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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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der Bohrinsel befinden sich mehrere große Düsen, die sie ununterbrochen stabilisieren, indem sie Strömungen automatisch entgegenwirken und andere Kräfte ausgleichen, wie zum Beispiel Windböen oder tektonische Bewegungen.«
    »Was ist mit dem passiven System?«, fragte Parker. »Wie funktioniert das?«
    Kate war überrascht, dass Parker ihr trotz der vorherigen Ablenkung so genau zugehört hatte. »Gute Frage. Etwa zwanzig Meter unter der Meeresoberfläche befindet sich ein vierhundert Tonnen schweres Gewicht. Es ist auf einer Art Tragrahmen befestigt, der es möglich macht, dass sich das Gewicht horizontal verschiebt. Wolkenkratzer entlang der Pazifikküste sind mit ähnlichen Systemen ausgestattet, um den Kräften eines Erdbebens entgegenwirken zu können.« Sie sah keine Veranlassung, ihren Besuchern zu erzählen, dass das passive System im Begriff war zu versagen; stattdessen führte sie die Gruppe rasch zur Tür hinaus und die nächste Treppe hinauf.
    »Das ist das Herz der Bohrinsel«, sagte sie. »Die Bohrplattform.« In der Mitte des rutschigen Betonbodens befand sich ein Loch, durch das die sich momentan nicht in Betrieb befindliche Rohrleitung hinunter ins Meer führte.
    »So modern die Obelisk auch ist, sie funktioniert ganz ähnlich wie Anthony Lucas’ Bohrturm, mit dem er 1901 das Spindletop-Ölfeld angezapft hat. Man kann den Ablauf nur bis zu einem gewissen Grad automatisieren. Der Bohrvorgang an sich ist heutzutage noch eine genauso schmutzige, laute und händische Angelegenheit wie vor hundert Jahren. Wie Sie sehen können, befindet sich direkt über uns die für eine Bohrinsel charakteristische Krankonstruktion. Von hier bis zur Spitze des Turms sind es ungefähr zwanzig Meter. Das komplizierte, klauenartige Ding, das von dem Kran herabhängt, ist der Hakenblock.« Sie deutete auf den riesigen stählernen Greifer, der in der Mitte des Decks an Ketten herabhing. »An ihm ist das Bohrgestänge befestigt, und die große Ramme dort oben treibt das Rohr durch die Mitnehmerstange tiefer ins Bohrloch.«
    Parker trat an den Rand der Öffnung und spähte hinunter aufs Meer.
    »Sir, mir wäre es lieber, wenn Sie etwas Abstand halten würden. Ein falscher Schritt …«
    Parker richtete sich auf. »Gibt es auf dieser Bohrinsel irgendetwas , das nicht gefährlich ist?«
    Kate lachte. Ihr wurde bewusst, dass sie während ihrer Führung über die Bohrinsel auf eine Sache nach der anderen hingewiesen hatte, die Feuer fangen, explodieren oder einstürzen und einen zweiteilen konnte. »Ehrlich gesagt, nicht viel.«
    Parker sah an dem Bohrturm hinauf. »Arbeiten Sie manchmal selbst auf dem Bohrdeck?«
    Sie nickte. »Mein Vater war ein Selbstständiger in der Erdölbranche. Er hat in Texas zwei- oder dreimal mit Bohrungen ein Vermögen gemacht und anschließend alles wieder verloren. Während ich studiert habe, ist er ein viertes Mal bankrottgegangen, deshalb musste ich mir einen Job auf einer Bohrinsel und später als Taucherin suchen, um meine letzten beiden Jahre an der Uni zu finanzieren.«
    »Das muss ja ein ziemliches Abenteuer gewesen sein.«
    »Man könnte sagen, dass ich so einiges erlebt habe.«
    »Darauf möchte ich wetten«, sagte er.
    Kate führte die Gruppe durch die Innenräume der Wellhead Service Platform, zeigte ihren Besuchern die Kabinen, das chemische Labor und den Aufenthaltsraum.
    »Wie haben eine Belegschaft von achtundsechzig Personen«, sagte sie, als sie die Kantine betraten. Es handelte sich dabei um einen kleinen Raum, in dem wie in einer Grundschulcafeteria zusammengedrängt sechs lange Tische standen. »Jeder arbeitet Zehntageschichten, während derer er immer zwölf Stunden Dienst und anschließend zwölf Stunden frei hat. Abgesehen von der Bohr-Crew haben wir hier noch Elektriker, Schweißer, einen Bohrspülungsingenieur und verschiedene Techniker. Außerdem gibt es zwei Vollzeitköche, zwei Wäscherei-Angestellte, ein Dienstmädchen, einen Sanitäter …«
    »Das muss ja manchmal ein bisschen klaustrophobisch werden«, warf Parker ein.
    »Man gewöhnt sich daran«, erwiderte sie. Sie spürte ein leichtes Vibrieren unter den Füßen, schwächer als zuvor, und stellte dann erleichtert fest, dass Big Al über den stählernen Gitterboden auf sie zugestampft kam. »Entschuldige die Störung, Kate, aber die Fernsehleute kommen gerade an.«
    »Gehen wir wieder nach oben«, sagte Kate. »Ich möchte nicht unhöflich wirken, aber je schneller wir das hinter uns bringen, desto eher kann ich

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