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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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ausgehen hörte. Er rechnete damit, dass die Dschihadisten bald auf die andere Seite laufen würden, war jedoch überrascht, dass sie so wenig Zeit verloren. Sein Herz pochte, als er die Vibration ihrer Schritte beim Überqueren der Brücke über ihnen spürte. Ihm war bewusst, dass sie ihn weder sehen noch hören konnten, doch sie waren nur beunruhigende Zentimeter entfernt, während Kate und er sich den Weg durch das rutschige Netzwerk aus nassem Stahl auf die andere Seite der Brücke bahnten.
    Das Metall war kalt und nass, und Windböen rüttelten an der Brücke, während sie sich Zentimeter um Zentimeter vorankämpften. Der Abstand zwischen den oberen und unteren Längsträgern, die durch X-förmige Verstrebungen miteinander verbunden waren, betrug ungefähr einen halben Meter. Gideon konnte sich mit seinen breiten Schultern nur mit Mühe durch die Zwischenräume zwängen. Da Kate schlanker und gelenkiger war als er, schlüpfte sie ohne große Probleme hindurch, und der Abstand zwischen ihnen vergrößerte sich mit jeder Minute.
    Unter ihnen hoben und senkten sich die von weißer Gischt gekrönten Wasserberge. Ein Ausrutscher und sie wären tot. Gideon war sich darüber im Klaren, dass er von Glück reden konnte, es überhaupt auf die Obelisk geschafft zu haben, nachdem sein Boot in Stücke geschossen worden war. Wenn er jetzt abstürzte, würde er keine zweite Chance bekommen. Selbst wenn er den Sturz ins Meer überleben sollte, würde ihn die Strömung im Handumdrehen mitreißen und es den Wellen überlassen, ihn nach Belieben zu ertränken.
    »Beeilung!«, zischte Kate. »Wenn sie merken, dass wir nicht auf der Nebenplattform sind, wird schnell jemand dahinterkommen, wo wir stecken.«
    Gideon warf einen finsteren Blick zum anderen Ende der Brücke. Er hatte noch immer gut zwanzig Meter vor sich. Seine Hände taten ihm bereits weh, und seine Schultern waren verschrammt von den engen Zwischenräumen in der Verstrebung, durch die er sich zwängen musste.
    Unter ihnen türmte sich ein von weißer Gischt gekrönter Wasserberg auf und drohte kurzzeitig, sie zu erdrücken. Doch wie schon andere Wellen zuvor senkte er sich schließlich wieder und rollte weiter. Gideon kämpfte sich weiter voran, zwängte sich durch einen Zwischenraum, streckte die Hand gefährlich weit zur nächsten Strebe aus, packte das kalte, glitschige Metall und …
    Rums.
    Eine seltsame Erschütterung ließ die ganze Bohrinsel vibrieren.
    »Was war das?«, zischte er.
    »Das erkläre ich Ihnen später, kommen Sie einfach«, erwiderte Kate. Inzwischen beobachtete sie ihn aufmerksam, als mache sie sich Sorgen, dass er es nicht schaffen werde.
    Noch fünfzehn Meter. Zwölf. Neun.
    Gideon kam nur im Schneckentempo voran. Und der Wind wurde mit jeder Minute spürbar stärker. Der einzige Vorteil an dem schlechten Wetter war, dass es ihnen Deckung bot. Selbst wenn die Dschihadisten in die richtige Richtung sahen, würden Kate und Gideon nur schwer auszumachen sein.
    Gideons Arme brannten, und seine Knie taten ihm weh. Jedes Mal, wenn er sich durch eine Lücke zwischen den Streben zwängte, spürte er einen stechenden Schmerz in den Schultern.
    Kate war nur noch etwa fünf Meter vom Geländer der Bohrplattform entfernt, und er befand sich nicht weit hinter ihr.
    Dann rutschte Kate ab. Im einen Moment war sie noch da und überquerte die Lücke zwischen zwei Querträgern … im nächsten hing sie mit einer Hand baumelnd an einer Strebe.
    Sie schrie auf. Reflexartig. Und laut.
    Gideon war sich sicher, dass sie irgendjemand gehört haben musste – trotz des Donnerns der Wellen und des Heulen des Winds.
    Sie versuchte verzweifelt, mit der anderen Hand Halt zu finden, musste jedoch gegen den Wind ankämpfen. Die Muskeln in ihrem Arm brannten. So fit sie körperlich auch war, sie würde sich auf keinen Fall länger als ein paar Sekunden halten können.
    Kates Gesicht war vor Entsetzen verzerrt. Im Lauf des Tages war sie dem Tod mehrmals nahe gekommen. Doch erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie weniger Angst davor hatte zu sterben als davor, nicht gelebt zu haben. Der Gedanke, ihr Leben verpasst zu haben, machte sie plötzlich traurig und wütend und gab ihr die Kraft, die Hand auszustrecken und die nasse Stahlstrebe zu packen.
    Gideon sah ihr dabei zu, aber er sah auch, dass sich ihr Griff wegen des starken Winds bald wieder lösen würde. Er würde es nicht schaffen, rechtzeitig zu ihr zu gelangen, indem er sich durch eine weitere Lücke zwischen den

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