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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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dem Rücken, auf dem steht ›nicht Princeton-tauglich‹ oder was?«
    Tillman war einige Jahre zuvor aus der Armee ausgetreten, doch alles an ihm schrie geradezu »Soldat«. Er ließ sich sein Haar nach wie vor schneiden, als sei er jederzeit bereit für den Appellplatz – fast kahl rasierte Seiten, gekrönt von einem ausgeprägten Streifen mit dunklem, kurz geschorenem Haar. Vielleicht lag es aber auch an seiner Haltung, an der aufgestauten Wut, die den Anschein erweckte, als könne sie jeden Augenblick ausbrechen. Was auch immer es war, irgendetwas an ihm sorgte dafür, dass er fehl am Platz wirkte.
    »Reg dich nicht auf«, beschwichtigte ihn Gideon. »Das liegt vermutlich nur daran, dass sie dich nicht kennen.«
    Während sie miteinander sprachen, kam ein junger Mann mit wallendem Haar und einem Squashschläger unter dem Arm zur Tür hereingeschneit. Er warf Tillman einen kurzen Blick zu, als sei dieser ein Tier im Zoo.
    »Was ist los?«, sagte Tillman leise und bedachte den jungen Mann mit einem vernichtenden Blick. »Stimmt irgendwas nicht?«
    Der junge Mann schenkte ihm ein gequältes Lächeln. »Ich weiß nicht, was Ihr Problem ist, aber …« Er zuckte langsam und herablassend mit den Schultern.
    Tillman richtete sich halb auf und schien bereit zu sein, sich auf den jungen Mann zu stürzen. Gideon legte Tillman die Hand auf den Oberschenkel. Der junge Mann wich nervös zurück und umklammerte dabei seinen Squashschläger, als rechne er damit, ihn als Schutzschild gebrauchen zu müssen.
    Gideon gelang es, seinen Bruder zur Tiger Bar zu bugsieren, bevor irgendetwas passierte. Doch er erkannte, dass sich die Dinge bereits in die falsche Richtung entwickelten.
    Tillman hatte schon immer seine Verbundenheit mit der Arbeiterklasse betont und seine von Misstrauen bis zu unverblümtem Hass reichende Abneigung gegen all diejenigen bekundet, die zu irgendeinem anderen Anlass als einer Hochzeit oder einer Beerdigung eine Krawatte trugen: Bürokraten, Banker, Anwälte, Ärzte, Professoren. Tillman in den Princeton Club mitzunehmen, war ungefähr dasselbe, als hätte man vor einem Stier eine rote Fahne geschwenkt.
    Tillman leerte sein erstes Glas Whisky in einem Zug, bevor er zu einer seiner üblichen Hetzreden ansetzte. Besserwisserische Liberale und Medienexperten würden das Land zerstören, weil sie sich weigerten, die Armee zu unterstützen, während sich die Vereinten Nationen bei Terroristen und Dritte-Welt-Diktatoren einschleimten. Er zitierte Earl Parker ausgiebig. »Wie du weißt, sagt Onkel Earl immer …«, oder: »Erst letzte Woche hat Onkel Earl mir gesagt …« Sicherlich steckte in dem, was Tillman sagte, ein Funken Wahrheit. Doch er gestand niemals auch nur die Möglichkeit ein, dass Verhandeln mindestens ebenso viel Mut erforderte wie Kämpfen. Er schien zu glauben, dass es kein zwischenmenschliches Problem gab, das man nicht mit Gewalt hätte lösen können.
    Gideon hatte vorgehabt, die Unterhaltung damit zu beginnen, dass er Tillman von seiner bevorstehenden Einstellung bei den Vereinten Nationen erzählte. Doch Tillman ließ seinen Bruder nicht zu Wort kommen.
    Als Tillman bei seinem vierten Glenfiddich angelangt war, klang seine Stimme laut und hässlich. Andere Leute beobachteten ihn aus dem Augenwinkel und fragten sich vermutlich, wer dieser großmäulige Idiot mit dem Militärhaarschnitt war. Das schien Tillman nur noch lauter, wütender und beleidigender zu machen.
    Schließlich hatte Gideon genug. Es wurde Zeit, den Kurs ihrer Unterhaltung zu ändern. »Warte mal kurz«, sagte Gideon und hob die Hände. »Unterbrich deinen Vortrag für einen Moment und lass mich auch mal was sagen. Ich habe gute Neuigkeiten.«
    »Ich kenne sie bereits, deine guten Neuigkeiten«, erwiderte Tillman und verlieh den letzten beiden Worten eine sarkastische Note. »Diese Schlappschwänze bei den Vereinten Nationen haben dir einen Job angeboten.«
    Gideon spürte, wie er überrascht die Augenbrauen hochzog. »Woher weißt du das?«
    Tillman zögerte, ehe er antwortete. »Ich hab’s gehört.«
    Dann dämmerte es Gideon: Onkel Earl. Tillman musste es von ihm erfahren haben. Onkel Earl hatte so gute Beziehungen, dass er womöglich bereits von dem Jobangebot gewusst hatte, bevor Gideon Gelegenheit gehabt hatte, irgendjemandem davon zu erzählen.
    Gideon wusste seit einigen Jahren, dass zwischen Tillman und Onkel Earl irgendeine berufliche Verbindung bestand. Onkel Earl war maßgeblich daran beteiligt gewesen, dass

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