payback: thriller (German Edition)
können, helfen wir dir. Wo wir es nicht können, ist bei Spielschulden. Das ist kein Geschäft. Das läuft nur über dein Konto. Genauso mit Kokain. Das ist reine Unterhaltung. Auch nur für dein Konto bestimmt.«
Paulo sackte in sich zusammen und richtete den Blick auf den Teppichboden: grau mit einem Muster aus hellgrauen kleinen Quadraten. Dazwischen Orange, um das Ganze aufzumuntern. Standardbüroausstattung. Das Telefon surrte. Francisco hob ab, meinte: »Paulo, ich muss weiterarbeiten. Ruf dich an.« Er beugte sich vor, um ihm die Hand zu schütteln, während er in den Hörer sagte: »Ja, sie können reinkommen.«
Als Paulo aufstand, betraten Isabella und Ludovico das Büro. Isabella trug eines dieser Folklore-Zigeuner-Outfits mit Quasten und Glöckchen. Ein Hauch von Chanel No. 5.
»Na, sieh mal an.« Isabella fröhlich und gut gelaunt. »Ein Familientreffen. Warum hast du mir nichts gesagt, mein Herzblatt? Wir hätten uns ’n Taxi teilen können.«
»Hast du ihm etwa nachgegeben?«, wollte Isabella wissen, sobald die Tür hinter Paulo ins Schloss gefallen war.
»Würde ich so was machen?«, gab Francisco zurück.
»Ich hab ihm gesagt …«
»Klar hast du das. Dann lass dich endlich von ihm scheiden.«
Isabella lachte. »Gegen meinen Glauben.« Sie ließ sich auf dem Stuhl nieder, den ihr Mann vorgewärmt hatte. Ihr von ihr getrennt lebender Mann. »Ich will das so, bis ich so weit bin.«
»Er und diese Schlampe? Wie heißt sie noch mal? Victoria?«
»Vittoria.«
»Ja, die.«
»Ist mir gar nicht unrecht so.«
»Na ja, jedem das Seine.« Francisco seufzte. »Du siehst jedenfalls hinreißend aus.«
»Das Ihre«, sagte sie und neigte den Kopf zur Seite. Die Bewegung ließ das Haar noch mehr schimmern. Strahlende Augen. »Jeder das Ihre.«
Erinnerten Francisco an einen Tiger, diese Augen. Er lächelte Ludo an, der rechts neben Isabella saß. Beschloss damit zu beginnen, wie traurig es sei, dass Señor Ramon Moraga Salazar tot war. Er kippte mit seinem Stuhl so weit zurück, bis die Leute, die auf dem Bild hinter seinem Kopf einen Pfad entlangtänzelten, fast auf seine Haare zu treten schienen.
»Señor Ramon Moraga Salazar ist tot.«
Ludo schnipste einen Fussel von seiner Hose.
»Wer war das?«, fragte Isabella.
»Ein Geschäftspartner in Santiago«, erwiderte Francisco. »Der sich faul entwickelte. Dem Ludo daraufhin eine übergebraten hat. Und was passiert? Wir bekommen eine Mail, dass die Waren doch schon verschickt worden seien.«
Ludo zuckte mit den Achseln. »Hätte er eben früher machen sollen.«
»Zweifellos.«
Francisco stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch, formte mit seinen Unterarmen eine Brücke und stützte sein Kinn auf die Hände. »Folgendes ist passiert, Isabella«, sagte er. »Wir bezahlten Señor Salazar für eine große Schiffsladung, via Kolumbien. Bezahlung vor Lieferung. Wir kannten ihn, sollte also kein Problem sein. Nur diesmal gibt es bereits Unstimmigkeiten während der Anfangsphase. Als er nicht liefert, sind wir noch verständnisvoll. Wir lassen ihm Zeit, das in Ordnung zu bringen. Viel Zeit. Trotzdem kommt er mit Ausreden daher. Wir sagen zu ihm: Hören Sie, Señor Salazar, so machen wir normalerweise keine Geschäfte. Es tut ihm leid. So mache auch er normalerweise keine Geschäfte. Meint, seine Leute würden ihm Probleme bereiten. Das habe aber nichts mit uns zu tun. Wir sagen, er soll mit seinen Leuten reden und das klären. Er verschwindet und taucht nicht mehr auf. Wir rufen an. Wir mailen. Wir faxen. Wir benutzen sogar die Post. Er redet nicht mit uns. Also schicken wir Ludovico.«
Isabella wandte sich an Ludo. »Bist du in Santiago im Ballett gewesen?«
»Klar. In Schwanensee . Willst du das Programm sehen?«
»Ich dachte, du magst Schwanensee nicht.«
»Hab ich auch nicht. Vielleicht mag ich es immer noch nicht. Aber die Aufführung war gut.«
Sie schüttelte den Kopf und drehte sich wieder zu ihrem Bruder. »Und die Ladung ist wo?«
»Auf einem Schiff nach Afrika.«
»Gut.« Isabella befeuchtete ihre Lippen. Lippen in der Farbe geeisten Mokkas. »Wo genau in Afrika?«
»Ist doch egal, wo in Afrika, Bella.« Francisco zog die Augenbrauen hoch. »Überall herrscht Katastrophe. Das sind keine Kriegsgüter. Das sind Gute-Zeiten-Güter. Aber Afrika ist kein Kontinent, wo die Leute eine gute Zeit haben.«
»Wohin geht die Ladung also? Nach Lagos?«
»Lagos? Du meine Güte, nein. Wenn sie nach Lagos ginge, würden wir nicht mal darüber
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