payback: thriller (German Edition)
Katzen sterben, dann sterben sie genauso wie wir«, sagte er.
Christa sah ihn an. »Wir kommen in den Himmel.«
Mace schüttelte den Kopf. »Wir sterben, mein Schatz. Das ist alles. Danach passiert nichts mehr.«
Verwirrt wandte sie sich an ihre Mutter. » Oui, ma puce «, sagte Oumou leise.
Christas Unterlippe begann zu zittern. Die Tränen kamen, groß und langsam.
Mace ging, als Christa eingeschlafen war. An der Tür zur Garage hielt ihn Oumou auf.
»Warum tust du das?«, fragte sie. »Das sind keine guten Männer.«
»Ich weiß. Aber ich schulde ihm noch was. Das habe ich dir doch schon gesagt.«
»Für etwas aus der Vergangenheit. Das ist Blödsinn, Mace.« Sie nahm seine rechte Hand und brachte ihn dazu, sich ihr zuzuwenden. Er zuckte zusammen, als sie sich umarmten, und sie wich einen Schritt zurück. Ihre Arme sanken herab. Schließlich fragte sie: »Warum verlässt du mich?«
Sein Arm schmerzte, aber er fand es unsinnig, ihr jetzt von dem Überfall zu erzählen. Stattdessen nahm er ihre Hand. »Das tue ich nicht. Du irrst dich.« Es war der Widerhall jener Antwort, die er auch Pylon gegeben hatte.
»Warum bist du dann so merkwürdig? So kalt?«
»Morgen«, sagte er. »Wir sprechen morgen.«
Ihr Gesichtsausdruck legte sich bleiern auf ihn. Eine tiefe Verzweiflung. Eine tiefe Einsamkeit. Er fuhr rasch davon, ehe es der Schmerz unmöglich machte.
11
Sheemina February, in der Rechten ein Glas Wein, stand barfuß vor dem Panoramafenster und blickte in die Dunkelheit hinaus. Kaum etwas zu erkennen. Schwarzer Himmel, schwarzes Meer. Sie lächelte ihrem Spiegelbild zu. Die Frau in der Hose und der locker herabhängenden Bluse erwiderte ihr Lächeln.
Dass sich während eines einzigen Tages so viel verändern konnte.
Sie hob das Glas an ihre Lippen und trank, hinterließ einen pflaumenfarbenen Abdruck auf dem Glasrand.
Wiedererkennen, aber nicht erkannt werden. Gesehen werden, aber doch im Verborgenen bleiben. Der Gedanke, dass Mace Bishop ihr Leben kaum wahrgenommen hatte, machte sie wütend.
Unten brach sich eine Welle an den Felsen der Küste. Sie blickte hinunter, sah ein blaues Nachleuchten, das sich durch den weißen Schaum wie ein Blitz zog.
Einige Stunden zuvor hatte dort noch bei Sonnenuntergang eine Yacht vor Anker gelegen. Hübsche Menschen an Deck, die Frauen oben ohne. Sie hatte ihnen eine Weile zugesehen. Ihrer Verspieltheit. Ein blonder junger Mann, der die Brüste seiner Freundin mit Seegras bedeckte. Der Blonde muskulös. Breite Schultern, die Figur eines Schwimmers mit kräftigen Oberschenkeln. Erinnerte sie an Mace Bishop.
Was sollte sie mit Mace Bishop tun?
Abwarten.
Abwarten war der Trick. Die Situation hinziehen, die Spielfiguren auf dem Brett geschickt setzen.
Er war attraktiv. Umso besser. Unverschämt. Wie er da gesessen hatte, hinter dem Schreibtisch – cool und selbstbewusst. Wie er ihr Dekolleté ausgecheckt hatte. War ein wenig zur Seite gerückt, um einen Blick auf ihre Brüste zu werfen, als sie sich nach vorn gebeugt hatte. Es war ihm egal gewesen, ob sie es bemerkte. Ein Mann, zufrieden mit sich und der Welt. Zufrieden mit seiner Frau, seiner Tochter, seinem scharfen roten Sportflitzer.
»Genießen Sie es, Mr. Bishop«, sagte Sheemina February laut.
Sie wandte sich vom Fenster ab und der Akte auf ihrem Esstisch zu. Wie schnell man die Vita eines Menschen erstellen konnte, alles innerhalb eines Nachmittags: den Namen des kleinen Mädchens, die Adresse des Kindergartens, den Namen der Frau, die Wohnadresse, die Nummernschilder der Autos, die Festnetznummern, die Handynummern, seine letzte Steuererklärung, einen Kontoauszug, die Firmenadresse. Ein Foto der Frau. Ein weiteres des Kindes. Zwei von dem Mann selbst: eines, wie er aus dem Schwimmbecken stieg, sich an seinen Armen hochziehend, während das Wasser an ihm herablief. Das andere von vorn in einer schwarzen Speedo-Badehose. Sie betrachtete sein Gesicht – die markante Linie des Kinns, die breiten Wangenknochen. Die dunklen Augenbrauen. Die Nasenflügel, die sich leicht blähten. Ein Gesicht, von dem sie nicht angenommen hatte, es eines Tages wiederzusehen.
Ihr Handy klingelte, und sie legte die Fotos auf den Stapel Dokumente. Hob ab, um mit Abdul Abdul zu sprechen. Ehe er etwas sagen konnte, erklärte sie: »Ich hatte Ihnen gesagt, dass Sie mich nicht anrufen sollen. Ich bin Ihre Rechtsberaterin, nicht Ihre Spielgefährtin …« Und beendete die Verbindung. Mit zwei Schritten erreichte sie die marmorne
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