Peacemaker
wieder Öl fördern.«
Der Helikopter, der auf dem Deck landete, war mindestens doppelt so groß wie der Sikorsky des Außenministeriums, der noch immer über der Bohrinsel schwebte. Kate war ein wenig überrascht über die Anzahl der Fernsehleute, die gekommen waren. Sie zählte zwanzig Personen. Mohan verfügte nur über einen nationalen Fernsehsender. Ein paar indonesische und malaysische Crews waren ebenfalls eingetroffen. Die müssen wirklich ein großes Nachrichtendefizit haben, dass sie so einem belanglosen Ereignis beiwohnen, dachte sie.
Einige Crews waren damit beschäftigt, Stahlkoffer mit Equipment über das Deck zu zerren. Alle waren so gekleidet, wie man es von Fernsehleuten erwartete: mit Jeans, sauberen Turnschuhen und Polohemden, auf denen die Logos bekannter westlicher Marken prangten. Da sie für den staatlichen Nachrichtensender arbeiteten, trugen sie Kippot, die sie als Muslims auswiesen.
Doch irgendetwas an ihnen schien seltsam. Sie waren alle ziemlich jung – zwischen zwanzig und Anfang dreißig –, was an sich nicht verwunderlich war, aber sie wirkten allesamt ungewöhnlich fit. Krafttraining war unter berufstätigen Männern in Mohan nicht annähernd so verbreitet wie in Amerika. Wenn einer von ihnen wie ein Sportler ausgesehen hätte, wäre dies nicht weiter aufgefallen. Aber alle zwanzig?
Ein Kameramann baute am anderen Ende des Helikopterdecks seine Ausrüstung auf. Zwei andere rollten eine Stahlkiste von der Form und Größe eines Sargs über das Deck. Kate konnte sich nicht vorstellen, für welche Art von Kameraausrüstung eine Kiste von dieser Größe nötig gewesen wäre. Bevor sie jedoch länger darüber nachdenken konnte, fiel ihr ein Mann auf, der aus dem Helikopter gestiegen war und jetzt geradewegs auf sie zukam. Er stach heraus, weil es sich bei ihm um den einzigen Weißen handelte. Er war mit einem dunklen Anzug bekleidet und trug eine Laptoptasche über der Schulter.
»Miss Murphy?«, fragte er, wenngleich sein Tonfall nicht nach einer Frage klang. »Ich bin Cole Ransom.«
Sein Äußeres überraschte Kate ein wenig. Nachdem sie ein paarmal miteinander telefoniert hatten, hatte sie das Bild eines Computerfreaks vor Augen gehabt, doch er bewegte sich mit der geschmeidigen Eleganz eines Athleten. Und hinter dem sorgfältig getrimmten Bart eines Wissenschaftlers verbargen sich die harten und teilnahmslosen Gesichtszüge eines Polizisten oder Soldaten.
»Ich möchte so schnell wie möglich mit der Nachrüstung beginnen, aber ich muss mich zuerst um diesen Blödsinn hier kümmern«, sagte sie entschuldigend und deutete auf die Fernsehcrews. »Offen gesagt wurde ich damit überrumpelt. Hoffentlich dauert es nicht zu lange.«
Ransom nickte barsch. Seine Ausstrahlung war alles andere als freundlich. Ihre Telefongespräche und ihre E-Mail-Korrespondenz war angeregt und lebendig gewesen, aber im wirklichen Leben hatte der Typ ungefähr so viel Persönlichkeit wie ein Hydrant.
Während sie darüber nachgrübelte, sah sie, wie Tina, die Presseattachée der Botschaft, mehreren Kameramännern die Anweisung gab, ihr Equipment auf dem Deck aufzubauen.
»Dr. Ransom, einer meiner Mitarbeiter zeigt Ihnen Ihre Kabine auf dem B-Deck. Würden Sie mich bitte entschuldigen?«
Ohne auf eine Antwort von Ransom zu warten, eilte Kate zu der Presseattachée hinüber. Über den Lärm des Helikopters des Außenministeriums hinweg, der in ein paar hundert Metern Entfernung langsam einen Bogen um die Bohrinsel flog, rief sie ihr zu: »Moment, Moment! Sie können Ihre Pressekonferenz nicht hier filmen!«
»Warum nicht?«, fragte die Presseattachée.
»Weil es hier zu gefährlich ist«, sagte Kate, und ihre Augen blitzten verärgert.
Die Presseattachée bedachte sie mit einem strahlenden, leicht herablassenden Lächeln. »Oh, nein, wir müssen hier filmen.« Sie formte mit ihren Daumen und Zeigefingern ein Rechteck und rahmte damit den Bohrturm ein, der vom Deck emporragte. »Sehen Sie? Das ist perfekt. «
Kate schüttelte den Kopf. »Warten Sie …«
Doch Tina blickte bereits an ihr vorbei zu einem Reporter, der ihr etwas zurief. »Entschuldigung, ich muss mal kurz da rüber«, sagte sie und schenkte Kate ein weiteres kalkuliertes Lächeln, ehe sie zum anderen Ende des Decks eilte.
Die Sicherheitsvorschriften auf einer Bohrinsel waren nicht verhandelbar. Sobald man einen Fuß auf eine Bohrinsel setzte, hatte man einen Schutzhelm zu tragen. Zu viele Dinge konnten schiefgehen, wenn man die
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