payback: thriller (German Edition)
heftig, dass er ein Stöhnen nicht unterdrücken konnte. Er setzte sich abrupt auf das Holzdeck.
»Armes Baby«, sagte Vittoria und wandte den Kopf in seine Richtung.
Paulo ließ sich auf den Rücken nieder. Die Schmerzen jagten ihm Schweißperlen über den ganzen Körper. Es machte einfach keinen Sinn, warum dieser Kerl gleich handgreiflich geworden war. Es sei denn, Isabella hatte es als Warnung vorgeschlagen. Verdammt unklug von ihr unter diesen Umständen. Dafür würde sie später noch bitterer bezahlen müssen. Er lag mit geschlossenen Augen regungslos da und wartete darauf, dass die Schmerzen abebbten. Vittorias Finger strichen über seinen Arm.
31
Ludo starrte zum Berg hinauf. Eine Wolke begann sich über dem Gipfel auszubreiten. In den vergangenen fünf Wochen hatte er immer wieder die Erfahrung gemacht, dass diese Wolke Wind bedeutete und zwar einen scharfen, heulenden Südostwind, der an den Nerven zehrte. Vor ihm gab es kein Entkommen. Selbst im Haus quälte einen das Heulen des Windes. Nach fünf Tagen hätte man am liebsten gebrüllt: Es reicht, verdammt noch mal, hör endlich auf damit! Es würde ihm bestimmt nicht schwerfallen, diesen Ort bald hinter sich zu lassen.
Er hatte über den kleinen Kretin Paulo nachgedacht und über das unangenehme Gefühl, ohne seine Neun-Millimeter sein zu müssen. Vor allem jetzt, nachdem Isabella darauf bestanden hatte, Paulo allein zu treffen.
»Das ist eine Sache zwischen Eheleuten«, hatte sie zwei Stunden zuvor erklärt. »Ich weiß, wie ich mit ihm zurechtkomme.«
Sie waren im Lift nach oben gefahren. Ludo hatte gedacht: Die ganze Paulo-Geschichte fühlt sich falsch an. Irgendwas anderes geht da ab. In der Suite meinte Isabella, sie würde ein Taxi zu dem Café nehmen, zuhören, was Paulo zu sagen hatte, und ihm dann ein Angebot machen.
»Der Typ ist ein Trottel«, hatte sie gesagt. »Ich verspreche ihm einfach irgendetwas, das er mir bestimmt abnehmen wird.«
Ludo hatte sich eine Weile Cricket im Fernsehen angesehen, bis er unruhig geworden war. Zwei Stunden, und sie war immer noch nicht zurück. Er versuchte nicht die Nerven zu verlieren, sondern lieber etwas durch die Gegend zu fahren. Also fuhr er den Berg hoch, vorbei an der Seilbahnstation, bis zum Aussichtspunkt unterhalb von Devil’s Peak. Dort hockte eine Gruppe cooler Schwarzer, mit Joints und zahlreichen Litern Bier bewaffnet, während aus ihrem Ghettoblaster Technomusik dröhnte. Hässliche Typen, nicht einer von ihnen noch mit Vorderzähnen. Wie diese Lücken ihr Aussehen verbessern sollten, war Ludo schleierhaft. Er hielt in einem gewissen Abstand zu ihnen an. Schade, dass so schöne Orte immer durch Müll ruiniert werden mussten. Die Touristen kamen hierher, um den Berg, die Stadt und die Bucht zu bewundern, und was sie zu sehen bekamen, war menschlicher Abfall.
Er zündete sich eine Zigarette an. In der Ferne begann gerade eine Linienmaschine ihren Anflug auf den Flughafen. In diesem Moment klingelte Francisco durch, der wissen wollte, was los war. Ludo zog die übliche Beschwichtigungsnummer ab und wählte dann Isabellas Nummer, sobald sie aufgelegt hatten. Erreichte nur ihre Mailbox.
Der schwarze Mob begann inzwischen näher zu rücken, baute sich à la The Wild Bunch auf, zahnlos grinsend. Ludo startete den Motor des Cherokee und jagte mit einem Aufspritzen von Kies davon. Er konnte sie lachen hören. Wenn er seine Waffe bei sich gehabt hätte, wäre das Ganze vielleicht anders verlaufen.
Im Hotel noch immer keine Isabella. Ihr Handy war weiterhin auf Mailbox geschaltet. Das Gleiche bei Paulo. Er nahm sich ein Bier aus der Minibar, machte es auf und begann unruhig durchs Zimmer zu tigern, während er aus der Flasche trank. Die Frage war, was er jetzt tun sollte. Vermutlich war es das Beste, zunächst im Mugg & Bean anzufangen. Die Vorstellung, sie könnten nicht mehr dort sein, wollte er sich vorerst gar nicht weiter ausmalen. Es war allerdings ziemlich unwahrscheinlich, dass sich Isabella mit dem Kerl freiwillig irgendwohin abgesetzt hatte.
Ludo trank sein Bier in einem Zug aus und ließ die leere Flasche auf der Bartheke stehen. Gewohnheitsmäßig tastete er seinen Gürtel nach der Neun-Millimeter ab. Allein die Tatsache, dass Paulo sie hatte und nicht er, war verdammt besorgniserregend.
32
Paulo betrat das Mugg & Bean und suchte sich einen Tisch in der Nähe der Eingangstür. Er winkte Vittoria zu, die zwei Parkplätze entfernt draußen auf der Straße in ihrem Mercedes
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