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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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perfektes Falsifikat brauchte man zwei bis drei Wochen. Und es setzte voraus, dass man an das richtige Papier herankam.
    »Habe ich Ihnen schon mal von dem bulgarischen Pass erzählt, den ich für unseren gemeinsamen Freund angefertigt habe?«, fragte Barry Wine. »Der bulgarische Pass ist die einzige künstlerische Errungenschaft in der Geschichte des bulgarischen Volks. Ein echtes Meisterwerk. Die Datenseite wird im Tiefdruckverfahren gedruckt. Das Papier wird ausschließlich in einer sehr kleinen Fabrik in der Nähe der türkischen Grenze hergestellt. Von Hand gefärbte Sicherheitsfäden in sieben einzigartigen Farben. Seidenfäden . Außerdem haben sie ein Sicherheitsmerkmal, das es nur in Bulgarien gibt: einen integrierten Magnetstreifen aus pulverisiertem Magnetit, mit dem das Papier sprichwörtlich durchtränkt wird. Durchtränkt! Keine Kunststofffolie. Überhaupt keine. Ich musste den Pass mit einem winzigen Schweineborstenpinsel bemalen …«
    Der bärtige Mann sah Barry Wine mit seinen leeren schwarzen Augen an.
    »Entschuldigung«, sagte Barry Wine. »Tut mir leid. Ich muss nur Ihr Foto in den Pass einsetzen. Das kann eine Weile dauern. Gehen Sie einfach zum Mittagessen und kommen Sie anschließend wieder.«
    Der bärtige Mann rührte sich nicht von der Stelle.
    Der Künstler suchte verzweifelt nach etwas, das den Blick des Mannes mit der Tarnmusterkappe von ihm lenken würde, und schob ihm die Gucci-Tasche mit den übrigen Dokumenten auf dem Tisch hin. »Da ist alles drin. Sie dürfen sie sich gerne ansehen. Dienstausweise, Sozialversicherungskarte, Kreditkarten – alles, was das Herz begehrt. Ich habe sogar einen Bibliotheksausweis für die Baton Rouge Central Library als Zugabe angefertigt. Nette Geste, wie ich finde.«
    Barry Wine wartete auf irgendeine Art von Wertschätzung oder Anerkennung für seinen Mehraufwand. Er bekam jedoch nur ein knappes Nicken. Deshalb widmete er seine Aufmerksamkeit wieder dem Pass.
    Er schärfte sein Skalpell mithilfe einer selbst konstruierten Einspannvorrichtung an einem Diamant-Schleifstein mit Zwölfhunderter-Körnung und schlitzte dann vorsichtig die Plastikfolie auf, mit der das Foto von Cole Ransom in dessen Pass versiegelt war. Es dauerte ungefähr zwanzig Minuten, bis er das neue Foto eingefügt hatte. Er benutzte ein spezielles Lösungsmittel, das er selbst entwickelt hatte, um die Linie zwischen der neuen und der alten Versiegelung verschwinden zu lassen. Natürlich konnte man sie niemals ganz unsichtbar machen. Sein Kunde würde damit zwar an den meisten Zollbeamten und Grenzschutzstützpunkten vorbeikommen, doch Wine betrachtete den Pass trotzdem mit finsterer Miene. Pfusch. Das war absoluter Pfusch und Flickwerk. Qualität wusste inzwischen niemand mehr zu schätzen. Damals, als er angefangen hatte, musste man sein Handwerk noch erlernen. Gravieren, drucken, färben – die Liste war endlos. Heutzutage verlangten diese Arschlöcher nur von einem, dass man etwas in den Kopierer steckte. Sie hätten ebenso gut in den nächstbesten Copyshop gehen können!
    Er schob den bearbeiteten Pass seinem Kunden auf dem Tisch hinüber. »Hier. Sehen Sie, was ich mit dem …?«
    Der bärtige Mann schnappte sich den Pass und steckte ihn in die Tasche.
    »Sie sehen ihn sich nicht mal an?«
    Der Mann beugte sich über den Tisch und griff nach dem Skalpell.
    »Vorsicht«, sagte Barry Wine. »Das ist sehr scharf.«
    »Ich weiß«, entgegnete der bärtige Mann, ehe er es Barry Wine tief ins linke Auge rammte.
    Zwei Stunden später betrat Detective Senior Grade Wafiq Kalil ein kleines Büro im Zentrum von Kota Mohan, an dessen Tür ein Schild mit der Aufschrift »B. Wine Design« hing. Zwei blau uniformierte Staatspolizisten wanderten ziellos im Raum umher. Wafiq kannte den älteren der beiden Männer, einen Sergeant namens Mustafa.
    »Was haben wir, Sergeant?«
    »Einen Amerikaner namens Barry Wine«, erwiderte Sergeant Mustafa. Er winkte Wafiq zu sich und sagte: »Das sollten Sie sich mal ansehen.«
    Wafiq warf einen Blick über die Theke im vorderen Bereich des RauMs Ein toter Weißer lag in einer Blutlache. In seinem linken Auge steckte irgendein dünner Metallzylinder. Bevor er gestorben war, hatte er offenbar noch etwas mit seinem eigenen Blut auf den Boden geschrieben.
    Wafiq kniff die Augen zusammen und versuchte, die blutigen Buchstaben zu entziffern. Es war nicht einfach. Die Handschrift des Toten ließ etwas zu wünschen übrig.
    Der Sergeant sagte: »Ich glaube, es

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