payback: thriller (German Edition)
Tisch. Mit dieser Waffe hatte er bisher auf drei Menschen geschossen. Ein Todesfall. War nicht anders gegangen.
Pylon trank seinen Kaffee aus und ging in die Küche, um sich noch einen zu machen. Er rief zu Mace hinüber: »Willst du mir von Isabella erzählen?«
»Da gibt’s nichts zu erzählen«, erwiderte Mace. »Ich hab sie nicht wiedergesehen.«
Nicht seit Paris 1991. Hotel Meurice. Wo sich die Nazis während ihrer Besatzungszeit eingerichtet hatten. Mace hatte damals zwei Absichten verfolgt. Eine bestand darin, die Schulden, die er bei Isabella hatte, zu begleichen, indem er sie immer wieder in das Luxusrestaurant des Hotels einlud. Die beiden hatten es zudem wild in der Suite getrieben. Isabella behauptete, Luxushotels seien extra für Sex errichtet worden. Testete ihre Theorie am späten Nachmittag bäuchlings auf den Laken liegend, als ein Bediensteter vom Zimmerservice einen Servierwagen mit einem Eiskübel, einer Flasche Moët und zwei Kristallflöten hereinrollte. Der Kellner zuckte beim Anblick der nackten Isabella nicht einmal mit der Wimper. Er kam nur seiner Arbeit nach, indem er mit einer schwungvollen Geste den Champagner öffnete und die Gläser halbvoll schenkte, so dass der Schaum nach oben schoss.
»À votre santé, madame, monsieur.«
»Siehst du, was ich meine?«, sagte Isabella, nachdem sich die Tür wieder geschlossen hatte. »Typisch französisch. Völlig ungerührt.«
»Auf gute Zeiten«, erwiderte Mace. Das Kristall klirrte, als sie miteinander anstießen. Unglaubliche Tage, auch wenn es die letzten waren, die er mit ihr verbrachte.
»Ich hab sie nicht wiedergesehen«, wiederholte Mace.
Pylon schien nicht überzeugt zu sein. »Dann erzähl mir, was los ist.«
Mace trank einen Schluck Kaffee. Sagte: »Ich habe Prostatakrebs.«
Pylon antwortete nicht. Er nahm den Kaffee vom Herd und brachte die Kanne ins Zimmer, um Mace einen weiteren Kaffee anzubieten.
»Warum hast du nichts gesagt?«
»Das ist kein Todesurteil.« Mace hielt ihm seinen Becher hin. Pylon schenkte ein. »Hatte es nur nicht mit zweiundvierzig erwartet.«
»Wirst du behandelt?«
»Natürlich.«
»Und wie ist die Prognose?«
»Man hat ihn früh entdeckt. Es gibt keine Komplikationen, und es muss nicht operiert werden. Bis Weihnachten werd ich’s hinter mir haben.«
» Bru «, sagte Pylon. » Bru, Bru, Bru. «
»Ist schon in Ordnung«, meinte Mace. »Ich gewöhn mich allmählich daran. Lustigerweise hat mir Ducky Donald geholfen. Durch ihn komme ich auf andere Gedanken.«
»Und der Ellbogen, gegen den angeblich Matthew gestoßen ist, der aber mehr wie ein Messerschnitt blutet?«
»Ein Raubüberfall. Eine Bande von Straßenjungs auf dem Point-Parkplatz.«
Einen Herzschlag lang Pause. Dann begann Pylon zu lachen. Sein typisches ansteckendes Lachen, das tief aus dem Bauch herauskam. Mace konnte nicht anders. Er stimmte ein.
Oumou war wach, als Mace nach Hause kam. Sie saß aufrecht im Bett, nachdenklich, erwartungsvoll. Halb fünf, jedenfalls laut dem Radiowecker auf dem Nachttisch. Er hatte sie angerufen und ihr von den Bomben, dem blutigen Chaos und den Toten erzählt. Ihre Augen sagten alles, was er wissen musste.
Mace beugte sich vor. Ihre Lippen trafen sich, und die ihren pressten sich hart auf die seinen. Er erwiderte den Druck, spürte, wie ihre Zunge zwischen seine Zähne glitt, während sie ihren Arm um seinen Nacken legte, um ihn an sich zu ziehen. Er ließ es zu, obwohl die Stichwunde wieder zu schmerzen begann. Oumou merkte, wie er zusammenzuckte, und löste sich von seinem Mund.
»Hast du dich verletzt?«
»Nur ein Kratzer.« Seine Lippen drückten sich erneut auf die ihren. Wieder löste sie sich von ihm.
»Lass mich sehen.«
»Das ist nichts«, sagte er und schmiegte sich an sie.
»Das ist nicht nichts«, erwiderte sie. »Oh, Mace.«
Die Besorgnis in ihrer Stimme war Balsam für seine Seele. »Sag das noch mal«, murmelte er und vergrub sein Gesicht an ihrem langen schönen Hals.
»Nein. Hör auf.« Sie sprang aus dem Bett, beugte sich über seinen Arm, um ihn zu untersuchen. Ihre Brüste wie reife Früchte. »Du brauchst einen Arzt.«
Er zog ihren nackten Körper zu sich herab, glitt unter sie.
» Non . Non .« Sie fluchte französisch. »Lass mich los.« Wieder sprang sie auf, eilte ins Badezimmer. »Zuerst müssen wir die Wunde reinigen.«
»Morgen«, sagte er und begann sich auszuziehen. Er war entschlossen, das weiterzuführen, was sie begonnen hatten. Sein Arm pochte
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