Peace Food
inzwischen längst darum, kranke Schweine zu züchten – die zu einem natürlichen, normal
langen Leben gar nicht mehr fähig sind –, weil sie mehr Rendite bringen.
Die Ferkelproduktion aber braucht nach wie vor Muttersäue, die ein Opfer
ihrer enormen Fruchtbarkeit werden. Die Industrie hat die Zahl ihrer Ferkel mit den ihr
eigenen Methoden erheblich gesteigert. Mittels Hormonspritzen wird die arme Sau gezwungen, praktisch ihr ganzes Leben trächtig zu sein
und anschließend kurz zu säugen. 80 Prozent der Mutterschweine müssen die ganze
Schwangerschaft in einem Kastenstand verbringen, der so eng ist, dass er ein Umdrehen
unmöglich macht. Ohne Bewegungsmöglichkeit bekommt sie in der Regel extremen
Knochenschwund, ohne Einstreu und Suhlmöglichkeit überziehen vom Reiben am Käfig oft
Geschwüre ihre Haut. Aus Kostengründen und um unerwünschte Gewichtszunahmen zu vermeiden,
lässt man die Sauen oft hungern. Aber selbst wenn sie in winzigen Buchten gehalten werden,
wie es sich auf Druck von Tierschützern allmählich durchsetzt, bleibt das Schweineleben
eine entsetzliche Qual.
Reinliche Tiere im
Fäkalienregen
Das Elend der Schweine wird noch durch die unbeschreibliche Enge
gefördert, in der die Tiere zusammengedrängt sind. Normalerweise würden sich Schweine
Schlafnester bauen und niemals an dem Ort ausruhen oder schlafen, wo sie gekotet haben. In
den modernen Ställen stehen sie aber buchstäblich in ihrer eigenen »Scheiße«, müssen darauf
herumtreten und dann auch liegen, ohne jede Auslauf- und oft auch Bewegungsmöglichkeit.
Diese Art von »Zucht« behandelt sie unvergleichlich schlimmer als Mörder in Zuchthäusern,
die die Möglichkeit zum Hofgang haben und das Sonnenlicht sehen dürfen. Moderne Schweine
erleben nichts von dem, nur bedrückende Enge und Qual.
Auch wenn uns die Umgangssprache etwas anderes glauben macht: In der Natur
sind frei laufende Schweine reinliche Tiere, die ihren Kot meiden. In der Tierfabrik werden
die abgesetzten Ferkel aber in enge Mastkäfige gesperrt, die aus Platzgründen
übereinandergestapelt sind. Wie Zeit ist auch Raum Geld. Dadurch fallen beziehungsweise
tropfen die Fäkalien der Oberen ständig auf die Unteren.
Diese reinlichen, intelligenten Tiere werden also von Anfang an gezwungen,
in einem Regen aus Kot und Urin zu leben, und nicht wenige verenden, viele werden
offensichtlich verrückt. Tatsächlich scheinen eine Menge Schweine unter diesen modernen
Bedingungen im psychiatrischen Sinn wahnsinnig zu werden und wie verrückt gegen die
Gitterstäbe ihrer engen Käfige zu drücken oder manisch daran zu lecken.
Am fürchterlichsten für mitfühlende Menschen ist es vielleicht, das
sogenannte Trauern anzuschauen. Das Schwein sitzt dann auf den Hinterläufen und lässt den
Kopf in offensichtlich tiefer Hoffnungslosigkeit hängen, es hat sich anscheinend
aufgegeben.
Was der Mast dient …
In dieser Dauerfoltersituation der Käfige verbringen die Schweine den
größten Teil ihres kurzen Lebens. An dessen Ende werden sie in extrem engen Buchten
gehalten, damit sie sich kaum bewegen, was nur Kalorien verbrauchen und das Mastergebnis
verschlechtern würde. Die Temperatur ist jetzt erhöht und das Licht abgedunkelt, damit sie
apathisch werden und nicht etwa übereinander herfallen, was in dem inzwischen erreichten
Zustand des Wahnsinns sonst leicht vorkäme.
Kümmerlinge, die nicht schnell genug zunehmen, werden an den Hinterläufen
aus den Buchten gezogen und mit dem Rüssel auf den Betonboden geschlagen. Das nennt sich
»Klopfen« und ist die »normale« Tötungsmethode bei diesen Tieren. Foer zitiert einen
Arbeiter: »Wir schwingen sie einfach raus, klopfen sie auf den Boden und schmeißen sie an
die Seite. (…) Wenn man dann wieder in den Laderaum kommt, und manche sind noch am Leben,
muss man sie noch mal klopfen. Manchmal bin ich reingekommen, und da liefen welche rum,
denen ein Augapfel raushing, oder sie bluteten wie verrückt, oder der Kiefer war
gebrochen. 100 Dieses
Schicksal widerfährt pro Tag und Betrieb Dutzenden und ist einkalkuliert und immer noch
billiger, als diese »Verweigerer« mitzuschleppen.
Alles wird nur nach Kosten berechnet, wie übrigens auch schon mittels
darauf abgestimmten Computerprogrammen auf Intensivstationen unserer Krankenhäuser. Diese
Kosten-Nutzen-Rechnungen haben angeblich gar keine Konsequenzen für das ärztliche Handeln,
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