payback: thriller (German Edition)
begonnen: mit den Blumen und dem Telefonanruf. Gut – das Konzert konnte noch Zufall gewesen sein, auch das Zusammentreffen im Café war irgendwie erklärlich. Die Blumen und der Anruf hingegen waren bereits deutlich weniger subtil, deuteten allerdings nur durch die beiden vorhergehenden Treffen auf einen Zusammenhang hin. Merkwürdig, dass das Ganze anfing, als sich der Deal mit Isabella herauskristallisierte … Konnte es doch mit Mo zu tun haben? Aber welchen Vorteil brächte ihm das? Oder handelte es sich um eine undichte Stelle in seiner Firma? Das wäre zugegebenermaßen eine ziemlich beunruhigende Vorstellung. Wahrscheinlicher war es, dass ihn Sheemina February im Auge behielt, um irgendwann einmal davon zu profitieren. Wollte sie ihn grundsätzlich im Griff haben? Oder sich vielleicht an ihm rächen? Ihn erpressen? Die ersten beiden Möglichkeiten kamen ihm durchaus plausibel vor, die letztere erschien ihm jedoch eher ein zufälliges Nebenprodukt ihres Hauptziels zu sein. Daher stammten vielleicht auch ihre vielen Immobilien. Andererseits konnte er sich nicht vorstellen, dass sie ihn um einen Anteil aus dieser Transaktion angehen würde. Vermutlich wollte sie eher eine reine Weste und moralisch die Oberhand behalten, um dann im großen Stil zuzuschlagen, falls sie es für nötig hielt. Das wiederum war allerdings hauptsächlich Mos Problem. Maces Problem lag woanders.
Bereits Christas Entführung hatte etwas mit Sheemina February zu tun. Sie hatte damals bereits irgendwo im Hintergrund agiert. Ducky Donald nach handelte es sich zwar nur um einen Kollateralschaden, aber Mace glaubte nicht daran, auch wenn er keine andere Erklärung hatte. Und dann hatte sie noch ihr früheres Haus gekauft. Wie eigenartig. Er hatte Oumou damals nichts davon erzählt, obwohl sie sich vermutlich kaum Gedanken darüber gemacht hätte. Sie war zu jenem Zeitpunkt nur noch daran interessiert gewesen, das Haus endlich zu verkaufen. Danach hatte sich Sheemina February nicht mehr bei ihm gemeldet, bis … Ja, bis er und Pylon mit Mo in Kontakt traten. Da war sie wieder aus dem Nichts aufgetaucht. Das musste bedeuten, dass Mo das Verbindungsglied war. Noch ein Kollateralschaden? So sah es jedenfalls aus. Aber warum hatte sie dann seine Affäre mit Isabella erwähnt und sich dabei so moralisch gegeben? Oder machte es dieser Frau einfach nur Spaß, andere zu quälen?
Mace bestellte zum Mittagessen ein weiteres Bier. Er stupste Pylon sanft mit dem Ellenbogen an. Der saß stocksteif da, klammerte sich mit beiden Händen an die Armlehnen und hatte die Augen hinter seiner Sonnenbrille fest geschlossen.
Er stöhnte. »Was?«
Mace fragte: »Hast du damals noch weitere Nachforschungen angestellt, nachdem du das über Sheemina February und Mo herausgefunden hast?«
Pylon setzte seine Sonnenbrille ab und massierte seinen Nasenrücken. »Ein paar. Was willst du wissen?«
»Zum Beispiel welche Ausbildung sie hatte. Anwälte müssen schließlich studiert haben.«
»Bei manchen ist das kaum zu glauben«, meinte Pylon. »Kann mich allerdings nicht erinnern, mich damit beschäftigt zu haben.«
»Ich glaube, sie hat hier irgendwo ihre Finger mit im Spiel. Irgendwo.«
Pylon stöhnte. »Grundgütiger.«
Mace war sich nicht sicher, ob sich das auf das Gesagte bezog oder auf die Luftturbulenzen, die sie in diesem Moment durchflogen.
»Du machst Witze, oder?«
»Nein, diesmal nicht.«
»Ich muss kotzen.« Pylon würgte und riss keine Sekunde lang zu früh eine Tüte heraus.
Keine idealen Reisebedingungen, dachte Mace. Er versuchte nicht mehr an Sheemina February zu denken. Welchen Sinn machte es auch, sich gerade jetzt mit ihr zu beschäftigen?
Eine Stunde vor Luanda geriet das Flugzeug in ernsthafte Turbulenzen. An einem sommerlichen Nachmittag über der Savanne, an dem sich die Quellwolken nur so am Himmel türmten, war das auch nicht weiter verwunderlich.
»Scheiße«, sagte Pylon. »Ich kann nicht mehr. Ich hasse es.« Sein Körper bestand nur noch aus extrem angespannten Nerven. Sein Magen war schmerzhaft verkrampft, und er hatte schweißnasse Hände. »Mein Gott, warum tu ich mir das nur an?«
Ping – das Sicherheitsgurtlicht wurde eingeschaltet.
Mace klappte seine Zeitschrift zu. »Manchmal gibt es in der Luft große Löcher«, sagte er. »Ich hab mal von einem Jumbo gehört, der in ein solches Loch gefallen sein soll. Er stürzte zwar nicht ganz ab, aber einige der Passagiere wurden trotzdem stark verletzt.«
Ping. Das Flugzeug
Weitere Kostenlose Bücher