payback: thriller (German Edition)
Sorte Zimmer, die für sie alleine unerschwinglich wäre. »Ich will damit sagen: Das ist kein schlechter Preis.«
»Und dein Anteil?«
Er gab sich verletzt. »Wir sind ein Paar. Ich nehme keinen Anteil …« Drehte sich zu ihr um. Sie saß auf dem anderen Sofa. Er beugte sich zu ihr herab, legte die Hände auf ihre Schultern, sein Gesicht ganz nahe an dem ihren. »Was meinst du?«
Sie stieß ihn von sich. Er richtete sich auf und starrte sie an.
»Ich höre. Nenn mir die Bedingungen. Auch das Kleingedruckte.«
Paulo setzte sich neben sie auf die Couch. Legte einen Arm auf die Rückenlehne, wobei er Vittoria fast berührte.
»Im Grunde«, sagte er, »geht es um eine Wohnung in Mailand. Für die neun Monate. Im Monte-Napoleone-Viertel. Echt schick. Kann man nicht meckern. Nur die beste Ausstattung. Dazu gibt’s einen Alfa. Angestellte. Zwei Flüge nach Hause. Businessklasse.«
»Und dafür muss ich was?«
»Sein Kind austragen.«
»Es geht darum, wie, Paulo.«
»Durch künstliche Befruchtung.«
»Darf er mich auch ficken?«
Paulo richtete den Blick auf den Teppich.
»Der Typ ist schwul, Ria. Der will dich garantiert nicht ficken.«
»Vielleicht doch.«
»Für den unwahrscheinlichen Fall beschränkt der Vertrag so etwas auf die Tage deines Eisprungs. Jedes Mal maximal drei Tage.«
»Jedes Mal!«
»Klar.«
»Maximal!«
»Du weißt, was ich meine.«
Vittoria fasste nach der Weinflasche, die auf einem Beistelltischchen hinter der Couch stand. Sie füllte ihr Glas wieder auf.
»Er darf mich also drei Tage im Monat ficken?«
»Er ist schwul.«
»Wie oft?«
»Was meinst du mit ›wie oft‹?«
»Wie oft am Tag?«
»Gütiger Himmel. Einmal.«
»Steht das im Vertrag?«
»Klar.«
»Ich bin keine Hure.«
Die beiden starrten sich an.
»Also – wer ist er?«
»Camillo Medardo.«
»Medardo! Der Mode-Medardo! Der muss doch schon siebzig sein!«
»Fünfundsechzig. Sieht wie sechzig aus.«
»Na toll!«
»Hör zu, Ria. Ich hab das alles für dich unter Dach und Fach gebracht. Der Mann hatte zwei Herzinfarkte. Falls er abkratzt, ehe der Vertrag ausläuft, bekommst du die volle Bezahlung.«
»Und das Kind?«
»Das Kind wird von seinem Lebenspartner großgezogen. Einem Typ namens Dieter.«
Vittoria dachte an andere Dinge, wie zum Beispiel Camillo Medardos Spermienqualität.
»Was passiert, wenn ich nicht schwanger werde?«
Paulo zuckte mit den Achseln. »Immer im Bereich des Möglichen. Er bekommt sechs Eisprünge. Wenn es nicht klappt, ist der Vertrag hinfällig, und du gehst mit 60 000 Dollar nach Hause.«
»60 000? Ist das alles?«
»Das Höchste, was ich rausschlagen konnte. Ist doch ziemlich wahrscheinlich, dass du gleich beim ersten Mal erfolgreich bist.«
»Bah!« Vittoria konzentrierte sich auf ihren Wein. »60 000 Dollar. Ich glaub’s nicht.«
»Noch was. Du musst ihn heiraten, wenn er dir wirklich einen Braten ins Rohr schiebt. Das schreibt das italienische Gesetz so vor. Auch damit das mit der Lebensversicherung funktioniert.«
»Und danach?«
»Die Scheidung läuft an, sobald der Vertrag zwischen euch zu einem Ende gekommen ist. Keine Kosten für dich.«
Das war im Sommer gewesen. Seitdem hatte sich die Sache weiterentwickelt. Deutlich weiter. Deshalb rief Vittoria ihn auch an.
»Hi, Ria, Baby«, sagte Paulo und drückte auf den Liftknopf, um nach unten zu fahren.
»Ich will, dass du dieses Arschloch umbringst«, erklärte sie ohne Umschweife. »Diese Arschlöcher.«
»He, redet man so mit seinem Liebsten?«
»Dein Vertrag ist durch und durch scheiße«, erwiderte sie. »Die wollten einfach eine Nutte.«
Beim ersten Mal hatten Camillo und Dieter sie selbst in die Klinik gefahren. In ihrem Saab. Champagner, Pralinen und Blumen ließen sie drei Tage lang dort in der Privatabteilung verweilen – drei Tage, in denen alle auf das Wunder der Befruchtung hofften. Während dieser Zeit musste Vittoria allerdings meist auf dem Rücken liegen, damit das Zeug nicht aus ihr heraustropfte. Damals fand sie noch, dass Paulos Idee tatsächlich nicht übel gewesen war, und die beiden Schwulen, die ein solches Theater um sie machten, erschienen ihr eigentlich recht sympathisch.
Dann setzte ihre nächste Periode ein, und alle waren enttäuscht. Dieter schmollte einige Stunden lang. Camillo biss sich auf die Lippe. Versuchte sogar, sie zu trösten. Hallo! Obwohl es seine beschissen schlechte Spermienanzahl gewesen war! Camillo meinte: »Vielleicht müssen wir dich das nächste Mal noch mehr
Weitere Kostenlose Bücher