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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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Druckwelle drückte die gesamte Windschutzscheibe in den Range Rover und ließ das Sicherheitsglas zersplittern, das auf die beiden Männer auf den Vordersitzen regnete.
    Noch bevor der erste Wagen wieder auf die Erde prallte, prasselten Kugeln auf das Fahrzeug des Generals, von denen jede mit einem dumpfen Geräusch einschlug. Es klang wie das Klopfen eines kleinen Hammers. Prang schrie Befehle in einer Sprache, die Gideon nicht verstand.
    Doch was auch immer der General seinem Fahrer sagte, wurde schnell irrelevant. Von der zerborstenen Scheibe seiner Sicht beraubt, versuchte der Fahrer verzweifelt, die Kontrolle über den Wagen zu behalten. Der Range Rover scherte abrupt nach rechts aus, und das linke Vorderrad grub sich in die weiche Erde am Straßenrand ein. Das Fahrzeug zitterte, neigte sich stark nach links und kippte um.
    In ein paar Situationen seines Lebens, in denen Gideon besonderem Stress ausgesetzt gewesen war, hatte er festgestellt, dass die Zeit sich verlangsamte, sich zu dehnen schien wie ein Karamellbonbon. In der jetzigen Situation war es genauso. Der Unfall lief mit seltsam gemächlichem Tempo ab, und der Range Rover drehte sich so langsam wie ein Riesenrad – einmal, zweimal, dreimal. Kugeln krachten in den Wagen, während sich dieser überschlug.
    Als der Range Rover schließlich auf dem Dach liegen blieb, schlugen immer noch Kugeln in die Karosserie ein. Sie ließen Fensterscheiben und den Fernsehbildschirm in der Rückenlehne des Beifahrersitzes zersplittern, rissen etliche Stücke aus den Sitzen und aus dem Brustkorb des Generals. Wie durch ein Wunder wurde Gideon nicht getroffen.
    Genauso plötzlich wie der Angriff begonnen hatte, hörte er auch wieder auf. Totenstille. Das Fahrzeug lag auf dem Dach in einem überfluteten Reisfeld. Rasch drang braunes Wasser in den Fahrgastraum ein.
    Gideon hing kopfüber, gehalten von seinem Sicherheitsgurt. Er versuchte, den Gurt zu lösen, der jedoch klemmte. Deshalb verlagerte er das Gewicht, bis es ihm gelang, den Verschluss zu öffnen, dann fiel er in das stinkende braune Wasser, das schnell das umgedrehte Dach flutete.
    Der General hing ebenfalls kopfüber in seinem Sicherheitsgurt, und von seinem Gesicht tropfte Blut ins stetig steigende Wasser. Die Maiskolbenpfeife klemmte noch immer zwischen seinen Zähnen. Gideon nahm das Klappmesser, das der General an seiner Hosentasche befestigt hatte, schnitt dessen Sicherheitsgurt durch und ließ den Mann vorsichtig nach unten ins Wasser. Wo Granatsplitter durch seine Uniform in den Oberkörper eingedrungen waren, blühten rote Kreise. Aus einer der Granatsplitterwunden drang pulsierend eine große Menge Blut, was darauf hindeutete, dass einer der Granatsplitter eine Schlagader getroffen hatte.
    Prangs wässriger Blick ruhte auf Gideon. »Alun Jong«, flüsterte er mit hohler, brüchiger Stimme. »Gehen Sie nach Alun Jong. Ein Bootsführer namens Daryl Eng … wird Sie zu Ihrem Bruder bringen.«
    Dann wurde das Gesicht des Generals schlaff. Die Pfeife rutschte ihm aus dem Mund und landete mit einem leisen Platschen im Wasser. Sie zischte kurz, dann verstummte sie.
    Gideon hörte Männer Kommandos rufen und das Geräusch ihrer Schritte, als sie durch das Reisfeld wateten. Wie nahe waren sie? Schwer zu sagen, aber er hörte, dass sie näher kamen.
    Gideons Blick fiel auf die Pistole im Halfter des Generals, einen verchromten Colt-1911-Selbstlader mit elfenbeinfarbenen Griffschalen, der gespannt und gesichert war. Er griff nach der Pistole, befreite sie aus ihrem Halfter und kontrollierte die Kammer. Im Rachen der Pistole funkelte eine Messingpatrone.
    Es war äußerst merkwürdig, wie vertraut ihm die Waffe vorkam. Der 1911 fühlte sich für ihn – wie seit jeher – wie eine Verlängerung seiner Hand an. Für einen Augenblick erstarrte er. Er hatte seit fast zwanzig Jahren keine Waffe mehr angefasst. Eine komplexe Mischung von Emotionen überkam ihn. Seine stärkste Empfindung war, dass es sich richtig anfühlte, dass es sich völlig natürlich anfühlte, die Pistole in der Hand zu halten.
    Bis seine Hand anfing zu zittern.
    Ich kann nicht, dachte er. Nicht einmal jetzt.
    Er ließ die Pistole los und beobachtete, wie sie ins Wasser fiel. Sie verursachte nur ein Kräuseln, das schnell wieder verschwand. Das Wasser war kaum tiefer als einen halben Meter, aber so trüb, dass er die Pistole nicht mehr sehen konnte.
    Der Lärm nahm zu, die Schreie wurden lauter.
    Worauf wartete er? Höchste Zeit abzuhauen. Die

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