payback: thriller (German Edition)
wartete. Sie hatten geplant, dass sie vorfahren würde, sobald er und Isabella aufstanden, damit sie dann gemeinsam davonbrausen konnten. Isabella würde sich im schlimmsten Fall wohl durch den Lauf von Ludos Neun-Millimeter in ihrem Rücken zu dem kleinen Abenteuer überreden lassen.
Zehn Minuten später betrat sie von der Seite des Shoppingcenters das Café. Paulo beobachtete, wie sie mit langen, selbstbewussten Schritten hereinkam. Sie wich keinen Millimeter von ihrer gewählten Route ab. Die anderen Leute gingen ihr instinktiv aus dem Weg, als ob ihnen ihr sechster Sinn dazu geraten hätte. So war sie: arrogant. Benahm sich, als besäße kein Mensch sonst auf der Welt auch nur die Bedeutung einer Schmeißfliege. Sie entdeckte ihn, als sie an dem Schild vorüberging, das die Gäste dazu aufforderte, zu warten, um zu einem Tisch geführt zu werden. Ungeduldig winkte sie die Bedienung herbei, um ihr zu bedeuten, dass etwas Service nicht schaden könnte. Paulo lächelte. Warum auch nicht? Diesmal war sie diejenige, die nicht die leiseste Ahnung hatte, welches Spiel hier lief.
»Schatz«, begrüßte sie ihn, als sie neben ihm stehenblieb. »Ist das nicht niedlich? Ehepaar im Urlaub in exotischen Gefilden.«
Er zog den Kopf zurück, als sie versuchte, ihm ein Luftküsschen auf die Wange zu geben. »Könnte man so sagen.«
»Werde ich aber nicht sagen.«
»Entspann dich, Isabella«, erwiderte er. »Wir haben ein paar Dinge zu klären.«
»He«, sagte sie und setzte sich ihm gegenüber. »Bist du gegen eine Wand gelaufen?«
Paulo berührte die Schwellungen in seinem Gesicht.
»Tut’s weh?«
»Du hast echt nette Freunde.«
»Mace Bishop hat das gemacht? Weshalb?«
»Ich dachte, das kannst du mir erklären.«
»Woher soll ich das wissen?«
»Ich habe eigentlich angenommen, dass du ihn darum gebeten hast.«
»Schatz, du hast sie wohl nicht mehr alle. Also wirklich!«
»Kann sein«, erwiderte Paulo und bestellte zwei Americanos bei der Bedienung, die geduldig neben ihrem Tisch wartete.
»Passt genau!«, sagte Isabella, als die Frau sie um Bestätigung bittend ansah. »Er kann meine Gedanken lesen.« Ihre Augen richteten sich auf Paulos Gesicht, der jedoch an ihr vorbei in Vittorias Richtung blickte. Sie beobachtete die Szene noch immer aus dem Mercedes heraus. »Es war unklug von dir, einfach Ludos Waffe mitzunehmen, Schatz. Dann erzähl doch mal, wie du das wieder geradebiegen willst.«
Paulo erwiderte: »Sei nicht so herablassend. Okay? Das wäre schon mal ein Anfang.«
Isabella streckte die Hand aus, um über die seine zu streichen. Er packte sie und drückte fest zu. »Hör auf damit.« Ließ sie los.
»Schatz! Das ist aber ein harter Griff, den du da an den Tag legst. Packst du so auch ihre Titten an?«
Paulo spürte, wie sich der übliche Druck in seiner Brust auszubreiten begann. Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren und ihr in die Falle gehen. Sie wollte, dass er ausrastete und zwar hier in aller Öffentlichkeit. Doch stattdessen grinste er diesmal nur und sah ihr dabei direkt in die Augen. »Ja, so in etwa.« Genoss den scharfen Blick, mit dem sie ihn daraufhin musterte.
Ihre Filterkaffees trafen ein. Die Bedienung erklärte ihnen, dass sie jederzeit nachschenken würde, falls sie das wollten. Nachdem sie sich zurückgezogen hatte, fragte Isabella: »Also – wie sieht dein Eröffnungsschachzug aus?« Sie riss ein Zuckerpäckchen auf und schüttete die Hälfte des Inhalts in ihre Tasse. »Ich nehme an, deshalb sitzen wir doch hier, oder?«
»So in etwa«, sagte Paulo.
»Lass hören.« Isabella rührte zweimal rasch in ihrem Kaffee um. »Ich möchte eine Vorstellung davon bekommen, in welchen Größen wir uns hier bewegen.«
»Sechzig Prozent des Waffendeals.«
Isabella lehnte sich zurück. »Kein schlechter Einstieg, Schatz. Viel zu viel natürlich. Eine solche Zahl würde bei Francisco einen sofortigen Schlaganfall verursachen. Wenn du meinen Rat hören willst: Zehn Prozent wären angemessen. Die Provision eines normalen Vermittlers. Dafür bekommst du auch eine Scheidung.«
»Ich bin kein normaler Vermittler.«
»Wie wäre es dann mit fünfzehn Prozent?«
»Wie wäre es mit sechzig?« Paulo nippte an seinem Kaffee, auf einmal von der Falte auf ihrer Stirn fasziniert, die er zuvor nie bemerkt hatte. »Sechzig für all die Arbeit, die ich erledigen musste, damit das Ganze überhaupt stattfinden konnte. Sechzig ist mein Eröffnungsangebot. Sechzig ist auch das Schlusswort.«
»Schatz,
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