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Peacemaker

Peacemaker

Titel: Peacemaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Gordon
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seinem Bruder vorlas, einem Fremden oder einer toten Verbindung. »Ganz oben steht ›Belobigung‹, dann kommt das:
    Dienstgrad und Truppenzugehörigkeit: Obergefreiter, U.S. Marine Corps, Erstes Bataillon, Siebte Marineinfanterie, Erste Marinedivision (wieder eingesetzt). Ort und Datum: Provinz Thua Thien, Vietnam. 10. März 1966. Dienstantritt in Washington, D. C. Geboren: 13. September 1945 in Staunton, Virginia. Belobigung: Für über die Pflicht hinausgehende, herausragende Tapferkeit unter Einsatz seines Lebens. Bei einer Routinepatrouille wurde der Zug des Obergefreiten Davis von einer Kompanie von Berufssoldaten der Nordvietnamesischen Volksarmee aus dem Hinterhalt angegriffen. Dabei wurden elf Marines getötet und drei der fünf Überlebenden verwundet. Der Obergefreite Davis ordnete den Obergefreiten Earl Parker an, sich mit den überlebenden Mitgliedern des Zugs zurückzuziehen und ihm Deckungsfeuer zu geben. Der Obergefreite Davis, ein überragender und besonnener Scharfschütze, tötete den Kommandanten der feindlichen Kompanie, drei Sergeants, einen MG-Schützen und einen Mörsertrupp, ehe ihm die Munition ausging und er von den verbliebenen Feindkräften attackiert wurde. Nur mit seiner Seitenwaffe und einer Granate bewaffnet, kämpfte der Obergefreite Davis Mann gegen Mann, tötete alle fünf feindlichen Soldaten und zog sich dabei eine Bajonettwunde, eine Schusswunde, mehrere Schrapnellwunden sowie einen gebrochenen Knöchel zu. Danach durchquerte er zwei Kilometer steiles und schlammiges Gelände, bis er schließlich in der Morgendämmerung seinen Stützpunkt erreichte. Durch seine Anstrengungen rettete der Obergefreite Davis die überlebenden Mitglieder seines Zugs vor der sicheren Vernichtung durch eine gut ausgebildete und zahlenmäßig überlegene Einheit. Sein Mut, seine Entschlusskraft und seine heldenhafte Aufopferungsbereitschaft spiegeln die ehrenwertesten Traditionen des Marine Corps und des U.S. Naval Service wider.
    Dad wurde die Tapferkeitsmedaille verliehen«, sagte Gideon. »Tillman?«
    Keine Antwort. Die Leitung war tot. Gideon fragte sich, wie lange er schon ins Leere vorgelesen hatte.
    Er wählte noch einmal, hörte aber nur ein seltsames Besetztzeichen.
    Dann nahm er abermals die letzten beiden Fotos in die Hand. Weniger als zwölf Monate trennten den grinsenden jungen Mann neben dem Auto von dem ausgelaugten Kriegsveteranen auf dem letzten Foto. Welcher dieser beiden Menschen war ihr Vater wirklich gewesen? Hatte die Heldentat in Vietnam den netten, lachenden jungen Mann in ein Monster verwandelt? Oder hatte sich der Killer mit dem ausdruckslosen Blick schon während der ersten achtzehn Jahre seines Lebens hinter einem gespielten Lächeln versteckt?
    Gideon machte die Schatulle zu, legte die Schatulle wieder in die kleine Schachtel, legte die kleine Schachtel wieder in die große Dose und verstaute die große Dose wieder im Wandschrank.
    Dann legte er sich aufs Bett und starrte die Schatten an, die über die Zimmerdecke wanderten, bis die Sonne aufging.
    SIEBENUNDZWANZIGSTES KAPITEL
    Chun suchte nach der Frau und patrouillierte gerade auf der Treppe neben der Brücke, als er plötzlich aus dem Augenwinkel etwas sah, eine flüchtige Bewegung an der Verankerung der Brücke drüben auf der Nebenplattform. Zumindest glaubte er, etwas gesehen zu haben. Als er hinüberblickte, war da nichts außer dem Regen, der vom Wind beinahe waagrecht geweht wurde. Bei diesem Wetter war ohnehin fast nichts zu erkennen. Vermutlich hatte es sich nur um Regentropfen gehandelt, die in der Nähe einer der unterhalb der Plattform angebrachten Lampen herumwirbelten.
    Als Chun auf dem C-Deck ankam, sah er Muammar, einen seiner Männer, mit dem Rad eines riesigen stählernen Absperrhahns am Ende der Brücke kämpfen. Es war ihnen bereits gelungen, eines der Zulaufventile zu schließen, doch dieses ließ sich nicht bewegen.
    »Das Ventil klemmt, Sir«, rief Muammar, an dessen Kleidern der Wind rüttelte.
    Chun schob den kleineren Mann beiseite und drehte mit einem Ruck an dem Rad. Zunächst hakte es, doch dann gab es nach und ließ sich leicht drehen. Er wirbelte das Rad herum. Die Flamme in der Mitte der Brücke wurde immer kleiner, dann ging sie ganz aus.
    »Los!«, rief Chun. »Finden Sie die Frau!« Chun folgte seinen Männern über die Brücke und hielt Ausschau nach der Frau im gelben Overall.
    Sie hatten es erst halb über die Brücke geschafft, als Gideon die zischende Stichflamme über ihnen

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