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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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Ordnung. Sie rauschten die Stirnseite der Welle hinauf, nahmen oben das Gas zurück, glitten ins Wellental hinunter und tauchten in die Stirnseite der nächsten Welle ein. Dabei gab es jedes Mal einen beängstigenden dumpfen Schlag, wenn sich die Welle über dem Bug brach und das Boot überflutete, das kurz erzitterte, ehe es wieder aus den Fluten schoss wie ein auftauchendes U-Boot.
    Die Obelisk befand sich nordöstlich von ihrem Startpunkt, doch die Wellen rollten von Osten an. Eine Zeit lang gelang es Taylor, direkt gegen die Wellen zu fahren. Sobald er jedoch den Kurs genau nach Norden korrigierte, trafen die Wellen den Rumpf seitlich. Und dabei zeigten sich die Schwächen des Boots.
    Jedes Mal, wenn das Boot den Scheitelpunkt einer Welle erreichte, neigte es sich zunächst nach Backbord und rollte dann schnell nach Steuerbord, wenn die Welle unter ihm durchlief. Die Wucht der Welle und das Gewicht des gepanzerten Rumpfs verstärkten die Tendenz des Boots, einfach weiterzurollen.
    Taylor stand im Ruderhaus neben Petty Officer Derrick Winters, der das Boot konzentriert und schweigend lenkte. Er hatte computergesteuerte Armaturen vor sich, die dem Cockpit eines Düsenjets alle Ehre gemacht hätten: Ladedruck, Öldruck, Kühlwassertemperatur, Kurs, Wassertiefe, Windgeschwindigkeit und -richtung, Radar, Sonar. Doch die Digitalanzeige, die der Captain besonders aufmerksam beobachtete, war der Neigungswinkelmesser, der verriet, wie stark das Boot rollte.
    Sie erreichten einen Wellenkamm, und das Boot neigte sich nach Steuerbord. Elf Grad. Zwölf Grad. Fünfzehn. Sechzehn. Schließlich fing sich das Boot und rollte zurück.
    »Steht das Boot das durch?«, fragte Taylor.
    »Ja, Sir.«
    Doch Taylor hörte die Unsicherheit in Winters’ Stimme. »Sosehr ich Ihren Optimismus zu schätzen weiß, eine ehrliche Antwort wäre mir lieber.«
    Winters antwortete nicht sofort. »Das werden wir recht bald herausfinden, Sir.«
    Plötzlich wurden sie von einer Stimme unterbrochen. »Wir haben einen Wassereinbruch, Sir.«
    Seit mindestens zehn Minuten schwappten ein paar Zentimeter Wasser im Ruderhaus hin und her.
    Das Ruderhaus des Boots war geschlossen, aber von irgendwoher drang Wasser ein. »Suchen Sie eine Pumpe, Mr Kennedy«, rief Taylor zurück.
    »Gaylord kümmert sich bereits darum, Sir«, schrie Kennedy. »Es gibt nur eine, und er hat sie auf höchster Stufe laufen.«
    »In Ordnung«, erwiderte Taylor.
    Das Wasser schwappte inzwischen über seine Stiefel. Er brauchte seinen Männern nicht zu sagen, was diese ohnehin schon wussten: Je mehr Wasser das Boot aufnahm, desto stärker würde es sich zur Seite neigen. Genug Wasser oder eine besonders hohe Welle und sie würden kentern.
    »Wann kommen wir voraussichtlich bei der Bohrinsel an?«, erkundigte sich Taylor.
    »In fünf Minuten, Sir«, sagte Winters. »Maximal sieben.«
    Taylor nickte.
    Sie erreichten den nächsten Wellenkamm. Das Boot rollte abermals. Neun Grad. Zwölf. Fünfzehn. Achtzehn. Hinter Taylor fiel irgendetwas krachend um. Das Boot rollte noch immer. Neunzehn Grad.
    »Komm schon, Baby. Komm schon.« Winters hantierte mit dem Gashebel und bahnte sich den Weg nach Steuerbord, wobei er minimale Anpassungen vornahm, um zu verhindern, dass sich das Boot noch stärker neigte.
    Schließlich fing sich das Boot wieder. Taylor stieß einen Seufzer aus, doch seine Erleichterung war nur von kurzer Dauer.
    »Oh, mein Gott!«, rief jemand.
    Taylor sah zunächst nichts. Im dämmrigen Licht war kaum zu erkennen, was außerhalb des Boots vor sich ging. Doch dann sah er, worauf seine Männer deuteten. Vor ihnen türmte sich ein riesiger schwarzer Berg auf. Taylor spürte plötzlich, wie er fiel, als befände er sich in einem Aufzug, dessen Seile gekappt worden waren. Das Boot gab ein schreckliches, markerschütterndes Ächzen von sich.
    Und dann wurden sie von der Welle erfasst.
    Die Nachricht, dass Gideon Davis noch am Leben war, hatte die Stimmung des Präsidenten verbessert, linderte aber nicht die Hilflosigkeit und die Besorgnis, die er empfand, als er im Kontrollraum saß und den SEAL-Einsatz mitverfolgte. Da die Bewölkung so dicht war, konnte der Satellit nur Wärmebilder auf den an der Wand montierten Bildschirm senden. Das Boot des Sultans erschien als orangefarbenes Dreieck, das durch die blauschwarze Meeresfläche zur Obelisk pflügte. In regelmäßigen Abständen brach eine Welle über das Boot, und das orangefarbene Dreieck verschwand für eine Weile. Doch es tauchte

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