Peacemaker
Dschihadisten auf dem Pick-up das Feuer.
»Halten Sie sich fest!«, brüllte Gideon. Er bückte sich, rammte dem CIA-Mann die Schulter in die Magengrube und hob ihn hoch.
»Mein Gott, Simpson, wie schwer sind Sie eigentlich?«, sagte Gideon, als er zu dem Boot wankte. Er versuchte, Simpson abzulenken, da er befürchtete, dieser könnte sonst versuchen, den Helden zu spielen, sich von Gideons Schulter rutschen lassen und damit dafür sorgen, dass keiner von beiden den Kai erreichte.
Gideon sah in der Bucht ein Boot, das auf sie zugerast kam.
»Das ist unser Boot!«, ächzte Simpson.
Es handelte sich um ein großes, stark motorisiertes Boot – eine Art Schnellboot –, das hinter sich eine gut sechs Meter hohe Heckwelle aufwarf. Der Seegang war ungewöhnlich stark, und es hob immer wieder ab, flog über eine Welle und schlug auf der nächsten auf.
»Setzen Sie mich ab«, sagte Simpson leise. »Sie werden es nicht schaffen, wenn …«
»Hundertzehn Kilo? Hundertzwölf?«
»Hundertfünfzehn«, sagte Simpson.
Das Schnellboot kam näher und verlangsamte sein Tempo, als es auf den Kai zufuhr. Gideon konnte drei Personen in dem Boot ausmachen, die allesamt bewaffnet waren. Er winkte dem Boot zu, das auf ihn zusteuerte und noch immer so schnell war, dass es den Anschein hatte, als würde es den Kai rammen. Im letzten Moment riss es den Bug herum, wobei sich das Heck ins Wasser bohrte und eine Welle aufwarf, die auf den Kai schwappte.
Gideon überquerte das letzte Stück Asphalt und stapfte über die letzten Meter Holzbelag, dann hievte er Simpson behutsam über das Dollbord.
Der Bootsführer hatte eine Zigarette im Mundwinkel und trug eine Sig-Sauer-Pistole an der Hüfte. Die anderen beiden Männer standen am Bug, ihre MP5-Maschinenpistolen im Anschlag.
Hinter sich hörte Gideon das Rattern des schweren Maschinengewehrs, das auf dem Pick-up der Dschihadisten montiert war. Er sprang über das Dollbord und landete neben Simpson auf den Füßen.
»Bringen Sie Mr Davis zum Flughafen«, rief Simpson dem Bootsführer zu.
Der Bootsführer rammte die beiden Gashebel nach vorne, und das Boot beschleunigte vom Kai weg, während die beiden CIA-Männer ununterbrochen mit ihren MP5-Maschinenpistolen feuerten. Sie waren noch keine fünfzehn Meter weit gekommen, als der weiße Pick-up genau auf sie zugerast kam. Er war inzwischen so nahe, dass Gideon den Fahrer sehen konnte, der über dem Lenkrad zusammengesunken war. Die Hälfte seines Kopfes fehlte. Der Pick-up schoss über das Ende des Kais hinaus und stürzte ins Meer.
Als sie den Kanal überquerten, gab Gideon dem Bootsführer Anweisungen. »Setzen Sie Simpson da drüben ab, damit er behandelt werden kann.« Er deutete auf das gepanzerte Fahrzeug der Nationalgarde.
»Ja, Sir.«
Während das leistungsstarke Boot beschleunigte, fasste Gideon den Plan in Worte, den er nach dem Absturz des Helikopters geschmiedet hatte. »Könnte das Boot es bei diesen Wetterbedingungen zur Obelisk schaffen?«
»Es könnte Sie bis zu den Pforten der Hölle bringen, Sir«, erwiderte der Bootsführer lakonisch. »Aber ohne Befugnis …« er brach ab und sah Simpson fragend an.
»Auf keinen Fall«, sagte Simpson. »Mr Davis wird zum Flughafen gebracht und fliegt umgehend nach Washington zurück.«
»Geben Sie mir Ihr Satellitentelefon«, forderte Gideon Simpson auf.
»Wie bitte?«
»Rufen Sie die Botschaft an und geben Sie mir dann Ihr Telefon.«
Simpson kam der Aufforderung widerwillig nach. Gideon nannte dem Telefonisten der Botschaft seinen Namen und bat darum, mit dem Präsidenten verbunden zu werden.
Kurz darauf hatte er Alton Diggs in der Leitung.
»Gideon«, sagte der Präsident, »ich freue mich, mit Ihnen zu sprechen.«
»Danke, Sir. Können Sie mir ein Update zur Lage auf der Obelisk geben?«, erkundigte sich Gideon.
»Dann wissen Sie also schon von Ihrem Bruder? Und von Earl?«
»Ja, Sir.« Beide Männer bekannten, dass sie sich Sorgen um Earl Parkers Leben machten, dann wiederholte Gideon, was er auf CNN gesehen hatte und was ihm Simpson erzählt hatte.
»Ich fürchte, die Situation hat sich noch verschlimmert.« Nach einer Pause fuhr der Präsident fort: »Ich habe ein SEAL-Team mit der Befreiung der Bohrinsel beauftragt, aber die Mission ist gescheitert. Und jetzt bleiben uns nur noch zwölf Stunden, um Forderungen nachzukommen, die wir unmöglich erfüllen können. Zu allem Übel bewegt sich auch noch ein Taifun auf die Bohrinsel zu. Unseren Meteorologen zufolge
Weitere Kostenlose Bücher