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Peace Food

Peace Food

Titel: Peace Food Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Dahlke
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Fleisch als sehr wertvolles Essen und sein Verzehr war ein
     Zeichen von Reichtum, wie der sprichwörtliche Sonntagsbraten, den sich nicht jeder leisten
     konnte. Unseren Vorfahren gelang das oft nur an Feiertagen. Wer reich wurde, leistete es
     sich immer öfter, und viele moderne Menschen schaffen das täglich. Aber schon in der
     Vorzeit zeigte sich an fürstlichen und königlichen Höfen, dass die Herrschaften, die sich
     viel Fleisch leisten konnten, es mit Gicht und Rheuma bezahlten, während das Gesinde davon
     verschont blieb. In Preußen sprach man vom »Gichtkabinett« des Königs und an anderen Höfen
     wusste das Personal, dass ihm mit dem Fleisch wenigstens auch das Rheuma erspart blieb.
    Wir finden heute nichts dabei, ein Kälbchen zu verspeisen, und denken
     einfach nicht an seine samtweichen seelenvollen Augen. Wir gießen Gelatine, eine Mischung
     aus Rinderhufen, -augen und anderen gekochten Metzgerabfällen, über Torten und überziehen
     sie so mit einer Art durchsichtigem Leichentuch. Wenn andere Hunde und Delphine verspeisen,
     dreht es uns dagegen den Magen um, und die Empörung ist groß. Japanern graut vor unserem
     alten Fleisch und ebensolchen Eiern, wir finden es unerträglich, dass sie gerade erst –
     womöglich sogar vor ihren Augen – geschlachteten, noch zuckenden rohen Fisch essen.
    Hierzu hat sich mir eine denkwürdige Szene eingeprägt. Auf einer
     philippinischen Insel als Dank für medizinische Hilfe zum Essen eingeladen, saßen wir
     gemütlich am Boden um den traditionellen Eintopf versammelt. Die darin identifizierbaren
     Schweinsstücke wie etwa ein Ringelschwanz stifteten zwar keine Begeisterung, ließen aber
     die Fleischesser unserer Gruppe durchaus weiter mithalten. Als dann aber die Klanchefin
     zugeben musste, dass auch eine der Gruppe gut bekannte Ziege dafür hatte dran glauben
     müssen, verringerte das den Appetit beträchtlich.
    Die alte Frau ahnte ihren Fehler und wollte die Situation retten, indem
     sie beschwichtigend mitteilte, das meiste Fleisch sei nicht Ziege, sondern Hund. Darauf
     musste sich eine mitessende Hundebesitzerin unserer Gruppe spontan übergeben und die
     anderen beendeten entsetzt das Essen.
    Wer einmal gesehen hat, wie man etwa auf den Philippinen Hunden die Läufe
     bricht, auf den Rücken bindet und ihnen dann mit Prügeln die Rippen bricht, womit sie noch
     mehr Angst- und Stresshormone ausschütten, könnte an den Menschen verzweifeln.
    Doch nicht nur auf den Philippinen, in vielen Staaten dieser Erde ist es
     völlig legal, Hunde zu essen. Der Name Chow-Chow bedeutet auf chinesisch »gut gebraten«.
     Diese Hunde, wie übrigens auch mexikanische Nackthunde, wurden vor allem für den Verzehr
     gezüchtet. Selbst in der Schweiz wurden schon Berner Sennenhunde für asiatische Küchen
     gemästet. Auch in einigen europäischen Ländern gibt es noch Bestimmungen für die amtliche
     Beschau von Hundefleisch.
Rindfleisch ja – Pferdefleisch
     nein?
    Wir schauen auf die Hundeesser herab wie viele Muslime auf uns als
     Schweineesser. Im Übrigen landen auch die fast 10 000 in Deutschland pro Jahr
     geschlachteten Pferde in der Wurst. Entsetzte Pferdefreunde finden wiederum meist wenig
     dabei, Schweine und Rinder mit Appetit zu verspeisen.
    Alles ist eine Frage der Wertung. Ich habe – als besonderer
     Pferdeliebhaber – schon Lokale verlassen, weil sie Fohlenfleisch auf der Karte hatten, aber
     ich ertrage ständig Lokale, die Schwein, Kalb und Lamm anbieten, allerdings voller
     Mitgefühl für die Tiere und jene, die sie verspeisen und sich damit Bauch und Leben voll
     Angst und Leid schlagen. So sind auch sie im wahrsten Sinne des Wortes geschlagen.
Was wirklich
     zählt, sind Mitgefühl und Barmherzigkeit
    Wer eine moderne Tierfabrik oder einen Großschlachthof von innen sieht,
     kann sich Brechreiz und tiefer Verzweiflung kaum erwehren, wie sie meine Bekannte beim
     philippinischen Eintopf überkamen. Aus diesem Grund lassen solche Betriebe auch keine
     Zuschauer zu. Man kann sie sowenig besichtigen wie andere Zucht häuser oder Gefängnisse. In der Woche nach einer Schlachthof-Exkursion aßen
     selbst hartgesottene Medizinstudenten lieber vegetarisch; zu ähnlich ist das Fleisch von
     Menschen- und Tierleichen.
    Die industrielle Tötungsmaschinerie in Großschlachthöfen, wie sie Jonathan
     Safran Foer noch viel ausführlicher schildert, macht auch Menschen Angst, nicht nur Tieren.
     Wenn wir auf einen Sieg christ­licher oder

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