payback: thriller (German Edition)
bekommen.
»Noch was.« Gonsalves lehnte sich vor. »Vor zwei Monaten kam dieser Versicherungsheini zu mir. Behauptet, er hätte da ein tolles Produkt für jemanden in meiner Situation. Ein Produkt. Keine Versicherung mehr. Ein Produkt. Wie ’n Shampoo. Na ja, lange Rede, kurzer Sinn: Er will dafür erst eine medizinische Untersuchung. Ich geh zum Arzt. Der meint, ich würde zu viel rauchen. Ich bin bei den AA, einundzwanzig Jahre lang hat kein Alkohol mehr meine Lippen berührt. Was ihnen gut gefallen hat. Machen Sie so weiter, Captain, sagen die, aber das Rauchen, das ist zu viel. Wenn Sie dieses Produkt wollen, dann müssen Sie mit dem Rauchen aufhören. Ich stell also das Rauchen ein. Wunderbar, Captain, nur weiter so, sagen sie. Mein Versicherungsheini meint: Hier ist Ihr Produkt. Das heißt im Klartext: Hier ist Ihre Rechnung. Monatliche Zahlungen, die die Hälfte meines Nettogehalts schlucken. Sie machen wohl Witze, sag ich zu ihm. Wie soll ich das schaffen? Ich muss schließlich auch noch essen. Meine Frau muss essen. Das kann ich mir nicht leisten. Das ist wegen Ihres Alters, sagt er. Deshalb ist das so hoch. Ich sag zu ihm: Da muss es doch noch eine andere Möglichkeit geben. Ein anderes Produkt. Er erklärt mir, ein anderes gibt es nicht. Er sagt, meine einzige Möglichkeit, nicht in den Marmorfoyers zu enden, wäre die, diese Raten zu zahlen. Also fang ich an, die Raten zu zahlen. Aber das ist schwer, Mr. Hartnell. Ich denke an nichts anderes mehr als an diese Versicherungsprämie. Sie können mir folgen?«
Ducky Donald gab keinerlei Zeichen von sich, dass er das konnte. Er blies nur den Rauch seiner Zigarette dem Captain ins Gesicht.
Captain Gonsalves sagte: »Ich will Ihnen was zeigen.« Nahm dem Brandmeister den Müllsack wieder ab. »Schauen Sie sich das an.« Er öffnete den Sack und hob ihn hoch. Matthew machte Anstalten, ebenfalls hineinzusehen.
»Mann!« Ducky Donald wankte einige Schritte zurück. »Verdammte Scheiße.«
Matthew sagte: »Ve-ve-ve …«
»Wahrscheinlich eine junge Frau«, erklärte Gonsalves. »Bei so einem schlanken Unterarm wie dem. Die Armbanduhr ist auch ein Hinweis – ein Mann hätte was Schwereres gewählt. Müssen allerdings noch ihre Hand finden.« Er machte den Müllsack wieder zu und gab ihn dem Brandmeister zurück. »Die hatte wahrscheinlich keine Lebensversicherung. Wer hat das schon in dem Alter?«
Captain Gonsalves nickte jedem der Männer zu. Sagte zu Matthew: »Wie wär’s mit morgen?« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Das heißt, wie wär’s mit heute Vormittag um zehn? Da schauen Sie bei mir vorbei und erzählen mir alles über PAGAD .«
»Wir werden da sein«, erklärte Ducky Donald.
Gonsalves schob die Tabakkugel in seinem Mund herum. »Wer von Ihnen leitet den Club?«
Ducky Donald zeigte auf Matthew. »Er.«
»Dann sollten Sie mit der Versicherung sprechen, Mr. Hartnell. Oder Sie können auch ausschlafen. Ist ganz Ihre Entscheidung. Der Mann, den ich später sehen will, ist der junge Mister hier.«
Der Captain ließ sie stehen. Ducky Donald hielt den Mund, bis er außer Hörweite war.
»Was ist das für einer? Was zum Teufel sollte das alles?«
»Ablenkungsmanöver«, meinte Pylon.
»Ve-ve-ve-verdammt«, sagte Matthew.
15
»Was sollte das?«, fragte Pylon. »Was wollte der gute Captain damit bezwecken?«
»Keine Ahnung.«
Mace stellte zwei Kaffees auf den Glastisch und schob mehrere Stapel Safari-Broschüren und großformatige Bücher über das wilde Afrika beiseite. Seine Pistole lag neben einer Metalldose mit Reinigungsutensilien. Pylon hatte es sich auf einer der beiden Ledercouchen bequem gemacht. Kuduleder. Seine Finger fuhren über die Risse und Narben der Tierhaut, die aus dem Thornveld stammte.
Mace sagte: »Wie in alten Zeiten.«
Pylon blickte zu ihm hinüber. »Blut und Eingeweide sind aber nicht mehr so mein Ding.«
»Glaubst du meines?«
»Etwa nicht?«
Mace überlegte. »Es stört mich nicht weiter.«
»Das meine ich. Nicht nur geraten wir tiefer in die Scheiße, sondern wir bleiben da auch noch stecken. Das macht mir Sorgen. Ich muss immer wieder an die Gewalt denken, für die wir damals verantwortlich waren, und ich denke mir: Das war unser normales Leben, und wir haben es so hingenommen.«
»Und?«
»Und – vielleicht sollten wir doch mal zum Psychomann.«
»Quatsch. Wozu? Wir haben schon Schlimmeres als das heute Nacht erlebt, und da war es auch kein Problem.«
»Nein.« Pylon schwang die Beine von
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