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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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Kapitän hielt seinen Kurs. »Bitte glauben Sie mir, ich bin wirklich ein Gesandter von Präsident Diggs. Sie werden bezahlt.«
    Der Kapitän machte keine Anstalten, das Boot zu wenden.
    Gideon streckte den Arm aus und deutete auf das Gesicht des Kapitäns. »Flussaufwärts! Sofort!«
    Dann wurde ihm bewusst, dass er nicht mit dem Finger deutete, sondern mit dem Messer. Er hatte nicht vorgehabt, dem Mann zu drohen, hatte sich nur durchsetzen wollen. Doch es war zu spät. Es gab kein Zurück mehr. Außerdem war er sich darüber im Klaren, dass er keine Schwäche zeigen durfte, wenn er jemals zu seinem Bruder gelangen wollte.
    Der Kapitän sah sich hektisch auf dem Boot um, und Gideon folgte seinem Blick zu dem Colt, der auf dem Boden lag. Offenbar hatte er ihn abgelegt, als er das Boot angelassen hatte, doch als er vom Kai weggefahren war, hatte die Schwerkraft dafür gesorgt, dass er weggerutscht war und sich jetzt außer Reichweite befand.
    Für einen Moment trafen sich ihre Blicke. Schließlich riss der Mann das Steuerrad herum, und das Boot fuhr wieder flussaufwärts.
    Gideon hob den Colt auf und betätigte instinktiv den Schlitten, um das Patronenlager zu kontrollieren. Er hielt die Waffe über das Dollbord, drückte auf den Magazinauslöser und ließ den Ladestreifen ins Wasser fallen, dann spannte er die Pistole und warf die Munition aus dem Patronenlager aus.
    »Was, zum Teufel, soll das?«, sagte der Kapitän. »Warum tun Sie das?«
    »Ich kann Pistolen nicht leiden«, erwiderte Gideon und warf die leere Waffe auf eine Sitzbank am Heck des Boots.
    Der Mann verzog angewidert das Gesicht. »Wenn wir dort ankommen, wo Sie hinwollen, werden Sie sich wünschen, Sie hätten das nicht getan.«
    Das stetige Dröhnen der Mercury-Motoren war zwar nicht ohrenbetäubend, aber laut genug, um eine Unterhaltung unmöglich zu machen. Schließlich klappte Gideon das Messer zusammen, indem er die Klinge gegen seinen Oberschenkel drückte, und steckte es wieder in die Hosentasche.
    Als der Bootskapitän sah, dass das bedrohliche Messer verstaut war, brach er sein Schweigen. »Sie arbeiten wirklich für Präsident Diggs?«
    Gideon holte sein durchnässtes Portemonnaie hervor, zog eine nasse Visitenkarte heraus und legte sie auf das Steuerhaus. »Das bin ich.«
    Der Kapitän betrachtete die Karte einen Moment lang und zog eine Augenbraue hoch, dann sagte er: »Ich heiße Monyet. Aber alle nennen mich Monkey.«
    Gideon holte General Prangs Karte von Mohan hervor und deutete auf die Stelle tief im Inneren der Insel. »Hier befindet sich eine Stadt namens Kampung Naga. Dorthin will ich.«
    »Stadt?« Monkey lachte spöttisch. »Da ist keine Stadt. Das ist das Ende der Welt.«
    »Das Ende der Welt?«
    »Wissen Sie, was ›Kampung Naga‹ bedeutet? Es bedeutet ›Ort, der nicht existiert‹.« Monkey fuhr mit einem schmutzigen Daumen über die Mitte der Landkarte und hinterließ dabei einen Streifen. »Sehen Sie das? Das sind Wasserfälle. Ab da ist für Boote Schluss.«
    »Dann bringen Sie mich so nah wie möglich hin. Den restlichen Weg gehe ich zu Fuß.«
    Der Kapitän zündete sich eine Zigarette an. »Die werden Sie töten, bevor Sie ankommen.«
    »Die Dschihadisten?«
    »Dschihadisten?« Der Mann sah Gideon an, als sei er nicht ganz bei Trost. »Haben Sie mir zugehört oder nicht? Da oben sind keine Dschihadisten! Warum sollte man einen heiligen Krieg führen, wenn man keinen Gott hat?«
    »Wer lebt dann dort oben?«
    »Eingeborene. Dschungelbewohner. Sie erschießen einen mit Pfeilen, dann essen sie einen auf.« Gideon erkannte die Angst in der Stimme des Mannes. »Warum wollen Sie da überhaupt hin?«
    »Um meinen Bruder zu finden. Vielleicht haben Sie von ihm gehört. Er heißt Tillman Davis.«
    Monkey zuckte mit den Schultern.
    »Er nennt sich Abu Nasir.«
    Monkeys Mimik erstarrte. Er studierte Gideons Gesicht, als nähme er ihn zum ersten Mal zur Kenntnis. »Ich hätte es wissen müssen. Sie sehen aus wie er.«
    »Wir sehen uns überhaupt nicht ähnlich«, sagte Gideon. Sein Tonfall war schärfer, als er beabsichtigt hatte. Da er ein Mensch war, der in der Regel zuerst nachdachte, bevor er etwas sagte, war er über die Heftigkeit seiner Reaktion ein wenig überrascht. Gideon sah seinem Bruder nicht im Geringsten ähnlich. Er selbst war groß und muskulös, wie sein Vater es gewesen war, während sein Bruder nach der mütterlichen Seite der Familie schlug und klein und drahtig war.
    »Die Augen«, sagte Monkey und starrte

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