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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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Tillman vom Militär abgeworben und für verdeckte Operationen rekrutiert worden war. Aber er wollte einfach nicht glauben, dass Onkel Earl Tillman tatsächlich geschickt hatte, um ihm einen Job auszureden, der wie geschaffen für ihn war und der den Höhepunkt seiner Karriere darstellte.
    »Onkel Earl hat dich geschickt«, sagte Gideon ungläubig.
    »Er hat mich nicht geschickt«, widersprach Tillman.
    »Doch, das hat er. Er hat dich geschickt, damit du mir diesen Job ausredest.«
    Tillman hielt dem anklagenden Blick seines Bruders stand, ehe er schließlich sagte: »Er dachte, ich kann dich vielleicht zur Vernunft bringen, dir klarmachen, dass du drauf und dran bist …« Tillman brach abrupt ab, als wollte er sich selbst daran hindern, eine rote Linie zu übertreten, da er wusste, dass es sonst kein Zurück mehr für ihn gab. Doch es war bereits zu spät.
    »Was?«, sagte Gideon und spürte kochende Wut in sich aufsteigen. »Dass ich drauf und dran bin, mein Land zu verraten? Nur zu. Sag es schon.«
    Tillman fixierte Gideon. Er kniff die Augen langsam zu schmalen Schlitzen zusammen.
    »Im Ernst, Tillman«, sagte Gideon. »Dachtet ihr wirklich, du könntest mich umstimmen, wenn du hierherkommst? Ihr beide liegt völlig falsch mit …«
    »Du weißt gar nichts, Gideon«, fiel ihm Tillman ins Wort. »Und dein eingebildetes Wissen ist gefährlicher, als du dir auch nur vorstellen kannst. Dein hochtrabendes Gelaber? Das ist alles Schwachsinn. Vor sechs Tagen ist ein Freund von mir in meinen Armen verblutet, während er versucht hat zu verhindern, dass ihm seine Gedärme in den Schoß rutschen. Wofür? Um dich und den Rest dieser Princeton-Scharlatane zu beschützen? Wir kämpfen gegen diese Verbrecher und Monster, die Flugzeuge in die Twin Towers geflogen haben, während du und deine Freunde Landesverrat begehen, indem ihr nach Ausreden für diese Mistkerle sucht und darüber diskutiert, warum sie uns wohl hassen könnten.«
    Der Geschäftsführer kam mit einem angespannten Lächeln schnurstracks auf Tillman und Gideon zu. »Vielleicht würden sich die Gentlemen wohler fühlen, wenn …«
    Gideon stand auf und stellte sich dem Geschäftsführer in den Weg, da er genau wusste, dass Tillman ihn krankenhausreif schlagen würde, falls er noch näher kam. »Wir kommen schon zurecht.« Der Geschäftsführer nickte und ging wieder.
    Gideon drehte sich zu Tillman um, der ihn kurz ansah und dann an ihm vorbei zur Tür stolperte. Gideon folgte seinem Bruder hinaus auf die dreiundvierzigste Straße, wo dieser herumwirbelte und ihn wortlos anstarrte, als wollte er sagen: Wir sind jenseits von Worten. Lass uns die Sache wie Männer austragen. Das war der Augenblick, in dem Gideon bewusst wurde, dass er Tillman am liebsten an die Gurgel gegangen wäre, dass er ihm am liebsten mit bloßen Händen den Hals umgedreht hätte. Und dieser Drang, seinen eigenen Bruder zu töten, hatte ihn sofort nüchtern werden lassen.
    »Du bist nicht der Einzige, der in seinem Leben Risiken eingegangen ist!«, schrie Gideon Tillman ins Gesicht. »Du kannst mir so oft widersprechen, wie du willst. Aber ich werde mich nicht hinstellen und mich von dir wie ein Idiot belehren lassen. Du hast Farbe bekannt. Gut. Das habe ich ebenfalls. Ich habe Prinzipien, an die ich glaube. Und wenn du das nicht respektieren kannst, dann hau wieder ab in deine Dschungel und deine Wüsten und schau deinen Kameraden nach Herzenslust beim Sterben zu. Aber mach nicht mich für ihren Tod verantwortlich. Ich glaube nämlich, dass es eine andere Lösung gibt.«
    Dann kehrte er seinem Bruder den Rücken zu und ging. Seitdem hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen.
    Gideon war nicht mehr dazu gekommen, Tillman zu sagen, dass er schon bald zu seiner ersten bedeutenden politischen Vermittlung aufbrechen würde, bei der er sein eigenes Leben aufs Spiel setzte. Es handelte sich um eine Strategie, die er in seiner Dissertation entwickelt und seitdem ständig verbessert hatte. Er würde sich in ein bergiges, kriegsgebeuteltes Gebiet begeben, wo er fast oder ganz ohne Personenschutz auskommen musste – ohne Waffen, ohne Luftstreitkräfte, ohne Marine, ohne Weltmacht im Rücken –, allein mit dem Vertrauen bewaffnet, das er bei den Mitgliedern der Kriegsparteien erworben hatte. Wenn er Erfolg hätte, würde er zahllosen unschuldigen Zivilisten das Leben retten. Wenn er scheiterte, würde er vor seinen Kollegen wie ein Idiot dastehen und möglicherweise verspielen, was einst eine

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