payback: thriller (German Edition)
wenn man in Gedanken woanders war.
Während er auf dem Eastern Boulevard in Richtung Stadtrand fuhr, wählte er Captain Gonsalves’ Nummer. Das Telefon klingelte fünf Mal, ehe der Captain abhob. »Was?«
Mace erklärte es ihm. Jedes Mal wenn er eine Pause machte, konnte er den Captain kauen hören.
»Und?«, fragte Gonsalves schließlich, als Mace zu Ende erzählt hatte.
»Und wollen Sie vorher oder nachher dazustoßen?«, entgegnete Mace.
Gonsalves lachte. »Das ist aber ein ziemlicher Abstieg, was, Mr. Bishop?« Das Kauen wurde lauter. »Das letzte Mal, als ich von Ihnen hörte, waren Sie im Sicherheitsgewerbe. VIP-Personenschutz, hab ich doch richtig verstanden? Diese Facelift-Ladies sind Ihre Spezialität, oder? Sie und Ihr Kumpel Buso spielen die Handlanger für Promis und Reiche. Wissen Sie was, Mr. Bishop? Bleiben Sie dabei. Die Clubszene ist voller Abschaum. Sie haben recht in Ihrer Annahme: Heute Nacht werden Sie in die Luft fliegen.«
»Was Sie nicht weiter interessiert?«
»Sie sind doch schon ein großer Junge, Mr. Bishop. Sie wissen, wie so was läuft.« Kau, kau. Gonsalves lachte ein weiteres Mal, und die Verbindung brach ab.
Mace raste die Hospital Bend in der Überholspur entlang und dann hoch Richtung Mill, hielt sich immer eng an die Mittelleitplanke. Manchmal traf er Gonsalves irgendwo, wie sich das bei einem Job in der Sicherheitsbranche nicht vermeiden ließ. Einige Leute sagten, er sei ein guter Polizist, der während der dunklen Jahre seine Nase ausschließlich in wirkliche Verbrechen gesteckt hatte. Inzwischen starrte der Mann seiner bevorstehenden Pensionierung ins Gesicht. Vermutlich keine erfreuliche Aussicht. Noch etwa fünf Jahre, nahm Mace an, und dann könnte er so weit sein, an ihre Tür zu klopfen und darum zu betteln, für sie babysitten zu dürfen.
Am Eingang zu ihrem Wohnkomplex rollte der Nachtportier das Tor zurück. Ein neuer Mann, der mit größerer Geschwindigkeit arbeitete als der andere Wächter. Mace parkte hinter Oumous Kombi. Noch ehe er den Motor abgestellt hatte, rannte Christa bereits zu ihm heraus. Eines der Kätzchen war gestorben. Sie hatte sie Cat1, Cat2 und Cat3 getauft. Cat1 war tot.
»Cat3 stirbt wahrscheinlich auch«, erklärte sie und nickte, ihr Mund entschlossen.
Sie wirkte nicht weinerlich, sondern schien mehr daran interessiert zu sein, wo sie Cat1 vergraben wollten.
Hinten im Garten, schlug Mace vor. Oder jedenfalls an dem Ort, den sie den Garten nannten: ein Rasenquadrat, umrahmt von leeren Blumenbeeten, in denen nur Unkraut wucherte. Manchmal ließ Oumou einen Mann kommen, der das Gras mähte, aber länger als eine Woche dauerte der ordentliche Anblick nie. Gelegentlich gab es Briefe von der Grundstücksverwaltung, die sich über die Vernachlässigung beschwerte und vorschlug, zumindest ein paar Strauchmargariten zu pflanzen.
»Stell doch eine Kerze auf das Grab«, meinte Oumou.
»Und Blumen?«
»Wir können auch Blumen kaufen, ma puce .«
Mace durchsuchte die Besteckschublade nach einem alten Löffel, den er als Schaufel benutzen wollte, und entdeckte einen voller Rostflecke.
»Willst du graben?« Christa nickte. Sie gingen in den Garten hinaus, um ein flaches Grab auszuheben. Während sie ein Loch in den Boden kratzte, brachte Oumou eine Kerze, und Mace holte das tote Kätzchen.
»Ich mach das, Papa«, sagte Christa, nahm das leblose Tier und legte es vorsichtig in das Loch.
»Jetzt musst du es mit Erde zudecken.«
Sie schüttelte den Kopf und klammerte sich plötzlich an ihre Mutter. Mace wollte gerade eine Handvoll Erde auf den kleinen Kadaver werfen, als Christa ihn zurückhielt. Er ging in die Hocke, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein.
»Was ist los?«
In ihren Augen standen Tränen, und sie packte Oumous Hand.
Oumou sagte: »Willst du das Kätzchen zuerst mit einer Decke schützen, chérie ?« Christa nickte.
Sie wickelten das Tier in ein Küchentuch und legten es dann wieder in das Loch zurück. Diesmal ließ Christa ihren Vater die Erde darüberschieben und einen kleinen Hügel bauen. Ihre Mutter entzündete die Kerze und steckte sie an der Stelle in den Boden, wo sich der Kopf des Kätzchens befinden musste. Eine Weile standen sie Hand in Hand da, sahen zu, wie die Flamme flackerte und hinter ihnen auf der Mauer die Schatten tanzten.
Beim Abendessen sagte Christa: »Papa, kommen Katzen in den Himmel?«
Oumou streckte die Hand aus und streichelte ihrer Tochter über den Kopf, die Augen auf Mace gerichtet.
»Wenn
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