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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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geradewegs auf den Flussarm zu. Doch dann riss er das Steuer in die Richtung herum, in die Gideon deutete.
    Plötzlich rasten die beiden Boote mit einer Gesamtgeschwindigkeit von vermutlich mehr als hundertfünfzig Stundenkilometern aufeinander zu. Die Augen der Dschihadisten weiteten sich vor Überraschung. Der Abstand verringerte sich auf weniger als hundert Meter, bis es dem ersten von ihnen gelang, seine Kalaschnikow in Anschlag zu bringen und zu feuern.
    »Direkt auf sie zu!«, schrie Gideon. » Direkt auf sie zu!«
    Gideon hörte Kugeln neben sich durch die Luft sausen und in den Rumpf einschlagen.
    »Kurs halten …« Gideon ließ die Axt langsam über seinem Kopf kreisen.
    Monkey hielt seinen Kurs und verwandelte das, was noch kurz zuvor eine Verfolgungsjagd gewesen war, in ein Hochgeschwindigkeits-Feiglingsspiel. Als sich der Abstand weiter verringerte, sah Gideon, dass sich der Bootsführer der Dschihadisten der Situation bewusst wurde. Er erkannte, dass eine Kollision unvermeidlich war, und scherte plötzlich aus. Die Schützen verloren das Gleichgewicht und hörten für einen Augenblick auf zu feuern.
    Mehr Zeit brauchte Gideon nicht.
    Als die Boote aneinander vorbeiflogen und sich nur um wenige Zentimeter verfehlten, ließ Gideon die Axt fliegen. Sie segelte durch die Luft und zog das gelbe Seil hinter sich her. Der Bug des Boots der Dschihadisten fuhr unter dem Seil hindurch, das sich daraufhin am Windschutzscheibenrahmen verfing. Die Axt wirbelte in engem Radius herum, knallte wie eine Peitsche und drang mit ihrer Klinge in die Brust des Bootsführers ein.
    Ein dumpfer Schlag ließ Monkeys Boot erzittern, als es das Gewicht des Mannes auffing. Der Wettkampf zwischen Mensch und Boot war jedoch kein Wettkampf. Der Mann wurde mit der Axt in der Brust fünf Meter hoch in die Luft geschleudert und kurz hinter dem Boot hergeschleift, wobei er wild um sich schlug wie ein gestürzter Wasserskiläufer, der sich in der Leine verheddert hat, bevor sich der Axtkopf aus seiner Brust löste. Er versank sofort.
    Die verbliebenen Dschihadisten versuchten, zum Steuerrad des führerlosen Boots zu klettern, das jedoch kurz darauf eine kleine Insel rammte und sich überschlug. Die Männer flogen in alle Richtungen durch die Luft, ehe sie auf der Sandbank aufschlugen oder klatschend ins Wasser stürzten. Einer von ihnen landete in einem kleinen Baum und wurde vom spitzen Ende eines kahlen Asts aufgespießt. Sein Körper zuckte für einen kurzen brutalen Augenblick, anschließend hing er leblos da wie eine schrecklich verdrehte Frucht.
    Und dann bog Monkeys Boot um die Kurve, und die Dschihadisten waren verschwunden.
    Monkey schüttelte den Kopf, und seine Augen waren groß wie Schnapsgläser. »Sie haben es diesen Typen ordentlich gezeigt«, sagte er, und sein Gesichtsausdruck verriet Angst, Dankbarkeit und Erstaunen.
    Der ganze Zwischenfall hatte weniger als eine Minute gedauert. Gideon rechnete damit, Reue wegen der schrecklichen Tode zu empfinden, die er verursacht hatte, doch dem war nicht so. Ihm wurde außerdem bewusst, dass er keine Angst empfunden hatte, sondern ganz und gar im Augenblick versunken gewesen war, sich dem Kampf völlig hingegeben hatte.
    Dann, als schließlich doch Emotionen in ihm aufwallten, war er überrascht, dass es sich dabei vor allem um ein beinahe schwindelerregendes Wohlgefühl handelte, fast sogar um Euphorie. Andere hatten versucht, ihn zu töten, und er hatte überlebt, indem er sie getötet hatte. Ganz einfach.
    Er bemerkte, wie er mit einem flüchtigen animalischen Lächeln die Zähne bleckte.
    Mein Gott, dachte Gideon. Was ist nur mit mir los?
    Er versuchte, einen Vergleich zwischen sich und dem Menschen zu ziehen, der soeben andere Menschen mit instinktiver Effizienz getötet hatte. Er war im Augenblick versunken gewesen und hatte reagiert, hatte aber nicht vorgehabt, sie zu töten, sondern hatte nur ihr Boot außer Gefecht setzen wollen, um sie aufzuhalten.
    Gideon drehte sich zu Monkey, um etwas zu sagen, doch sein Mund war trocken. Er leckte sich über die Lippen und nahm einen neuen Anlauf. »Wie lange brauchen wir noch, bis wir bei meinem Bruder sind?«, fragte er mit brüchiger und dumpfer Stimme.
    Monkey griff in sein Hemd und kratzte sich nervös. »Wir sind bald da«, sagte er. »Sehr bald.«
    ZWÖLFTES KAPITEL
    Der Wind hatte aufgefrischt, als Kate das Helikopterdeck betrat, und peitschte ihr das Haar unter ihrem Schutzhelm gegen den Hals. Der Helikopter des

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