen Nägeln an schlanken

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