payback: thriller (German Edition)
verwöhnen, Süße. Der Arzt soll diesmal zu dir nach Hause kommen.«
Er organisiert das Ganze beim nächsten Mal. Sie teilt ihm mit, dass ihre Tage aufgehört haben, und eine Woche später ist ihre Wohnung von Blumen überflutet. Sie bleibt im Bett. Camillo erzählt ihr von den Mitgliedern der verschiedenen Königshäuser, die er schon eingekleidet hat. Dieter schaut mit Tee vorbei. Ständig fragen sie nach ihrer Temperatur. Beide sind anwesend, als der Arzt kommt, auf jeder Seite einer, halten ihre Hand und schauen zu, was der Arzt macht. Sie fühlt sich nicht wohl. Vor allem als es am nächsten Tag und am übernächsten wieder so läuft. Aber sie sind lieb. Kümmern und sorgen sich um sie wie Kindermädchen.
Trotzdem bekommt sie ihre Periode. Dieter hat diesmal einen längeren Schmollanfall. Sie hört, wie er mit Camillo auf Deutsch spricht, und versteht genug, um zu wissen, dass er den Fruchtbarkeitstest anzweifelt. Meint, man hätte Camillo übers Ohr gehauen. Camillo ist weniger schnell in seinem Urteil. Er spricht mit ihr nicht darüber. Redet stattdessen von seiner Enttäuschung, als ob es ihre Schuld wäre. Als ob sie aktiv versuchen würde, diese verdammte Schwangerschaft zu verhindern.
Beim nächsten Mal, sagt er, würden sie die moderne Wissenschaft mal vergessen. Sie würden es wie Daddy und Mommy tun. Er hält sich an die Vertragsregelung: einmal am Tag, drei Tage hintereinander. Es ist widerlich.
Auch einen Monat später hat sich nichts getan. Außer dass sie Vittoria über Weihnachten mit nach Kapstadt nehmen wollen. Weil sie auf irgendeine Schwulenparty eingeladen sind.
Zu Paulo im fernen New York sagte sie: »Ich werde nicht als Sexspielzeug in dieses Kapstadt fliegen. Ich muss auch mal Zeit für mich haben, Paulo. Ich will dich sehen.«
»Was ist denn los?«, fragte er sie in seinem Du-benimmst-dich-wie-eine-Primadonna-Tonfall. »Wo liegt denn dieses Kapstadt?«
»Im Scheißafrika. Wenn es einen Ort gibt, der noch langweiliger als Mailand ist, dann Afrika.«
»Beruhige dich, Zuckerstange. Beruhige dich erst mal.«
»Weißt du, was hier passiert? Dein Schwuler, der keine Frauen anfasst, hat auf einmal festgestellt, dass es vielleicht doch nicht so schlecht ist, wie er immer dachte.« Ein Zischen und Fauchen war zu hören, das auch an der schlechten transatlantischen Verbindung liegen konnte. »Besteigt mich dreimal täglich!«
»He, Wahnsinn, dieser alter Kerl!«
Vittoria fragte sich, ob sie das Ganze vielleicht anders angehen musste, um mit ihrem Lover vernünftig weiterreden zu können.
»Du hörst nicht zu«, meinte sie. »Wir reden hier von Bisexualität. Vom anderen Ufer und dann wieder zurück. Die wollen mich als Sexspielzeug mit in den Urlaub nehmen.«
»So was passiert«, erwiderte Paulo mit ernster Stimme. »Wie soll ich sagen? So ist der Deal.«
»Der Deal war nicht Ria-die-Nutte. Ich bring ihn um. Ihn und seinen Freund. Das sind Perverse.«
Schweigen. Ein langes Schweigen. Vittoria zog es in die Länge. Und je länger sie schwieg, desto klarer machte sie Paulo, dass sie es ernst meinte. Sie ließ etwas Kokain auf den Frisiertisch rieseln.
»Halt durch, Zuckerstange«, sagte er. »Es wird schon werden.«
»Ich will dich sehen«, erwiderte sie. »Ich sterbe hier. Ich langweile mich zu Tode, Paulo. Zu Tode.«
Wieder Schweigen, das sie diesmal jedoch von sich aus brach. »Es ist echt schwer. Ich halte das nicht durch. Wenn du nicht herkommst und wir uns sehen, dann garantiere ich für nichts.«
Paulo sagte: »Denk an den Zaster.«
»Der Zaster reicht nicht, Paulo.«
»Okay, okay, Baby. Es ist beinahe geschafft.«
»Toll. Weißt du was?«
»Was?«
»Es wird einfach kein Kind geben. Wenn Medardo Griesbrei in seinen Eiern hätte, würde es besser funktionieren. Ich bringe die um. Widerliche Tunten.«
»Beruhige dich.«
»Und diese Isabella. Ich hol dich aus ihren Klauen, so wie die mit dir spielt. Das sind Machtkämpfe, sonst nichts. Die bringe ich auch um.« Der Gedanke an all die Toten erschien ihr ausgesprochen angenehm.
5
Mace saß an einem warmen Novembernachmittag in seinem Büro und starrte auf das Foto, das seinen ganzen Bildschirm ausfüllte. Dachte: und jetzt? Gleichzeitig musste er über das Bild lächeln.
Das Foto zeigte ihn und Isabella in langen, zugeknöpften Mänteln, aneinandergeklammert mitten in einem Schneetreiben. Hinter ihnen ein Kanal, auf dem Kanal ein Patrouillenboot, auf dem Boot ein Uniformierter, der sie mit einem Fernglas beobachtete.
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