payback: thriller (German Edition)
saumäßig. Ihm war kotzübel.
»Du glaubst wohl, du kommst damit durch?« Er suchte in seinen Augen nach einer Reue, die ihm Angst machte. Bisher hatte er Oumou nie betrogen, hatte sie immer respektiert. Bis jetzt. Er spuckte ins Waschbecken. Spülte seinen Mund und spuckte erneut aus. Der Geschmack von Galle lag noch immer auf seiner Zunge.
Er ging ins Zimmer hinüber und schenkte sich aus der Minibar einen Whisky ein. Der vertrieb zumindest den bitteren Geschmack und das lauernde Gefühl tiefer Beunruhigung. Er jagte einen zweiten hinterher, den er kaum spürte. Danach zog er sich aus und stieg unter die Dusche. Während das Wasser rauschte, konnte er sein Handy piepen hören. Fünf Minuten lang prasselte Wasser auf seinen Schädel, und er dachte: Wie wird das alles enden?
Eine SMS von Christa: »Was machst du?«
Mit einem Handtuch um die Hüften geschlungen, setzte er sich aufs Bett, um zu antworten: »Warum bist du wach?«
Er wusste, dass sie nachts immer wieder aufwachte. Zuerst hatte sie nach ihren Eltern gerufen, die sofort zu ihr geeilt waren. Sie hatten sich neben sie gelegt und sie festgehalten, während sie angstvoll geschluchzt hatte. Doch im Verlauf des vergangenen Jahres hatte sie diese Phase hinter sich gelassen und sich mit ihrem Schicksal zu einem gewissen Grad arrangiert. Es angenommen. Wenn sie aufwachte, las sie. In einem Haushalt ohne Bücher begeisterte sich Christa für das Lesen. Manchmal fand er sie morgens eingeschlafen mit angeschalteter Nachttischlampe neben ihrem Bett. Das Buch war auf den Boden gefallen, Cat2 und Cupcake am Fuß des Bettes ineinander verwickelt. Er konnte das mit dem Lesen nicht verstehen. Für ihn besaßen Geschichten keinerlei Faszination. Es sei denn, sie passierten im echten Leben.
Christa schrieb zurück: »Lese Harry Potter. Was hast du heute gemacht?«
Einen Riesenbockmist gebaut, dachte er. Schrieb zurück: »Leute getroffen. Im Central Park gewesen. Sehr sehr kalt. Abendessen in kleinem Bistro.«
Nachdem er ihr die SMS geschickt hatte, öffnete er ein drittes Fläschchen aus der Minibar und trank den Whisky mit Sodawasser. Während er an dem Getränk nippte, hoffte er, eine weitere Nachricht von seiner Tochter zu erhalten. Ihm war noch immer übel. Das Zimmertelefon klingelte. Isabella.
»Ich wollte mich nur verabschieden«, sagte sie. »Wir sehen uns dann in Kapstadt.« Ihre Stimme klang leicht und so, als ob sie lachen würde.
Garantiert nicht, dachte Mace, der es für eine absolut miese Idee hielt, Isabella und Oumou in der gleichen Stadt zu haben. »Bis zum achtzehnten«, erwiderte er. Zwischen ihnen breitete sich Schweigen aus. Sein Handy piepte zweimal.
»Na so ein begehrter Junge«, meinte Isabella. »Nicht verzagen, Mace. Du bist immer noch gut im Bett.« Sie legte auf, ehe er antworten konnte.
Er sah nach, welche SMS er bekommen hatte.
Die erste war von Pylon: »Hab sie in Llandudno gefunden«.
Die zweite von Christa: »Armer Daddy ganz allein. Warum hast du nicht Cupcake mitgenommen«.
20
Als Mace aus New York zurückkam, war Vittoria Corombona das Erste, worum er sich kümmerte. Er entdeckte sie an einem vollen Strand in Llandudno in der mittäglichen Sonne.
»Ja, das ist sie«, sagte er zu Pylon.
»Freut mich, dass ich mich nicht geirrt habe.« Pylon gab Mace ein Foto von Isabellas Ehemann zurück. »Macht das Ganze ein klein wenig kompliziert.«
»Kann man wohl sagen. Gonsalves ist ihr auf den Fersen, und wir sollen mit ihrem Freund ein illegales Geschäft abwickeln.«
Sie beobachteten das Paar, das im flachen Wasser Hand in Hand nebeneinanderher lief.
»Die Frage ist jetzt, wie schnell Gonsalves sie hier findet.«
Mace zog seine Schuhe aus. Rollte seine Hosenbeine hoch. »Vielleicht sollte man das etwas hinauszögern.«
»Soll heißen?«
»Keine Ahnung. Vielleicht ein kleiner Zuschuss zu seiner Pension.«
Pylon fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. »Magst du ein Eis?«
Sie kauften Minzschokolade am Stiel von einem Eisverkäufer, der auf seiner Kühltruhe saß und die Tanga-Girls beobachtete.
»Das Problem mit Minzschokolade ist«, meinte Pylon, »dass es wie Mundwasser schmeckt.«
»Nur für dich. Für mich ist das mein Lieblingseis.« Mace biss ein Stückchen ab und ließ Schokolade und Minze in seinem Mund zergehen. »Der Trick besteht darin, dass man die Schokoladenkruste erwischt, ehe sie runterfällt.«
Sie schlenderten den Strand hinab bis zum Wasser und fühlten sich unter all den Sonnenanbetern viel zu
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