payback: thriller (German Edition)
dick angezogen.
»Glaubst du wirklich, Gonsalves könnte in Versuchung geraten?«
»Möglich wär’s. Soweit ich mich erinnere, ist seine Pensionierung für ihn ein einziges Horrorszenario.«
Am anderen Ende des Strandes erreichten Vittoria und Paulo die Felsbrocken, die der Bucht ihre Form verliehen. Sie drehten um und kamen langsam zurückgeschlendert.
»Sie wird uns wiedererkennen«, sagte Pylon, der das Paar beobachtete. »Was nicht gut wäre.«
Mace knabberte an den Resten seines Schokoladenüberzugs, löste ein angemessen großes Stück und nahm es in den Mund. Zerbiss es. Sagte: »Wir würden ja nicht viel von ihm verlangen. Nur einen Aufschub.«
»Und aus welchem Grund?«
»Aus keinem Grund. Warum muss es einen Grund geben? Das Geld ist der Grund, weshalb er an anderen Gründen nicht interessiert sein soll.«
Pylon warf das Einwickelpapier und den Holzstiel in einen Mülleimer. »Wenn du meinst.«
Mit heruntergeklapptem Dach fuhren sie im Spider in die Stadt zurück. Auf der Promenade von Camps Bay gerieten sie in einen Stau. Der Verkehr bewegte sich auf einmal langsamer vorwärts, als die Bikini-Mamas ihre Kinderwagen unter den Palmen dahinschoben.
Mace sagte: »Was ich an dieser Jahreszeit hasse, sind die Staus. An jedem Strand um die Halbinsel gibt’s ein Verkehrschaos.« Er drückte auf die Hupe, um die Aufmerksamkeit des Fahrers im Wagen vor ihnen auf die Straße und fort von den schönen Körpern zu lenken, die Volleyball spielten.
Pylon fragte: »An wie viel hast du gedacht?«
»Wir könnten mit wenig anfangen. Sagen wir zehn Riesen. Und dann bis fünfzehn hochgehen. Mehr als das wäre übertrieben.«
Pylon stieß einen leisen Pfiff aus. »Nur damit er uns einige Tage Aufschub gewährt?«
»Beinahe drei Wochen.«
»Das sind fast tausend pro Tag.«
»Klingt doch verführerisch, oder?«
»Kann mal wohl sagen.«
Sie vereinbarten mit Gonsalves ein Treffen im Long Street Café. An einem stickig heißen Nachmittag am Tag nach Neujahr war es beinahe leer. Alle waren zum Strand hinausgefahren. Mace und Pylon machten es sich auf zwei Sofas in einer Ecke bequem. Bestellten Kahlúa Dom Pedros und zwei große Mineralwasser. Als die Getränke kamen, traf auch Gonsalves ein. Er trug sein Jackett über dem Arm, sein Hemd war unter den Achseln dunkel vor Schweiß. Eine Wolke aus Tabak und Körperausdünstungen schlug ihnen entgegen.
»Ich nehm zwei davon«, sagte er zum Kellner und zeigte auf die Dom Pedros. »Mit Whisky und ohne den ganzen Schnickschnack. Oh, und hey – haben Sie auch einen Aschenbecher für mich?«
»Tut mir leid, Sir, Rauchen ist nur draußen gestattet«, erwiderte der Kellner.
»Wer sagt denn, dass ich rauche?« Gonsalves warf sich in einen Sessel und fischte in der Tasche seines Jacketts nach einer Zigarette. »Ich vertrag die Hitze nicht.«
»Sir …«, stammelte der Kellner.
»Ist schon in Ordnung«, sagte Pylon. »Er hat nicht vor, hier zu rauchen. Bringen Sie uns einfach die Getränke, okay?«
Der Kellner zog sich mit einem misstrauischen Blick zurück.
Gonsalves fragte: »Und – was wollen Sie?«
Mace räusperte sich. »Wir wollten eigentlich vor allem wissen, wie die Dinge so vorankommen.«
»Kurz und knapp? Beschissen.« Gonsalves pulte das Papier von der Zigarette. »Der Commissioner will jeden zweiten Tag wissen, wo diese Poppie steckt. Sein Wort: Poppie . Haben Sie schon mal dieses Wort bei jemandem gehört, der kein weißer Afrikaner ist? Dann sollten Sie meinen Commissioner kennenlernen. Ein Schwarzer. Ist so lange wie ich bei unserem Verein, und jetzt ist er Commissioner. Ich hingegen bin ein Weißer auf dem Weg in die ewigen Jagdgründe. Aber wie sagen die Franzosen so schön? C’est la vie. Auch egal. Jedenfalls will der Commissioner wissen, wie es diese Poppie schafft, in unserer schönen Stadt einfach unterzutauchen. Das ist nicht gut für den Tourismus, Captain, das ist nicht die Art von Ereignis, mit der man unsere Stadt, unser Tor zur Welt, unsere Heimat in Verbindung bringen sollte. Wir haben es hier mit einer Marke zu tun, Captain, erklärt er mir, einer Marke, die nicht beschmutzt werden darf, damit all die freundlichen Deutschen, Engländer, Amerikaner und Japaner ihre hübschen Euros, Pfund, Dollars und Yens nicht nach Malaysia tragen. Finden Sie diese Poppie , Captain. Finden Sie die Mörder. Schaffen Sie mir die Italiener vom Hals. Sie wissen, was ich meine. Das ist eine rosarote Stadt, Captain, wir dürfen nicht zulassen, dass Schwule
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