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Peace Food

Peace Food

Titel: Peace Food Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Dahlke
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es schon nicht fassen kann, gibt es immer noch Steigerungen
     der Grausamkeit, wie sie diese Aussage eines Arbeiters enthüllt: »Da kam eine dreijährige
     Färse den Schlachtgang entlang, die bekam gerade ein Kalb, direkt dort, es hing halb
     heraus. Ich wusste, sie würde sterben, also zog ich das Kalb hinaus. (…) Diese Kälber
     werden ›slunks’‹ (›Glitscher‹) genannt; ihr Blut wird in der Krebsforschung verwendet. (…)
     Normalerweise läuft es so, wenn die Innereien der Kuh auf den Untersuchungstisch fallen,
     gehen Arbeiter hin, reißen die Gebärmutter auf und holen das Kalb raus. Ist ganz normal, so
     eine Kuh vor sich hängen zu haben und das Kalb drinnen treten zu sehen, weil es raus will
     (…) Wissen Sie, ich war bei den Marines. Das ganze Blut und so macht mir nichts aus. Aber
     die unmenschliche Behandlung. Es passiert einfach zu viel. 93
    Ein weiterer Abschnitt aus dem Bericht der angehenden
     Veterinär-Medizinerin Christiane Haupt aus dem »ganz normalen« deutschen Schlachthof, der
     sich praktisch nicht vom österreichischen oder schweizerischen unterscheidet und vor allem
     nicht im Mittelalter, sondern im 21. Jahrhundert bei uns überall um die Ecke existiert und
     für die meisten von uns »arbeitet«: »Erzählen möchte ich, dass immer wieder inmitten dieses
     schleimigen, blutigen Berges ein trächtiger Uterus zu finden ist, dass ich kleine, schon
     ganz fertig aussehende Kälbchen in allen Größen gesehen habe, zart und nackt und mit
     geschlossenen Augen in ihren schützenden Fruchtblasen, die sie nicht zu schützen
     vermochten, – das kleinste so winzig wie ein neugeborenes Kätzchen und doch eine richtige
     Miniatur-Kuh, das größte weich behaart, braunweiß und mit langen seidigen Wimpern, nur
     wenige Wochen vor der Geburt. ›Ist es nicht ein Wunder, was die Natur so erschafft?‹ meint
     der Veterinär, der an diesem Tag Dienst hat, und schiebt Uterus samt Fötus in den
     gurgelnden Müllschlucker. (…) Auch für die erbärmlich magere Kuh, die, als ich morgens um
     sieben komme, krampfhaft zuckend im eisigen, zugigen Gang liegt kurz vor der Tötungsbox,
     gibt es keinen Gott und niemanden, der sich ihrer erbarmt in Form eines schnellen Schusses.
     Erst müssen die übrigen Schlachttiere abgefertigt werden. Als ich mittags gehe, liegt sie
     immer noch und zuckt, niemand, trotz mehrfacher Aufforderung, hat sie erlöst. Ich habe das
     Halfter, das unbarmherzig scharf in ihr Fleisch schnitt, gelockert und ihre Stirn
     gestreichelt. Sie blickt mich an mit ihren riesiggroßen Augen, und ich erlebe nun selbst,
     dass Kühe weinen können. 94
    Was eine angehende Tierärztin unerträglich fand, aber auch einem
     hartgesottenen Ex-Elite-Soldaten zuviel wurde, der sich bis zu den höchsten Stellen
     beschwerte, ist offenbar üblich. Der Psychologe Dr. Helmut Kaplan betont, dass die
     Praktikantin Haupt in einem durchschnittlichen Schlachthof gelandet war. Selbst in einem
     Vor­zeigeschlachthof seien von den 30 innerhalb einer Stunde mittels Bolzenschuss
     vermeintlich getöteten Tieren 6 während des Zer­legens wieder erwacht. 95
    Wollen Sie essend daran teilhaben? Haben Sie die Hoffnung, dass Sie diesem
     Schwingungsfeld entkommen können und es sich nicht in Ihnen breitmacht, wenn Sie ein Steak
     von dieser Kuh oder einer anderen »genießen«? Unser Mitgefühl ist sicher mit den Tieren,
     aber auch Menschen, die es so weit kommen lassen, verdienen es ungeteilt.
    Temple Grandin, eine Kontrolleurin und Kritikerin dieser Zustände, erlebte
     selbst bei vorher angekündigten Kontrollen in Schlachthöfen noch bei einem Drittel dieser
     Höfe bewusst grausame Handlungen, die regelmäßig vorkamen. Das war wohlgemerkt in
     Schlachthöfen, die solchen Kontrollen zugestimmt hatten. Wie es in den anderen zugeht, die
     diese gar nicht erst erlauben, bleibt der Fantasie überlassen.

Die Qualen, die wir (mit)essen
    Die Angst die wir mit dem Fleisch der Tiere aus der Massentierhaltung und
     -schlachtung zu uns nehmen, wird in den entsprechenden Hormonen und Neurotransmittern
     konkret. Leid und Qual, die wir den Tieren bei der heutigen industriellen »Zucht« antun,
     nehmen wir genauso zu uns, auch wenn wir es noch nicht wissenschaftlich benennen und messen
     können. Die Angst dieser so entsetzlich und bis zum bitteren Ende gequälten Tiere geht auf
     die über, die diese Pein letztlich verursachen: die Fleischesser. Nachdem ich mich seit
     mehr als 30 Jahren mit diesem Thema

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