payback: thriller (German Edition)
reden.«
»Also wohin?«
»Nach Kapstadt. Nach ganz unten.«
»Glaubst du, dass du dort keine Geschäfte machen kannst?«
»Keine Ahnung. Ich habe im Rough Guide nachgeschaut, und die behaupten, es wär eine Schwulenstadt. Um Weihnachten gibt es da eine Gay-Parade.«
»Wusste gar nicht, dass du Probleme mit Schwulen hast.«
Francisco schlenkerte sein Handgelenk. »Hab ich auch nicht, Bella. Nur sind das afrikanische Homosexuelle. Und es ist der Afrika-Teil, mit dem ich Probleme habe. Außerdem …« Er zog eine Schublade auf und holte ein Wall Street Journal heraus, die Seite mit den Wechselkursen war aufgeschlagen. »Hier heißt es, dass der Kurs bei fast zehn Rand steht. Schlimmer noch: Vor nicht mal zwei Tagen waren es nur sieben Rand zu einem Dollar. Die Börsenheinis meinen, nächste Woche könnten es schon elf sein. Was selbst einem Debilen zeigt, dass man nicht in Rand investieren sollte. Selbst wenn wir die Schiffsladung an die afrikanischen Schwulen verkaufen, werden sie uns im Grunde nur Peanuts geben.«
»Hm«, meinte Isabella.
»Großes Hm«, sagte Francisco.
Isabella klopfte mit den Fingern auf den Tisch. Dunkler malvenfarbener Nagellack. Die Männer lauschten dem Klacken, gewöhnlich der Auftakt zu einer Lösung.
»Okay«, sagte Isabella. »Erstes Problem: Von wie viel reden wir?«
»Um die zehn Kilo«, erwiderte Francisco.
Isabella lächelte. »Paulo. Paulo ist gut für so was. Wir schicken ihn. Zweites Problem: Wir müssen die Waren vor Ort ausliefern. Also schick auch Ludo, damit alles glattläuft. Drittes Problem: Wo soll verkauft werden? Vielleicht in den dortigen Clubs. Wie wäre es, wenn Paulo das übernimmt? Und an den Stränden. Jetzt ist bei denen doch Sommer, oder? Wir reden hier von einem internationalen Urlaubsland. Die Welt ist jetzt dort, um zu feiern. Afrotrash. Eurotrash. Britischer Pöbel, der nur Sonne, Sand und Speed will. Paulo ist für so was genau der Richtige.«
Francisco hielt eine Hand hoch. »Vertraust du Paulo in der Sache?«
»Warum nicht?« Wieder huschte ein Lächeln über ihre Lippen. »Er gehört zur Familie. Außerdem ist er gut darin, jemandem Honig ums Maul zu schmieren.«
»Einverstanden.« Francisco zog an seinem Ohrläppchen. »Viertes Problem: Wie verwandelt man diesen Rand – oder wie auch immer er heißt – in harte Währung?«
Isabella zwinkerte ihm zu. Sie kannte jemanden in Kapstadt mit den Gefühlsregungen eines Haifischs. Hatte ihn früher mal recht gut gekannt. Sagte: »Gib mir eine Minute.« Sie stellte einen Laptop auf Franciscos Tisch. Googelte den Namen Mace Bishop, fand die Complete-Security-Website samt E-Mail-Adresse in einer Liste von anglikanischen Missionsstationen. Schickte ihm eine Mail mit der Betreffzeile ›Alte Zeiten und neue Knete‹. An die Nachricht hängte sie ein Foto.
4
Paulo hatte kaum Global Enterprise verlassen, als sein Handy klingelte. Vittoria. Aus Mailand.
Der Grund für ihren Aufenthalt in Mailand: Im Frühjahr hatte er sie gefragt: »Ria, Zuckerstange, wie ist deine Fruchtbarkeit?«
»Willst du Babys?«
Er drückte ihre Hand. »Ich hab einen viel besseren Vorschlag.«
Sie ließ ihre Fruchtbarkeit testen. Die Ergebnisse waren positiv. Er wollte eine Kopie des Testresultats.
»Wozu?«, fragte sie.
»Um das Gespräch ins Rollen zu bringen«, erwiderte er.
»Du willst mit dem Körper deiner Geliebten schachern?« Halb scherzend, halb entsetzt. »Du machst Witze, oder?«
»Sind zweihundert Riesen ein guter Witz?«
»Klingt so.«
»Neun, zehn Monate höchstens. Eigentlich keine Arbeit.« Paulo triumphal. Er sah sie so an, als würde er sich seines Sieges bereits sicher sein.
Vittoria nannte das Kind beim Namen. »Also, um dich richtig zu verstehen: Du willst, dass ich das Kind eines anderen Mannes austrage?«
»Kurz und knapp – ja. Für 200 000 Dollar.«
»Findest du nicht, dass wir zuerst darüber hätten reden sollen?«
»Über die Summe?«
»Du weißt, was ich meine.«
»Wir haben geredet.«
»Über Fruchtbarkeit ganz allgemein zu reden, ist nicht das Gleiche.«
Paulo stand von der Couch auf und ging zum Fenster hinüber. Ihre Wohnung lag im zweiten Stock eines Brooklyner Gebäudes aus braunen Ziegeln. Die Straße unten war um diese Zeit leer. Es war bereits nach Mitternacht.
»Vittoria, wann wurde dir jemals eine solche Summe geboten? Wenn ich die Rechnungen nicht übernehmen würde, könntest du hier gar nicht leben!« Eine ausladende Geste durch das Zimmer – ein teures Zimmer, jene
Weitere Kostenlose Bücher